Disputorium

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Eine alternative DDR

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Zitat von tassander am 22. Februar 2020, 12:27 Uhr

Schwierig wird's halt, wenn man an Verschwörungstheorien anknüpft. Z.B.: Herrhausen wurde von der CIA ermordet, weil der die amerikanischen Banken "wie ein Kartenhaus" zusammenstürzen lassen wollte. Das habe ich in den 90ern oft gehört, von Leuten die sonst keine Folienhüte trugen.

Das ganze wird aufgedeckt und entfremdet die BRD von NATO/USA, in Folge verliert Kohl die Wahl etc.

Wie gesagt: schwierig, da Verschwörungstheorien, selbst rollenspielgeeignete (Reptiloiden!) von verblüffend vielen Idioten geglaubt werden.

Gleichzeitig gäbe das dem Setting natürlich eine gewisse "traction".

Du hast ein Stück weit recht, aber es braucht in meinen Augen eine plausible Erklärung dafür, warum die BRD/der Westen wirtschaftlich und politisch in die Binsen geht und die DDR/der Osten nicht.

Clancys Im Sturm fällt mir da noch ein, in der die UdSSR erfolgreich die NATO-Staaten auseinanderdividiert. Endet aber auch sehr kurz vor dem Atomkrieg, wenn ich mich recht erinnere.

Vielleicht muss man viel früher ansetzen als 89, um die Alternativwelt zu legitimieren. Ölkrise, vielleicht? Oder andernorts: Die USA brechen als Bündnispartner und Wirtschaftsmacht weg, und reißen den Westen mit in den Abgrund.

Zitat von Der Oger am 22. Februar 2020, 13:11 Uhr
Zitat von tassander am 22. Februar 2020, 12:27 Uhr

Schwierig wird's halt, wenn man an Verschwörungstheorien anknüpft. Z.B.: Herrhausen wurde von der CIA ermordet, weil der die amerikanischen Banken "wie ein Kartenhaus" zusammenstürzen lassen wollte. Das habe ich in den 90ern oft gehört, von Leuten die sonst keine Folienhüte trugen.

Das ganze wird aufgedeckt und entfremdet die BRD von NATO/USA, in Folge verliert Kohl die Wahl etc.

Wie gesagt: schwierig, da Verschwörungstheorien, selbst rollenspielgeeignete (Reptiloiden!) von verblüffend vielen Idioten geglaubt werden.

Gleichzeitig gäbe das dem Setting natürlich eine gewisse "traction".

Du hast ein Stück weit recht, aber es braucht in meinen Augen eine plausible Erklärung dafür, warum die BRD/der Westen wirtschaftlich und politisch in die Binsen geht und die DDR/der Osten nicht.

Clancys Im Sturm fällt mir da noch ein, in der die UdSSR erfolgreich die NATO-Staaten auseinanderdividiert. Endet aber auch sehr kurz vor dem Atomkrieg, wenn ich mich recht erinnere.

Vielleicht muss man viel früher ansetzen als 89, um die Alternativwelt zu legitimieren. Ölkrise, vielleicht? Oder andernorts: Die USA brechen als Bündnispartner und Wirtschaftsmacht weg, und reißen den Westen mit in den Abgrund.

Aber muss die BRD denn in die Binsen gehen?

Ich goutiere eure Ideen, frage mich aber immer noch was/wen ich da spielen will.

DDR/Mauerfall/Glasnost sind schon ein spannender Themenkomplex. Funktioniert es als reiner Spionagethriller und Gesellschaftskritik? Braucht es ein fantastisches/sci-fi Element? Bzw. funktioniert es als Setting ohne eindeutige Zuspitzung?

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Der Reihe nach:

Aber muss die BRD denn in die Binsen gehen?

Die Prämisse im OP war ja eine sozialistische Utopie. Es muss also irgendwas passiert sein, dass die DDR-Bürger nicht mehr in den Westen wollen, sondern (eventuell) umgekehrt.

Ich goutiere eure Ideen, frage mich aber immer noch was/wen ich da spielen will.

In einem Cordhosen-und- Kunstleder-Noir-Setting?

