Episode 9: Hofrats Greatest Hits, DSA

Zock-Bock-Radio Episode 9

Nach einigen housekeeping-artigen Anmerkungen zu aktuellen Projekten wie ADDKON und den Wilden Gestaden gehen wir die Klassiker der Settembrini-DSA-Kritik durch und erläutern, warum und wie DSA ausgrenzend sein kann. WARNUNG: Wer kein Bock auf DSA-Kritik hat, steigt nach Minute 26 am besten aus. Es kommt bald ein Cast voller DSA-Liebe, dieser hier ist es nicht.

Shownotes

ADDKON AD&D-kompatibles Organisationsnetzwerk

Wilde Gestade, Beispielseite mit der Spielerkarte

Das LORP-Interview. Mit den Grundzügen der DSA-Kritik

Zum kommentierten Text von U. Kiesows „Auf ein Wort, verehrte Rollenspieler…“

Das zitierte Buch: Black Lamb and Grey Falcon von Rebecca West

Beteilige dich an der Unterhaltung

17 Kommentare

  1. Oh je, wollt vor drei Stunden schlafen gehen, dann hab ich das ZBR9 zu einer meiner zwei „hässlichen“ Jugendlieben entdeckt.
    Viel Wahrheit habt ihr da angesprochen und ich habe fleißig mitgeschrieben, meine Kommentare zum Gesagten dann, wenn’s passt, zum WE im Disputorium im entsprechenden Thread.
    Danke schon mal und bin auf die Gegenrede von Rillenmanni und Kirlilow sehr gespannt!

    1. Oha, unterhaltsamer nerdrage, aber nur sehr bedingt auf das heutige Aventurien zutreffend. Kiesow mit seinem Augenzwinkern ist seit 1997 tot und Römers Extremsimulationismus und Railsroading ist auch seit fast 10 Jahren aus DSA raus. Kritisiert doch mal das heutige DSA. Die “Redax-Meister-Verschwörung“ (= Autoreninformationen, die Spieler nie im Leben erfahren) existieren leider weiter, immerhin im Umfang gegenüber DSA 4.1 in reduzierter Variante. Bait-and-switch cover kann ich bei DSA5 eigentlich gar nicht erkennen, die sind sogar durchgehend sehr schön zum Inhalt passend. Und den Punkt Stimmungsspielzwang würde ich lange nicht so eng sehen wie ihr. Aber das mag ja stark rundenabhängig sein. Zum Beispiel haben wir dauerhaft einen Magierspieler dabei, der sich absolut nicht für den Hintergrund interessiert, was völlig Ok ist.

      1. @Cord: wir haben gestern mal DSA5 probiert, in Vorbereitung auf den Teil 2, da lassen wir uns ja die neueren Entwicklungen aufzeigen. Alles was ich bis 2010 gelesen hatte, war aber auch immer noch in der alten Schreibweise, Obskurantismus, Redax-Meister, und gaaaaaanz viel railroading. Plus, als Neuentwicklung: 10 Seiten nur für den Einstieg.

        1. @Settembrini: Alles klar, dann bin ich mal auf euren Teil 2 gespannt. Wir stecken gerade in dieser aktuellen, gefühlt ziemlich zähflüssigen Elfenkampagne, auf die eure railroading-Kritik leider zutrifft. Interessanterweise stört das gerade unseren hintergrundfernen Mitspieler am wenigsten 😉 Ich denke auch allgemein, dass railroad-plots aufgrund der geringeren Komplexität eher einsteigerfreundlich sind – nicht nur für Spielleiter. Selber habe ich aber wie ihr meistens mehr Spaß in improvisierten ‚open world‘ Szenen.

          Ich denke, man sollte ‚offizielle‘ plots als Spielleiter ganz systemunabhängig immer so verstehen, dass der Ablauf nur ein möglicher Vorschlag ist, der dann spontan angepasst oder weggelassen werden kann.

