Eine alternative DDR
@Goldrausch:
Ich weiß noch, dass wir damals dort im Urlaub waren, nach dem Mauerfall, vor der Wiedervereinigung. Auf Rügen.
Ich erinnere mich an Kornfelder, die, anders als im Westen, mit Kornblumen und Mohnblüten durchsetzt waren. Das gibt es wohl heute nicht mehr. Ich habe immer dieses Bild vor Augen, wenn ich "Blühende Landschaften" höre.
An einen Fischbrötchenverkäufer, den ich fragte, ob er sich über die Wiedervereinigung freue, und der mir dann davon erzählte, was er befürchtete: Ausverkauf, Massenarbeitslosigkeit.
Zwei Jahre später: Lichtenhagen.
Einige Unternehmer in meinem weiteren Umfeld haben profitiert, richtig reich geworden ist keiner von ihnen. Einer wurde von noch größeren Haien abgezockt.
Die Aktivitäten der "Dritten Generation" der RAF - sowie Bad Kleinen.
Historischer Umgang:
Schwieriges Thema. Ich kann mir vorstellen, dass sich dabei leicht jemand verletzt fühlen kann, und ja, die Gefahr der Verharmlosung der Taten besteht bzw. Das es so wahrgenommen wird.
Zitat von Hasran am 21. Februar 2020, 20:16 UhrZitat von tassander am 21. Februar 2020, 20:10 UhrWelchen Flavour stellts Du Dir denn vor... pulpig?
Welche Konflikte interessieren Dich denn an dem Setting?
Das weiß ich noch gar nicht... Hintergrund ist, dass ich gerade "Der deutsche Goldrausch" lese, was mir vor Augen führt, was für eine... Besondere Zeit das war. Und ich wollte mal lauschen, worin ihr die Besonderheiten seht.
Lithium finde ich auch super, übrigens.
🙂
Für mich ist die DDR der Inbegriff des Grauen - graue Anzüge und Hüte, Holz- und Lederimitat...
Aus meiner Sicht braucht man da etwas fantastisches, um dem Setting Schwung zu geben.
Wie wäre das: in den 70er Jahren ist ein UFO im Erzgebirge abgestürzt. Zeitgleich mit der Wende gelingt es dem Forscherteam der Karl-Marx-Universität Leipzig, die Funktionsweise des Antriebes zu entschlüsseln...
Ich hab da vor ca. 20 Jahren einen deutschen Alternativwelt-Roman gelesen, in dem die DDR durch irgend eine Wundererfindung die Energiewende schafft und den darbenden Westen anschließt. Ich komme aber nicht mehr auf den Titel.
Forscher der DDR erfinden die 'kalte Fusion' und machen den kommunistischen Staat zum Energieexporteur Nr.1 (Stichwort: Fleischmann-Pons, war eine Sensation damals)
Silokontal - eine Anspielung auf die osteuropäische Brustvergrößerungsindustrie?
Ich wäre hier ja mehr an einer Alternativgeschichte ohne Fantastik und ohne Lächerlichkeiten interessiert.
Wobei gerade in einem solchen Szenario dann die Frage ist, wie Spieler mit einzelnen Personnagen in der Lage sein sollen, das sichtbar (und planbar?) Herbeizuführen. Das ist mit einem ohnehin bereits fantastischen Einschnitt natürlich wesentlich einfacher (abgestürztes UFO: die Personnagen sind diejenigen, die es finden/bergen/beschützen/...; kalte Fusion: die Personnagen erzielen den Durchbruch/planen die Implementierung/heben die westliche Diversanten aus/...; ...). In einem Szenario ohne Fantastik kann ich mir das am ehesten noch als Polit-/Verhandlungsspiel (Personnagen als Teilnehmer bei einer als entscheidend definierten Sitzung), in Schlaglichtern mit wechselnden Personnagen, die dann zusammengenommen den veränderten Gang der Geschichte herbeiführen (auch wenn jede Einzelszene vielleicht gar nicht den Eindruck macht geschichtsträchtig/weltbewegend zu sein), oder quasi-passiv durch Alltagsspiel in dem aber einzelne alltägliche Entscheidungen (ganz plumpes Beispiel: gehen die Personnagen zur Montagsdemo oder nicht?) quasi als Indikatoren genutzt werden, um aus ihnen dann Veränderungen abzuleiten (fortgesetztes plumpes Beispiel: wenn die Personnagen geschlossen nicht zur Montagsdemo gehen, wird daraus abgeleitet, dass auch sonst sehr viel weniger Leute teilnehmen/die Demonstrationen weniger Beachtung finden). Ist aber eben alles andere Spielkost.
