Disputorium

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Die Schüchternheit der Menschen der Fernen Zukunft

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Ich wollte damit nicht den Roll-Inclusive Faden zuspammen, aber eine Wahrnehmung habe ich, was Sci-Fi insgesamt angeht: Sie blenden das Thema Liebe, Romantik, Sexualität auf allen Ebenen aus. Nicht nur in der Hard SF, sondern auch in der Sprache Opera.

Sie wirken deutlich verklemmter als Sachen aus der Fantasynische, es ist komplett hetero- und cisnormativ, und selbst dann wirkt alles hölzern und aufgesetzt. Bestes Beispiel: Troy und Ryker aus Star Trek, und natürlich die gesamte Annakin-Padme-Story.

Eine Ausnahme ist Cyberpunk und verwandte Werke, vielleicht noch Torchwood, aber das war es dann auch.

Disclaimer: Ich will gar nicht, dass diese Elemente um ihrer selbst Willen eingefügt werden, allein, dass mir da im Fantasybereich lockerer mit umgegangen wird und man da mehr von sieht, wundert mich.

Gerade weil es sich um Geschichten aus der Zukunft handelt, müsste ja der Blick des Werks auf diese Dinge ein anderer sein, als der, den wir heute haben.

Wo sind die lesbischen Raumkapitäninnen und schwulen Elitesoldaten?

Wo sind die Rotlichttabellen für Traveller?

Wo sind romantische Geschichten und echte Liebesabenteuer im kalten Nichts zwischen den Sternen und auf fernen Welten entstanden?

Gab es das dennoch in Euren Runden? Dann berichtet, wie es lief!

Oder seit ihr anderer Meinung?

Dann freue ich mich über Gegenbeispiele!

Bei dem ganzen Science-Fiction-Kram, den ich in meiner Jugend gelesen habe, kann ich mich nicht über einen Mangel an (oft schlechten) Sex-Szenen beschweren.

Den Themenkomplex Liebe, Partnerschaft, Romantik etc. gut behandelt, vor Space-Opera-Kulisse: Die "Vorkosigan"-Reihe von Lois McMaster Bujold, da gibt's auch ein GURPS-Quellenbuch dazu.

Vielleicht sind diese Dinge für die entsprechenden Geschichten einfach völlig irrelevant? Bisher hatte das in der Art wie ich spiele eher eine untergeordnete Rolle, wenn überhaupt. In Abenteuer-Geschichten ist es schlichtweg uninteressant welche sexuelle Orientierung die NPCs haben, es sei denn diese Orientierung ist plotrelevant. Ich denke nicht, dass es z.B. im Herrn der ringe (jaja ... keine SciFi) irgendeinen wirklich interessiert hätte, ob Sam schwul oder gar transgender ist. Es hat einfach keinen Einfluss auf die Handlung/Geschichte.

Auch in deinen Beispielen interessiert es nicht wirklich. StarTrek hatte für mich noch nie einen echten Bezug zu Romantik - für so etwas gibt es dann eben Legenden-de-Leidenschaft und ähnliches Gesülze. Auch die Love-Affair Han-Leia hat keinen Mehrwert zu StarWars geliefert, sondern maximal ein Hollywood-Bedürfnis befriedigt.

In unserer großen StarWars-Kampagne gab es genau zwei Pärchenbildungen: die eine zwischen dem "Helden" (gespielt von einer Frau) und einem weiblichen SC (gespielt von einer Frau), sowie von meinem Jedi zur Schwester des Helden (NPC). Außer am Rande hatte das allerdings für die gespielten Abenteuer keinerlei Relevanz. Es verband zunächst eben nur die beiden neuen Charaktere (weiblicher SC & Mich) mit der bereits bestehenden Kampagne.

IM Vampire-Live habe ich lange Jahre (und wohl recht überzeugend) einen schwulen Charakter gespielt, der mit einem anderen Live-Charakter ein Paar war. Da hatte es etwas mehr Relevanz, da es im Live-Spiel immer auch um die Charaktere geht und beide Charaktere Primogene waren. Wir waren wohl so überzeugend, dass einige echt schwule Mitspieler davon ausgingen, dass wir auch im Real-Life ein Pärchen seien ; entsprechend groß war einst die Enttäuschung als wir beide offenbarten, dass wir beide im Real-Life mit Frauen verheiratet waren ...