  2. Erneut eine sehr aufschlußreiche Episode, vielen Dank.
    Allerdings möchte ich eurer Interpretation von Kiesows beschriebener Hierarchie und deren Anerkennung widersprechen. Während er ab 01:15 meiner Meinung nach beschreibt, dass für einen jungen, sprich unerfahrenen Helden der König durchaus eine Respektsperson ist, der man vielleicht nur einmal im Leben begegnet; so deutet er ja mit ironisch-amüsiertem Unterton in dem Beispiel bei 1:17 an, dass der Aufstieg innerhalb dieser Hierarchie durchaus möglich und vielleicht sogar selbstverständlich ist: Natürlich sollte ein Krieger der Stufe 18 eine unzweifelhafte Autorität gegenüber dem einfachen Volk (hier: einem Portier) haben, natürlich stehen den Spielern damit ganz andere Möglichkeiten offen. Dass die Spieler, geprägt durch andere Erfahrungen, ihren eigenen Status – den Kiesow ihnen in seiner Formulierung meiner Meinung nach offen zugesteht – nicht zu erkennen vermögen, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

    Ansonsten: Sollte bei bei 01:35 mit dem DMG-konformen Befüllen antiquierter Aventurien-Hexkarten mein Blogartikel gemeint sein, so freue ich mich natürlich, wenn dieser dem Cast gefallen hat.
    Zu finden unter
    http://spiele-im-kopf.blogspot.com/2020/06/hexventurien-1986-gratenfels-und-umgebung.html

  3. @Klaus: Ja, genau, habe das in den Foren schon ergänzt gehabt, danke nochmal!
    Die Frage ist ja nicht wie spielerisch das Hierarchiespiel ist, sondern wie wichtig Hierarchien und Hierarchienspiel ist. Und da es in ganz vielen Kofnigrationen unwichtig, bei DSA und Vampire sehr, sehr wichtig ist, egal wie augenzwinkenrd oder ernst, ist das eine ganz markante Sache.

    Anders gesagt: nicht die Antwort, sondern die dauernde Frage nach „STATUS?!“, die ist aus meiner Sicht das Problem.
    Ansonsten finde ich kann man in vielen DSA Texten eine Scheinironie finden, die scheinbar negiert, aber um die Grundaussage am Ende doch stehen zu lassen. So wie die vielen Andeutungen und Ellipsen der Andeutung, die am Ende keine Pointe haben, nur eine Vortäuschen, aber Mitwissertum erheischen.

  4. W O W! Ich gebs zu, ich bin ein DSA-Fanboy, aber deinen Ausführungen kann ich zumindest bis DSA4.1 zustimmen. Ob das auch für DSA5 so gilt, bin ich mir nicht ganz sicher. Zumindest mit dem Regelwiki haben sie der Sammelwut (von Regelbänden, wobei ja jetzt Regeln auch auf Regio-Bänder verteilt sind, einen Riegel vorgeschoben). Ich als Rakshazar-Schreiberling nutze ja vor allem die Regeln, um meinen eigenen Kontinet mit Leben zu füllen.
    Sehr geile Folge!

      1. Das ist nicht zu verneinen. Ich sehe aber eine redliche Motivation dass man auch in der Lage sein soll mit weniger Büchern spielen zu können.
        Für Spieler die dann aus der Tiefe der Möglichkeiten schöpfen wollen ergibt sich dann leider eben genau dieses Problem, dass ein Zauber in 4!!! Büchern (und evtl. Abenteuerbänden) zu suchen ist. Für mich blöd, für Einsteiger sehr gut (was ich nicht bewerten möchte und das auch generell als nicht sinnvoll erachte)

  5. Hallo Leute,
    Jemand hat mir die Folge 11 gelinkt und ich hab natürlich erstmal geschaut was es noch so für Folgen gibt und bin über diese gestolpert. Mein Problem mit der Folge ist nicht das ihr Probleme mit dem DSA der 90iern and 2000ern habt, und viele Sache einfach heutzutage nicht mehr stimmen.

    Nein ich hab ein Problem mit der These an sich. Früher war alles besser, da gab es Rollenspieler an jeder Ecke, in 2009 war es schon schlechter und heut ist es noch schlechter.