  • Widerstandskämpfer (denkbar wäre ein Szenario, in dem die Spieler maßgebliche Bürgerrechtler sind, die den Widerstand gegen das DDR-Regime aufbauen und dafür Helfer rekrutieren müssen, die wiederum ihre eigenen Probleme und Geheimnisse haben; ähnlich wie in Through the darkest of times, nur mit anderen Vorzeichen). Bei einem Erfolg findet der Mauerfall statt, bei einem Fehlschlag nicht.
  • Eine Gruppe von Personen kommt im Herbst 89 an Informationen, die das Ergebnis des politischen Einigungsprozesses verändern können. Der Default ist die Wiedervereinigung, wie gelaufen, ansonsten ist über den Sturz der Regierung Kohl und eine Zwei-Staaten-Lösung oder einen Putsch der alten SED-Granden alles drin.
  • In einem Vaterland-ähnlichen Szenario: Die Charaktere sind Stasioffiziere, die eine Verschwörung auf tiefster Ebene aufdecken müssen, evtl. Ist die Utopie eine riesige Lüge...
  • Sonstige Charakterideen: Aktive und Expolizisten, -geheimdienstler, -soldaten; Investigative Journalisten; Wessi-Investoren; Waffenhändler; Hacker; Friedens- und Ökoaktivisten; RAF-Reste; ausländische Agenten; Wissenschaftler (insbesondere bei einem Pulp-Kommie-Setting), Punks, Hausbesetzer, intellektuelle Dissidenten...

DDR/Mauerfall/Glasnost sind schon ein spannender Themenkomplex. Funktioniert es als reiner Spionagethriller und Gesellschaftskritik?

Ich denke schon. Wichtig wäre mir, dass das Szenario nicht einem festen Skript folgt, sondern offen im Ausgang ist. Das kann natürlich auch alles auf kleinerer, persönlicherer Ebene passieren.

Braucht es ein fantastisches/sci-fi Element?

Nicht zwingend für ein reines Spionage/Ermittlersetting. Bei einem utopischen Setting (Aliens, unbegrenzte Energie etc) halt schon.

Bitterböse Idee: Zombies. Der freie Westen versinkt im Chaos, der Warschauer Pakt überlebt wegen der Grenzen. Als Variante: Westberlin als Insel der Menschheit in einem von Zombiehorden durchströmten Ostblock.

Bzw. funktioniert es als Setting ohne eindeutige Zuspitzung?

Ja. Wie jede Zeit des Umbruchs war die Wende spannend genug.

Zitat von Hasran am 22. Februar 2020, 13:27 Uhr

Aber muss die BRD denn in die Binsen gehen?

Ich denke nein, aber es erweitert die Bandbreite an möglichen Szenarien/Ausgangspunkten natürlich enorm. Die Kontrastierung mit einem zweiten deutschen Staat ist, denke ich, schon ein sehr dominierendes Element. Als dritte Alternative, bei der diese Kontrastierung wegfällt, könnte natürlich auch die (Alternativ-)DDR als einziger deutscher Staat bestehen (das erfordert/ermöglicht dann aber wieder ganz andere Ausgangspunkte).

Ich goutiere eure Ideen, frage mich aber immer noch was/wen ich da spielen will.

Kader.

(Erinnert mich jetzt übrigens gerade an ein Sowjet-Cyberpunk Szenario, an dem wir vor Jahren einmal herumgedacht haben. Da waren die Personnagen explizit als alte, überzeugte Kommunisten gesetzt, die ihre real existierende Utopie gegen eine Generation von jungen, prinzipienlosen Opportunisten und "Reformern" verteidigen wollten.)

DDR/Mauerfall/Glasnost sind schon ein spannender Themenkomplex. Funktioniert es als reiner Spionagethriller und Gesellschaftskritik? Braucht es ein fantastisches/sci-fi Element? Bzw. funktioniert es als Setting ohne eindeutige Zuspitzung?

Ganz sicher sogar. Wobei ich schon den Spionagethriller als eine Zuspitzung sehen würde.

Was die fantastischen Elemente angeht (die es wie gesagt in meinen Augen nicht braucht), kommt mir ansonsten natürlich auch The Red Star in den Sinn. Da habe ich sogar einmal mit ein paar ganz winzige Fetzen zur Zerrspiegel-DDR angefangen, die dort "kanonisch" aber offensichtlich ebenfalls untergeht.

Current thinking of this agency: 10 Ignores
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