Disputorium

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Der Untergang des Rollenspiels

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Zitat von ErikErikson am 4. Januar 2020, 11:48 Uhr

Ist doch schön, wenn ich mal einfach taktisch drauflosspielen kann, ohne mir überlegen zu müssen, ob das die zarte Seele meines Charakters überhaupt verkraftet.

Klar, und dann kann man auch einfach ein Brettspiel oder Tabletop machen...

Da! Da! Das ist genau das, wovor ich zu warnen versucht habe! Und wofür ich auch noch an den Pranger gestellt wurde!

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Zitat von RPGnosis am 4. Januar 2020, 13:05 Uhr
Zitat von ErikErikson am 4. Januar 2020, 11:48 Uhr

Ist doch schön, wenn ich mal einfach taktisch drauflosspielen kann, ohne mir überlegen zu müssen, ob das die zarte Seele meines Charakters überhaupt verkraftet.

Klar, und dann kann man auch einfach ein Brettspiel oder Tabletop machen...

Das ist doch Ironie, oder?

Zitat von Settembrini am 3. Januar 2020, 21:21 Uhr

Kausalität, Schicksal und Zufall.

Das waren die Dinge, die durchaus beißend, von Pierce, Elliot, kirilow und mir im ersten Disputorium und weiland auf theRPGsite diskutiert haben. Der ganze Nexus von Kausalität und moralischer Entscheidung liegt dem ganzen Storysoßenkram zugrunde und hat auch in der popkultur Wurzeln geschlagen. Usw usf. Also wenn Du ein paar Juicy passagen aus dem Spengler hast, laß rocken!

Im Band I von "Der Untergang des Abendlandes", im ersten Teil von Kapitel II, "Das Problem der Weltgeschichte" geht es Spengler um seine Grundidee; verfälschend verkürzt: Es gab/gibt in der Weltgeschichte verschiedene Kulturen, die sich ähnlich wie Lebewesen entwickeln, und man kann Homologien und "Gleichzeitigkeiten" erkennen und daraus einen Erkenntnisgewinn ziehen. Das ist der Grundgedanke, mit dem es dann gleich im zweiten Teil von Kapitel II weitergeht, übertitelt mit "Schicksalsidee und Kausalitätsprinzip". Es beginnt mit:

"Dieser Gedankengang erschließt endlich den Blick auf einen Gegensatz, der den Schlüssel zu einem der ältesten und mächtigsten Menschheitsprobleme bildet, das erst durch ihn zugänglich und - soweit das Wort überhaupt einen Sinn hat - lösbar erscheint: der Gegensatz von Schiscksalsidee und Kausalitätsprinzip, der wohl niemals bisher als solcher, in seiner tiefen, weltgestaltenden Notwendigkeit erkannt worden ist."

Später:

"Zwischen Schicksal und Zufall scheint zunächst nur ein Gradunterschied an Gehalt zu bestehen. Man empfindet es etwa als Zufall, daß Goethe nach Sesenheim, und als Schicksal, daß er nach Weimar kam. Das eine scheint Episode, das andre Epoche zu sein. Indessen wird daraus deutlich, daß die Unterscheidung vom innern Range des Menschen abhängt, der sie trifft. Der Menge wird selbst das Leben Goethes als eine Reihe anekdotischer Zufälle erscheinen; wenige werden mit Erstaunen empfinden, welche symbolische Notwendigkeit in ihm auch noch dem Unbedeutendsten innewohnt."

Noch später:

"Die Welt des Zufalls ist die Welt der einmalig-wirklichen Tatsachen, denen wir als Zukunft sehnsüchtig oder angstvoll entgegenleben, die uns als lebendige Gegenwart erheben oder bedrücken, die wir schauend als Vergangenheit mit Freude oder Trauer wiedererleben können. Die Welt der Ursache und Wirkung ist die Welt des Beständig-Möglichen, die Welt der zeitlosen Wahrheiten, die man zerlegend und unterscheidend erkennt."

Ich finde Spengler wahnsinnig spannend. Bei vielen der Sachen, die ich halbwegs kapiere, meint mein Bauch: "Ja, das resoniert." Und mein Kopf meint: "Moooment! SO kann man das doch nicht machen!" Und dann gibt es wieder Details, die er postuliert, die durch moderne Archäologie gestützt werden.

Und das HAT alles auch irgendwie mit Rollenspiel zu tun.

ich verstehe die Grundidee, das sich Kulturen wie lebewesen entwickeln. Nur, was hat das mit Schicksal, Zufall und kausalität zu tun?

Und warum ist Schicksalsidee und Kausalitätsprinzip ein gegensatz? ich dachte, Schicksal baut auf Kausalität auf? Kausalität ist Ursache-Wirkung, und Schicksal basiert auf Ursache-Wirkung (Weil damals bei der geburt das omen am Himmel war, wird das Kind ein König). Ich hätte nun erwartet, das Zufall und Schicksal der gegensatz sind.

 

Zitat von ErikErikson am 4. Januar 2020, 21:46 Uhr

ich verstehe die Grundidee, das sich Kulturen wie lebewesen entwickeln. Nur, was hat das mit Schicksal, Zufall und kausalität zu tun?

Und warum ist Schicksalsidee und Kausalitätsprinzip ein gegensatz? ich dachte, Schicksal baut auf Kausalität auf? Kausalität ist Ursache-Wirkung, und Schicksal basiert auf Ursache-Wirkung (Weil damals bei der geburt das omen am Himmel war, wird das Kind ein König). Ich hätte nun erwartet, das Zufall und Schicksal der gegensatz sind.

 

Ohne philosophische Vorbildung zu haben:

Kausalität ist für mich Ursache-Wirkung, auf die ich Einfluss nehmen kann, weil ich irgendwann in der Kette eigene Entscheidungen treffen und für das Ergebnis verantwortlich bin. Für das Rollenspiel: Aktive Gestaltung, den SL immer wieder herausfordernd.

Schicksal ist für mich das Vorherbestimmte, in das ich mich "schicksalsergeben" zu fügen habe. Quasi, das Eisenbahnspiel der Götter. Auf das RSP bezogen: Passiv, antriebslos, den Äußerungen des "Meisters" folgend.

Ja, so macht das Sinn. Und man kann es dann den beiden Richtungen SCHERZ und ARS zuordnen.

Spengler ist gefährlich. Ich wollte nur darauf hinweisen, weil der eine oder andere nicht so im Thema drinsteckt.

Ich hätte nichts geschrieben, aber wenn so oft betont wird, dass man sich nicht mit Philosophie auskennt, dachte ich, ich merke das mal an.

Wie gefährlich? So wie Slotterdejk eine gefahr für die geistige gesundheit, wenn man sein zeug liest?

Naja, so Ernst Jünger-gefährlich. Ich schreibe das wirklich nur, weil ich den Eindruck habe, dass viele hier mit dem Namen gar nichts anfangen können.

Es passiert nichts schlimmes, wenn man ihn liest, aber man sollte wissen, was man da liest und wo da unangenehme Querverbindungen sind - die eher aus Entstehungszeitgründen und kulturellem Umfeld, als aus Absicht dort sind, das wird man sagen können.

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