Disputorium

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Episode 17: Onlinezock vs. Echte Menschen am Tisch

Episode 17: VTT vs FtF

Wir erwähnen sogar Zornhau!

Ich arbeite mal langsam mein Backlog ab. Konnte hier dem meisten zustimmen, fand es ehrlich gesagt teilweise etwas unnötig ausgewalzt, da bin ich von euch mit mehr Erkenntnisgewinn pro Minute verwöhnt. 😉

Zum Thema warum spielt man online kürzere Sitzungen, warum spielt man online nicht ein ganzes Turnier an einem Wochenende, sondern entzerrt das zeitlich: Ich denke, das hat nicht nur was mit Zoom Fatigue zu tun, sondern ganz wesentlich auch mit Convenience, also mit anderen Worten: Weil man es kann. Das ist ja gerade das Tolle an Online-Rollenspiel, dass ich nach Feierabend noch schnell eine Runde unterbringe, weil ich gerade so drei Stunden übrig habe. Das geht notfalls sogar auf Geschäftsreise im Hotel, wenn ich Spieler bin. Oder dass ich für ein Blood Bowl Turnier nicht ein ganzes Wochenende frei schaufeln und noch einiges für Anfahrt und Unterbringung und Teilnahmegebühr berappen muss, sondern dass das auf sechs Wochen gestreckt ist und bequem so nebenbei läuft.

Die Live-Events haben für mich einen großen Charme, der Freizeitwert ist viel höher, wenn ich zu einem Turnier fahre oder zu einem Rollenspiel-Wochenende, dann komme ich eben auch richtig raus. Man stimmt sich da dann ja richtig drauf ein und lässt den Alltag hinter sich. Und man socialized dann ja auch drumrum, das erlebe ich online eher weniger. Aber ich kann von den Online-Sachen halt einfach viel mehr in meinem Alltag unterbringen, d.h. ich spiele einfach viel mehr, und das ist schon ein großes Plus. Ich habe seit Ewigkeiten nicht so viel gerollozockt wie letztes Jahr, und wenn ich Blood Bowl nur am Brett spielen würde und nicht online, wäre aus mir nie ein anständiger Spieler geworden, da kriegt man einfach nicht genug Partien zusammen.

Ich habe Kampagnen mit und ohne Kamera gespielt und finde beides okay. Finde aber, dass es selbst mit Kamera überhaupt nicht annähernd die physische Begegnung ersetzen kann, aus all den Gründen, die ihr genannt habt. Ich finde aber schon, dass es persönlicher ist und man Emotion besser transportiert, man insgesamt besser kommuniziert als bei reinem Audio, das empfinde ich auch im beruflichen Kontext so. Da bin ich ganz bei kirilow, lange Telefonkonferenzen finde ich da noch viel schrecklicher als lange Zoom Meetings. Im Übrigen ist jedes lange Meeting ermüdend, ich jedenfalls hatte schon in so manchem Präsenzmeeting Schwierigkeiten, wach und bei der Sache zu bleiben…

Was Musik angeht, würde ich nicht sagen, dass es nicht geht. Ich habe es bisher noch nicht in guter Umsetzung gesehen, aber ich halte es für möglich. Selber habe ich bisher nur mit Musik-Bots in Discord experimentiert, die liefen aber leider alle zu hakelig auf Dauer. Soweit ich das eruieren konnte, liegt das wohl an der Auslastung der Discord-Server. Ich wollte noch mal andere Lösungen ausprobieren, z.B. jqbx.fm oder w2g.tv.

Bei der Musik bin ich bei Dir, das muß eigentlich besser gehen, aber man darf nicht vergessen, daß man nur einen Kanal hat! Psychologisch fehlt Dir dann die Verräumlichung, unser Gehirn tracked das ja mit. Heißt: die Schallquelle wird bei der Verarbeitung und Sortierung eingepreist. Wenn die Quelle nur eine ist, dann sind die Überlagerungen nicht fürs Hirn mehr auseinanderdividierbar.

Das inverse Schallproblem löst unser Hirn ja eben auch mit Kontextinfos.

 

Aber mindestens mal ordentlich gleichzeitig nen track anspielen, kann besser gehen als gerade.