    Rollenspiele sind in Deutschland groß geworden weil Schmidt Spiele es in alle Läden reingedrückt hat. Wollt ihr Monopolie und Puzzle dann müßt ihr auch DSA verkaufen und hinten drauf haben andere Rollenspiele auch Platz bekommen.

    Klar auch ohne DSA wären Rollenspiele auch so gekommen, aber niemals so schnell und groß und mit Fernseh Werbung? Mein Bruder und ich hätte in den 80iern niemals das Schwarze Auge entdeckt wenn wir in ein Fantastic Shop in Düsseldorf Bilk hätte gehen müssen.

    Davon abgesehen, ich bin mitte der 90ier nach Großbritannien ausgewandert (worden, aber das ist eine andere Geschichte) und stell Dir mal vor, auch hier gab es plötzlich Magic the Gathering, und dann Später irgendwann World of Warcraft und abgesehen von der D20 Welle ist da hobby hier auch geschrumpft, ganz ohne DSA.

    So die letzten 5 Jahre sind Rollenspiele stark im kommen. Aber auch in Deutschland. Schau Dir doch mal System Matters an, oder Hexxen, oder Splittermond. Ich würde mich wundern wenn 2009 jemand in Deutschland mehr Rollenspiele verkauft als heute?

    Schau Dir doch die Rocketbeans an, die 5000 Regelwerke einfach so ausverkauft haben, und sofort in eine 2. auflage gehen mussten, wer hat denn 5000 Regelwerke in 2009 Verkauft?

    Also ich glaube es gibt heute viel mehr rollenspieler als 2009, aber die bewegen sich vielleicht nichtmehr in den gleichen Kreisen wie früher. Aber ich würde gerne mal Zahlen sehen, was so über die Ladentheke gegangen ist 2009 and 2019 so zum Vergleich.

    Es tut mir Leid das du DSA so schlecht kennengelernt hast. Wir sind im Spielwarenladen über die Bücher gestolpert, haben viele Abenteuer gespielt aber auch viel eigenes Zeug und dann bin ich Schottland gezogen und war weg vom Fenster.

    DSA 4 hat es kurz mal im Englischen versucht, aber mit so einem Buch hätte ich hier auch keine Gruppe zusammenbekommen. Viel zu kompliziert aber DSA 5 ist Einsteigerfreundlich, sieht gut aus (ist wichtig denn wenn ich den Leuten hier ein häßliches Buch vorsetzte will das eh keiner spielen) und wir sind jetzt schon seit fast 3 Jahren jede Woche glücklich in Aventurien.

    Und klar, mein Lebenslauf ist nicht der normale, und vielleicht wussten wir gar das wir falsch Spass hatten, aber ich hatte immer beim Rollenspiel Spass und Leute, wenn sich da 5 Stimmungsspieler in ihrer Kammer die Feder zublasen, dann lasst sie doch. Solange alle glücklich sind. Ist ja nicht so als könntest Du nicht etwas anderes Spielen, vor allem jetzt online.

    Hey, trotzdem Danke für die Folge. Selbst wenn ich das Problem nicht sehe, und glaube die Kernthese ist falsch, hat es mir trotzdem Spass gemacht.

    Und bevor jetzt jemand kommt und sagt, wir haben ein DSA 5 Abenteuer gespielt und es war genauso. 1. Wenn Du nach einem Problem suchst wirst Du es finden. Geh mal raus und schau nach roten Autos, stehen an jeder Ecke, überall. Aber beim letzten mal nach Hause kommen sind dir da rote Autos aufgefallen? Obwohl die doch überall sind? Hier heißt das Confirmation Bias.

    Ausserdem nimm dir Doch ein paar von den letzten D&D großen Abenteuern, da steht auch vorher fest was die Helden machen werden.

    Genug geschrieben, ich geh jetzt mit meinen Kindern spielen.

    Alles gute und ich freu mich schon auf Folge 11. 🙂

    1. Danke für Deine Eindrücke, freut mich, daß es trotzdem Spaß gemacht hat! In Großbritannien gibt es halt eine riesige Wargamingszene Minis & Hex/ Counter, in Edinburgh gab es so 2012-ish noch drei Läden dafür. Ich denke da ist Rollenspiel nicht so zentral, war mein Eindruck. Insofern hat das vlt. auch damit zu tun.