Wenn Romantik und Sexualität kampagnenrelevante Strukturen darstellen würden, dann hätten sie vermutlich auch eine Bedeutung am Spieltisch. Wenn ich jetzt einen Wirt als offen schwul spiele wird jedoch jeder meiner Spieler einen Plothhook wittern, ergo glauben, dass das Schwulsein hier plotrelevant ist. Insofern sehr ich doch eher davon ab meinen NSCs eine sexuelle Orientierung mit auf den Weg zu geben. Im ARS ist das meiner Meinung nach einfach vernachlässigbar.

Stimme der Vernunft. 4E Archoangel - love me or leave me!

Danke für Eure Antworten!

Vorkosigan fehlt mir eh noch.

Archo, Du hast vermutlich recht.

Irgendwas war mir aber noch aufgefallen, kann den Finger nicht drauf legen.

Liebe und Romantik kommt in meinen Runden vor, sexuelle Ausrichtungen, Neigungen und Vorlieben ebenfalls. Ist genau so menschlich wie töten und getötet werden. Und das ist ja oft zentrales Element eines Rollenspiels.

War was wen und wie anziehend findet, ist ja in Systemen wichtig, in denen es zum Beispiel Talente/Feats gibt, die mal mehr und mal weniger auf Zwischenmenschliches abzielen. Das kommt bei Settings für Savage Worlds vor oder bei SF-Systemen wie Infinity. Da ich gerne mit viel sozialer Interaktion leite und spiele, sind diese Aspekte des Menschseins für mich ebenfalls relevant. So kann man zum Beispiel emotionalen Schaden anrichten (MHR). Um jemanden zu verletzen oder zu vernichten ist es nicht immer nötig ein Schwert oder eine Kugel zu benutzen.

ReadU
Taysal

Archo, wow! Du krasser Charakterdarsteller! 😀

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Interessante Beobachtung, Oger!

Wundert mich tatsächlich auch. The Dancers at the End of  Time von Moorcock fällt mir spontan als Werk ein, bei dem solche Themen Erwähnung finden. Dort aber vor allem im Kontext der unendlichen Dekadenz der Welt.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

In Der Ewige Krieg kehren zwei Veteranen heim. Ein paar Jahrhunderte sind dabei vergangen und die Heimatwelt hat sich inzwischen komplett homosexuell normiert!

 

Davon inspiriert habe ich für meine letzte Traveller-Kampagne für alle Heimatwelten kulturelle und sexuelle Normen ausgearbeitet. Die findest du hier:

https://ghoultunnel.wordpress.com/category/abenteuerspiel/traveller/

 

Bei der Charaktererschaffung kam es zu einer lesbischen Ehe zwischen Spielerinnen-Personnagen (Kapitän-Leutnant und Fähnrich, um Ogers Frage zu beabtworten). Im Spiel ging es auch nicht gerade steril zu. Das alternde Holofilm-Sternchen machte einen blinden Passagier zu ihrem boy toy. Ein bisexueller Spielercharakter lief nur mit Maske und sonst recht wenig umher - er stammte von Hwicce: https://ghoultunnel.wordpress.com/2018/03/17/wight-w/

Der Spieler trug auch eine Maske am Spieltisch, behielt aber zum Glück für uns alle seine Kleidung an.

Beim Sex wurde seine Personnage von einem Gehirnparasiten befallen. Das spontane Stelldichein erwies sich somit als sehr plotrelevant.

Also nein, SciFi muss nicht klinisch steril ablaufen. Einfach mehr von Barbarella inspirieren lassen als von Star Trek Wars! 😉

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Iain Banks ist auch nicht zimperlich.

Vermutlich ist ein Faktor die Zielgruppe des Autors. Katholische Pfadfinder-Jungs (und deren Eltern) oder Erwachsene, je in den 1970ern oder heute.

Dune.

Im Rollenspiel erscheint mir das nicht mehr oder weniger häufig als bei der Fantasy-Verwandtschaft.

Aber das Fehlen/die geringere Prominenz von Rotlichttabellen und eines Book of Erotic Science scheint auch nicht ganz von der Hand zu weisen.

Current thinking of this agency: 10 Ignores
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