Dicetimo hat ganz großartig mit Soundeffekten bei Alien gearbeitet, aber dafür mußte er technische Umwege gehen, namentlich seinen Feed direkt einspeisen, so daß er selber die Effekte nicht gehört hat. Auch noch Luft nach oben, technisch.

Ich sehe noch das Problem mit dem copyright bei Musik und Bild. Viele Künstler scheinen ja lieber in der Vergessenheit zu verschwinden, als ihre Kunst mit der Welt zu teilen.

Ich kann also bei Roll20 z. b. nicht einfach Ton und Bild hochladen, wie ich lustig bin. Ist am Tisch alles kein Problem.

Dann mussten wir gestern noch feststellen, wie erschreckend rückständig die Technik ist. Ich frug, ob es denn ein Chatprogramm gäbe, bei dem man alle Teilnehmer bis auf Ausgewählte per Knopfdruck stumm schalten kann, eben so so als würde man in einer großen Gruppe in RL eine Clique bilden ohne andere zu stören aka flüstern. Da wusste niemand eines zu nennen.

So lange die Onlinemöglichkeiten nicht mal ansatzweise an die Effektivität des RL Spiels heranreichen, kann das für mich nicht anderes als eine Notlösung sein (siehe Hotel). Physisch zu einem Spieleabend zu gehen, ist dagegen für mich kein echter Nachteil.

Naja das Chat-Ding ist ja durch private Chaträume adressiert.

Copyright kratzt mich in privaten Runden nicht, wenn ich es auf Pinterest finden kann, kann ich es auch auf Roll20 hochladen, also Bilder jetzt. Zeige ich ja nur meiner Spielrunde, ist nichts anderes als es für den Tisch auszudrucken. Musik lade ich eh nicht auf Roll20 hoch, das ist mir zu frickelig.

@Gehirn & Musik, weiß nicht, kenne die Science dahinter nicht aber ich habe ein paar Folgen Critical Role gehört und da hatte ich mit der Musik kein Problem. Im Idealfall kann jeder Mitspieler die Lautstärke selbst regulieren, dann eben auch auf Null wenn es nervt.

Bei Critical Role sitzen die doch alle an einem Tisch, oder?

Zitat von Settembrini am 24. Mai 2021, 23:30 Uhr

Bei Critical Role sitzen die doch alle an einem Tisch, oder?

Das ist ja kein Online-Rollenspiel, sondern eine Rollenspiel-Aufführung, die online gestreamt wird. Das ist schon was anderes.

In den alten Videos saßen die meisten Spieler am selben Tisch vor nur einer einzigen Kamera. Inzwischen könnte, durch Corona-Isolationsüberlegungen, auch jeder woanders sitzen. Insgesamt ist natürlich die Produktionsqualität, Hintergründe, Ton, usw., deutlich gestiegen gegenüber den ersten Videos.

Aber es ist im Kern immer noch primär eine Darstellung, eine Aufführung für ZUSCHAUER, nichts für die und wegen der Spieler selbst.

@Bilder:

genaugenommen stellst du die Bilder Roll20 zur Verfügung und damit theoretischer einer Menge fremder Leute. Man weiß ja nie, wohin die Dateien abfließen.

Ich wollt mal ein gekauftes RPG PDF mich (!) drucken lassen und musste mit der Druckerei sogar erstmal klären, ob ich die Datei einfach "ins Internet" hochladen darf (anders können die ja gar nicht arbeiten).

Im Endeffekt ist das wohl alles rechtsfreier Raum, Wilder Westen, der einem in der Theorie vorm Gesicht explodieren kann, aber das Risiko ist bei RPG wohl gering.

Insbesondere bei Musik darf man imho auch die technischen Hürden nicht unterschätzen. Gefühlt treten bei jeder Sitzung Probleme mit dem Ton auf. Gestern noch mussten wir die Musik abstellen, die uns der SL nur auf YT verlinkt hatte, weil es Echos und nicht funktionierende Hintergrundunterdruckung gab. Bei einem Mitspieler sind wegen schlechter Hardware z. B. Verkehr und Vögel aus 20m Entfernung lauter als er usw.

Also nein, online RPG kann echtes RPG nicht ersetzen, ungefähr so wie VR Gaming keine Konkurrenz für 2D Gaming ist. Die Technik und die Menschen sind noch nicht soweit.