      1. Danke für die Antword,
        mein Kommentar war dann doch ein wenig rant-ig. Tja was will man machen.

        Klar hat das große Wargaming etwas damit zu tun hier, leider weiß ich nicht wieviele von den Läden die Corona Krise überleben.

        Aber auch klar das Leute wie Critical Role und Stars play D&D, sowie Big Bang und Stranger Things haben alle was damit zu tun das es die neue Rollenspiel Welle gibt. Leute mit denen ich seit Jahren Brettspiele spiele fragen plötzlich ob ich was D&D für die leiten kann (weil sie den Namen kennen) und jetzt spielen sie halt The Dark Eye (weil ich das lieber meistere als D&D).

        Alles gute für Euch,

        Lambert

  6. Hallo Settembrini,

    Ich war zuerst abgeschreckt von der Länge des Podcasts aber fand ihn wirklich sehr gut.
    Ich bin nach sehr langer Pause (damals DSA 2) vor ca. 2 Jahren wieder mit DSA 5 eingestiegen und habe damit sehr viel Spaß. Ich kenne über DSA 4 nur die Kommentare in den Foren und das muss ja eine Monstrosität an Regeln gewesen sein. Trotzdem schreckt mich der ganze Metaplot-, Briefspiel- und Realismuskram schon ab und macht es mir schwer eigene DIY Abenteuer zu starten da ich nicht die tausenden von Publikationen lesen möchte um alles „richtig“ zu machen. Gefühlt müsste ja jeden Abend die Rollenspielpolizei bei einer DSA-Runde die Tür eintreten weil man den Namen vom örtlichen Baron nicht kennt. Ich werde das aber jetzt alles ignorieren und mir eine schöne Region zum Sandboxen suchen.

    Was ihr zur Sammelwut gesagt habt kann ich auch voll unterschreiben. Ich meine das sogar in einem Podcast von der Redax gehört zu haben dass die „alten Hasen“ zwar keine Zeit mehr zum Spielen haben aber, dank gutem Job, genug Kohle haben um sich alles zu kaufen und zu lesen. Das ist wirklich nicht die richtige Richtung für die Szene.

    Das einzige was ich nicht gecheckt habe ist das „Stimmungspiel“. Das scheint ja bei euch echt das Thema zu sein. Die Publikationen die ihr da vorgelesen habt wie man „richtig“ Spielt kannte ich gar nicht und sind natürlich der Hammer. Aber ich frage mich wer das kennt und ob man sich dadurch beeinflussen lässt. Am Ende des Tages soll ja jeder so spielen wie er möchte und das habe ich bisher auch so erlebt. Auch verstehe ich unter Stimmungsspiel sowas wie Immersion. In einem Fantasy Setting habe ich persönlich viel Spaß wenn die Stimmung gut rüber kommt. Auch verstehe ich da den Fokus auf DSA nicht. Gerade bei vielen anderen Spielen oder Welten steht doch die Stimmung noch viel mehr im Vordergrund, z.B. Herr der Ringe, Star Wars, D&D, Warhammer (40k) und viele mehr. Was ich eher verstehen würde ist, dass es eine typisch deutsche Sache zu sein scheint für sich zu definieren wie man „richtig“ Spielt und den Spaß zu „maximieren“.

    Abschließend möchte ich noch was zum Thema Kommerzialisierung sagen. Das habt ihr zwar eher nebenbei angesprochen aber da gibt es in den DSA Foren immer sehr starke Meinungen zu was mich stört. Zum einen ist Ulisses in Deutschland im Vergleich zu Wizards of the Coasts und Games Workshop ein leider sehr kleiner Fisch und zweitens finde ich dass es der Szene sehr zuträglich wäre wenn wir da ein kommerzielles Schwergewicht hätten. Nur so war es in den USA möglich die Marke D&D sehr bekannt zu machen (z.B. Stranger Things und Big Bang Theory) was sich sicherlich positiv auf das gesamte Ökosystem auswirkt.

    My 2 cents, mike drop, vielen Dank

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