Disputorium

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Einstein über AD&D

VorherigeSeite 6 von 8Nächste

Ja, mir scheint das vor allem ein ästhetischer Vorbehalt zu sein. Das bewusste Betonen des Deutschen kann allerdings schon ausgrenzend und verbiestert rüberkommen.

Wenn man den Christbaum mit Fake-Göttern kombiniert, und das auf deutschtümelnder Basis, dann ist man halt assoziativ sehr schnell bei der planvollen Entchristlichung des Weihnachtsfestes durch gewisse  Halunken.

Naja. Mein Kritikpunkt an DSA ist das trotzdem nicht.

 

Um Missverständnisse auszuräumen: Ich habe nichts gegen die Verwendung von Elementen deutscher Märchen uns Sagen im RPG. Ich meine auch, dass sich hier niemand dagegen ausgesprochen hat.

Auch nehme ich keinen Anstoß an der uebermaessigen Verwendung ungebräuchlich gewordener deutscher Begriffe wie "irdener Krug".

" Firunstanne" finde ich allerdings albern ohne dass es lustig ist. Naja, Geschmackssache.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Kein Problem, war ja eine offene Frage: "Ist das schlimm?". RPGnosis hatte sich zuletzt daran gestoßen. Ich finde auch Hotzenplotz-Fantasy nicht "schlimm", ich finde nur schade, wenn es so langweilig - oder wie die Firunstanne albern - ist, wie in Aventurien. Kann aber auch nicht den Finger drauflegen.

Mir ist nicht ganz klar, warum ihr das Spielen mit (altertümlichen) deutschen Wörtern negativ bewertet.

Ich kenne das eigentlich nur aus den Englischen, und da wird das sehr gern gemacht. ist zugegeben teils etwas bescheuert, aber gerade im D&D Bereich, der hier ja hochgehalten wird, extrem verbreitet und beliebt.

Woher also die Abneigung?

 

@Erik Erikson: Grundsätzlich, wo es evokativ ist, lehnt das ja keiner ab.

Die Vorgehensweise erinnert aber teilweise weniger an gelungene Dichtung, als an den Allgemeinen Deutschen Sprachverein.

Wie gesagt: das ist nur eine Kritik, die en passant auch noch geübt wird. Mich stört's nicht.

Was mich an DSA stört, dass DSA den Charakter eines Traditionsvereins hat. Wenn du da mitmachen willst MUSST du genau nach den Vereinsvorgaben, deine Hose, Jacke und Schuhe GENAU so tragen wie es in der Vereinsordnung steht. Da steht natürlich eine Fülle von detaillierten Vorgaben, die genau noch die Nahtfarbe, Material, Muster etc. für deine Lederhose vorgeben. Dabei hat man an diesem Detailgrad und deren Erfüllung Spass zu haben.

Eigentlich bräuchte DSA keine Rollenspielregeln, sondern nur Ingame Verhaltensregeln und Regeln für die Ausstattung von Spielfiguren. Dieser Detailgrad den DSA bietet, ist schon sehr einmalig und ich glaube eher was typisch Deutsches. Es ist toll, wenn man so eine Art Lebenswelt-Simulation aus einer Ich-Perspektive mit möglichst vielen Details erleben will. DSA bietet hier eine so hohe Detaildichte, dass man tatsächlich über die "authentische" Darstellung von Personen aus verschiedenen Landstrichen diskutieren kann. Dabei kann man die Leute als keine echten DSA-ler schmähen, wenn sie nicht wissen, dass man im Bornland keine blauen Schnürsenkel trägt.Viele haben dabei auch Spass dieses Hintergrundwissen im Ambientespiel miteinander zu nutzen. Da wird das Outfit von einer Spielfigur detailliert beschrieben und damit wissen die anderen was das für einer ist und woher der kommt....

Mich langweilt so ein Spiel. Ich gönne den Leuten ihren Spass und die sollen alles machen was sie wollen, aber spannend geht anders.

Der Tatort-Vergleich impliziert halt deutsche Piefigkeit, ob es dezidiert deutsch-typisches auch in unpiefig gibt, wäre interessant zu erörtern, ich hatte daran ja auch schon mal rumgedacht. Die deutsche Hochglanzserie "Weinberg" hatte zum Beispiel damit gespielt, extrem deutsch-piefige Bilder in eine durch und durch amerikanische Inszenierung einzubinden, das hat für mich immer noch besser funtioniert, als, tja, Tatort eben.

Irdener-Krug-Mittelalter-Akrolekt hat hingegen seine Entsprechungen auch im Englischen und darüber wird sich da in ähnlicher Weise lustig gemacht, z.B. in Gilmore Girls zu beobachten.

Hinzu kommt natürlich der ganze Komplex der Entstehung oder besser Erfindung nationaler Identitäten und der zugehörigen Narrative, diese Erfindungen oder Auslegungen sind halt für die deutsche Nation derart historisch befleckt, dass es schwerer als mit anderen nationalen Narrativen fällt, sie unbeschwert zu Unterhaltungszwecken auszuschlachten.

Hat sich eigentlich der zweite Weltkrieg je im Rollenspiel niedergeschlagen? man hat ja in der politischen Diskussion den Eindruck, das ist das Urtrauma der Deutschen, um das man nicht herumkommt.

Mich würde eine rollenspielerische verarbeitung da durchaus reizen. Also z.B. ein Setting, wo ein Volk einen großen Krieg verloren hat, und jetzt damit klarkommen muss. oder auch weniger offensichtlich Variationen davon, unterschiedliche varianten von verarbeitung.

Dsa Mittelreich in DSA ist ja definitiv "gut". ich fände es schon cool, mal ein fantasyreich zu haben, das eine extrem dunke geschichte hat. Das wäre was typisch deutsches, aber das gegenteil von spießbürgerlich-langweilig.

Exalted.

Exalted ist vordergründig heroisch, tatsächlich gibt es aber keine in der Selbstwahrnehmung gute Fraktion, die nicht Schuld auf sich geladen hätte.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Was an Kiesow-Deutschtümelei stört? Frag das Alpers und Fuchs, die haben damit angefangen, das zu bemerken. Ich empfinde es als leicht nervig, aber nicht das Hauptproblem.

Wobei Gygax bei Shakespeare also im 16., 17 und auch im 18 Jh wildert, Kiesow klingt ganz eindeutig nach 19 Jh. für mich ein Unterschied.

Um mal wieder fokussiert auf das OP-Thema zurückzukommen: Der Kiesow-Akrolekt hat zu einer sehr vorhersehbaren Kreativitätsrichtung geführt, die zudem nicht sonderlich fruchtbar ist/war, vgl. "Rieslandfahrer", "Das wohl!" und "Firunstanne".

Gygax hingegen hat mit seiner Schreibe Tausende junger Menschen zum Thesaurus und zu älterer Literatur greifen lassen.

Es ist ja nicht so, daß wir hier irgendwelche Gefühle oder Meinungen diskutieren müssen. Die Fakten sind doch erdrückend: DSA ist eine intellektuelle und kreative Sackgasse. Daß es oben drauf noch eine stilistisch-sprachliche Sackgasse ist, muß man nicht zu hoch hängen.

 

VorherigeSeite 6 von 8Nächste