Disputorium

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Die Schüchternheit der Menschen der Fernen Zukunft

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Vorkosigan kann ich auch empfehlen, was Space Opera und Romantik angeht. Lois Bujold ist eine ganz tolle Autorin, auch ihre Fantasy-Sachen sind super. Sehr produktiv, vielfach ausgezeichnet, geteilter erster Platz bei den Hugos zusammen mit Robert Heinlein etc. Das einzige, was mich bei ihr ein bisschen stört, ist, dass sie speziell in Vorkosigan oft das Abenteuer mit einem ziemlich unwahrscheinlichen Zufall einleitet.

The Left Hand of Darkness von Ursula LeGuin wäre noch zu nennen, Social SF at its best, hier gibt es kein "boy meets girl" sondern Geschlecht und Sexualität werden mit den Mitteln der SF ganz neu dekliniert. Poetisch und visionär, ein absoluter Meilenstein des Genres. Auch das andere SF-Meisterwerk von LeGuin, The Dispossessed, spart Sexualität nicht aus, wobei es dort mehr um Anarchismus und Kapitalismus geht.

In Kino und Fernsehen fällt mir jetzt auf Anhieb nichts an SF ein, wo Romantik und Sexualität zentral wäre , aber deinen ganz harmlosen romantischen Subplot kriegst du schon serviert im BSG Reboot oder Firefly oder Guardians of the Galaxy. Oder, da du Star Trek ansprichst, in DS9 gab es die Folge "Wiedervereinigung", in der es um ein Tabu der Trill geht, inklusive speicheligem Kuss zwischen Jadzia Dax und einer anderen Frau, hat mir als Teenager super gefallen. 8)

In meinen SF-Kampagnen kam das nicht mehr und nicht weniger vor als in Fantasy-Kampagnen, nämlich eher spärlich. Da war Vampire und dann später Indie-Krams tatsächlich wesentlich romantischer.

Fun Fact - Kennt jemand die schwedische Serie Real Humans (Äkta människor)?

Da geht es um Roboter, die gehackt wurden und einen freien Willen haben und wie unsere Gesellschaft mit der technologischen Veränderung umgeht.

Eine der freien Roboter ist total homophob, und man weiss nicht warum, bis sich herausstellt, sie wurde als Kindermädchen-Bot mit traditionellen Familienwerten programmiert. 😀

Edit: Diversität in Form eines neu entstehenden robophilen Fetischs (analog zum Furry-Phaenomaen) wird in der 2. Staffel breit thematisiert.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Hm... also für die nicht-Rollenspielquellen kann man das eigentlich nicht so unterschreiben. Ich find's auch etwas bizarr, hier Troi und Riker zu erwähnen (kein Fynsternys-Y bei einem der Namen, btw), obwohl die die ganze Serie über nur ein Ex-Pärchen waren. Insbesondere, da Riker und sein Vorgänger in dieser Hinsicht, Kirk, zum einen beide einen gut verdienten Ruf als TV-Schürzenjäger haben und zum anderen beide für die damalige Zeit kontroverse sexuelle Beziehungen auf den Fernsehschirm gebracht haben. "Plato's Stepchildren" und "The Outcast" mögen heutzutage sehr zahm wirken, aber für ihre Zeit war das nicht so. Bei DS9 und Voyager wurden diese Themen auch nicht gerade ausgespart (immer natürlich bedenkend, was man damals im Fernsehen machen konnte und was nicht.)

Auch bei der literarischen SF von Niven, Anderson und anderen spielt Sex (Romantische Liebe, weil komplexer, meistens eher nicht so... das alte Lied) eigentlich regelmäßig eine Rolle. Ist sicher auch dem zeitlichen Entstehungskontext geschuldet. Selbst Heinlein hat ja in dieser Phase sowas wie "Stranger in a strange Land" 'rausgehauen.
Eigentlich ist das nur bei Hard-SF von Leuten wie Lem oder Clarke, die sich eben mehr um Phänomene als um Menschen dreht, nicht der Fall. (Obwohl... bei "Solaris" ist eine Liebesbeziehung im Grunde genommen auch der zentrale Punkt.) Allerdings kann man dann auch Tolkien als "Hard-Fantasy" anführen, die ebenfalls ziemlich asexuell daherkommt.

Warum's beim Rollenspiel (nicht nur) Deiner Erfahrung nach anders läuft, weiß ich auch nicht so recht. Vielleicht liegt's daran, dass Rollenspiel-SF noch stärkeren Überhang zum Wargaming hatte und dass gerade bei Traveller die rationale NASA-Studies-Herangehensweise keine Anknüpfungspunkte für sowas geboten hat. Vielleicht auch daran, dass SF-Spiele noch stärker als Rollenspiele allgemein in den 80ern technikaffine junge männliche Nerds angesprochen haben, die sich mehr für Dinge als für Charakterbeziehungen interessiert haben.

Ich erinnere mich jedenfalls noch an Kiesows Beitrag in einer alten Wunderwelten: "Rüstungsschutz Null". Eine der möglichen hypothetischen Antworten von Rollenspielern auf das (semi-)erotische Szenario, das er in dieser Glosse geschildert hat, war "Ich spiele nur Traveller!"

@Topic: die älteren Sci-Fi Bücher, die ich las, stammen wohl eher von technikbegeisterten Autoren, gerade zur Zeit des Space Race. Die waren auch oft positiv und optimistisch.

Die habe ich gern gelesen.

Aber spätestens Mitte 90er war das nicht mehr so, da dürfte auch Cyberpunk dazu kommen.

Mitte 2000er wollte ich wieder in Perry Rhodan einsteigen (ich hatte die Hefte aus den 60ern bis 70ern stammend gelesen, kann da also gut einen Vergleich ziehen, hab mich u.A. auch am Culture Zyklus (Iain Banks) oder Andreas Brandhorst versucht.)
Der Unterschied war wie Tag und Nacht. Da ich kein Soziologe bin, war die Thematik für mich vollkommen uninteressant, ich könnte die Sachen nichtmal zuende lesen. Da erst bin ich dann auf (klassische)Fantasy ungeschwenkt, wo ich das in der Tat nicht so unerträglich aufdringlich wahrnahm.

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