Ich würde die DDR nicht irgendwie finanziell mit Rohstoffen oder Alientechnologie pushen, sondern schon irgendwie das System so verändern, das es etwas besser funktionert.
Beispielsweise Marktwirtschaft einführen. Das würde ja schon reichen, damit die DDR halbwegs mit halten kann. Ob das politisch möglich gewesen wäre, kann ich nicht sagen. Und dann müsste man sich auch damit auseinandersetzten, was denn eine Utopie ausmachen, und warum die BRD heute oder damals keine war/ist. Ich denke, spätestens dann kommt dann hier wirklich der verfassungsschutz vorbei.
Zitat von tassander am 21. Februar 2020, 19:34 UhrZitat von Hasran am 21. Februar 2020, 19:04 UhrNach dem Fall der Mauer schafft die DDR sich ernsthaft von innen zu erneuern, bleibt unabhängig und steht für einen echte kommunistische Utopie.
Meine Fragen: Wie ist es dazu gekommen und was tun die Personnagen, um diese Ereignisse zu formen?
Damit die DDR nicht zusammenbricht, muss die demokratische DDR (Runder Tisch etc.) sich durchsetzen. Das können sie vor allem, wenn man den Bürgern nicht eine Wiedervereinigung mit D-Mark anbietet.
Einfachste Lösung: Oskar Lafontaine gewinnt die Wahl und wird Bundeskanzler. Der Grund dafür: eine Spendenaffäre schwächt Kohl, Geißler und Süssmuth nutzen das erfolgreich für seinen Sturz. Norbert Blüm zieht in die BT-Wahl und verliert gegen Lafontaine.
Auf der anderen Seite: Schwierig.
Am einfachsten fände ich einen Settingeingriff: statt Braunkohle gibt es Lithium. Dadurch wird die DDR so reich, dass sie eine echte Utopie durchsetzen kann.
Die Stasi hatte ja die Schwarz- und Bestechungsgelder um Kohl & Co ausführlich dokumentiert, durch ihren Spion "Fichtel" (Adolf Josef Kanter) im Herzen der CDU. Sie hatten alles, um Kohl tatsächlich zu stürzen. Nur hätte die DDR danach kein Druckmittel mehr gegen die neue BRD-Regierung mehr gehabt.
Fiktiv fallen mir noch ein paar Sachen ein, die in der BRD für Skandale und Destabilisierung gesorgt haben könnten:
- Es gab keine Dritte Generstion der RAF. Die wurde von den Geheimdiensten erfunden, um die Bevölkerung im Angstzustand zu halten und sich Ressourcen zu sichern. Die Morde wurden von Gladio-Agenten unter der Führung des Bundesamtes für Verfassungsschutz ausgeübt.
- Der Mord an Uwe Barschel. Die CIA oder der Mossad haben den Schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten mit Kenntnis und Billigung der Bundesregierung umgebracht, weil dieser mit der Offenlegung von Waffendeals drohte.
- Ein Netzwerk aus BND-Agenten, Diplomaten, Industriellen sowie Alt- und Neonazis unterstützte die rechtsgerichteten Diktaturen in Südamerika und die Südafrikanische Republik bei der Aufrechterhaltung ihrer Regime. Waffenembargos wurden umgangen, Dissidenten bespitzelt, Morde begangen und vertuscht.
- Reaktorunglück: Ein KKW im Herzen Deutschlands geht hoch. Die großflächige Verstrahlung führt zur Flucht von Millionen und zu einer Destabilisierung der politischen Verhältnisse.
- Franz-Josef Strauß hat genug vom Förderalismus und erklärt Bayern mit Unterstützung der Amis und der Geheimdienste Bayern für unabhängig.
- Die "Methode Pfeiffer" wird nicht nur in S-H, sondern auch die Sicherheitsbehörden durchgeführt: Groß angelegte Bespitzelungs- und Verleumdungskampagnen gegen Oppositionelle in der ganzen Republik werden gestartet. Ein BKA - Mann spielt daraufhin die Akten über die Maßnahmen dem Spiegel und anderen Medien zu.
Schwierig wird's halt, wenn man an Verschwörungstheorien anknüpft. Z.B.: Herrhausen wurde von der CIA ermordet, weil der die amerikanischen Banken "wie ein Kartenhaus" zusammenstürzen lassen wollte. Das habe ich in den 90ern oft gehört, von Leuten die sonst keine Folienhüte trugen.
Das ganze wird aufgedeckt und entfremdet die BRD von NATO/USA, in Folge verliert Kohl die Wahl etc.
Wie gesagt: schwierig, da Verschwörungstheorien, selbst rollenspielgeeignete (Reptiloiden!) von verblüffend vielen Idioten geglaubt werden.
Gleichzeitig gäbe das dem Setting natürlich eine gewisse "traction".