Disputorium

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Gute, großartige Figuren brauchen keine Charakterentwicklung

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Das Video sagt, das in Filmen nicht unbedingt der Hauptcharakter sich ändern muss, damit es interessant bleibt, es muss sich nur irgendwer ändern, namentlich die Nebencharaktere.

Das ist soweit korrekt. Ich würde sogar sagen, es muss sich auch gar niemand ändern, damit ein Film interessant ist. man denke an James Bond, oder diverse Komödien. James Bond ändert sich nie, die Nebencharaktere auch nicht. Trotzdem ist die geschichte an sich spannend, man will halt wissen, wie er diesmal wieder die Welt rettet. Genauso ist das, wenn Werner oder Otto rumblödeln. Da will man sehen, in was für idiotische Situationen sie kommen.

Der nachteil an einer fehlenden Charakterentwicklung ist IMO, das es unrealistisch ist. Menschen ändern sich halt, wenn sie konstant extremen Situationen ausgesetzt sind. Ein Film, der das ignoriert, wirkt immer irgendwie künstlich und unplausibel. James Bond ist cool, aber man kann die Filme nicht ernst nehmen. Deshalb funktioniert Bond mit Selbstironie auch am besten.

 

 

 

Wenn Du es schaffst, für Deine Mitspieler eine Figur zu schaffen, darzustellen, die so unterhaltsam, liebenswert wie Paddington, Bud Spencer, der Gladiator, Marty McFly, James Bond uvm. zu sein, dann hast Du Rollenspiel gewonnen. Um mehr geht es doch nicht, Realismus ist doch fast nirgendwo ne Kategorie bei Unterhaltung. Zudem wage ich zu behaupten, daß es viele Menschen gibt, die sich selbst treu bleiben und vor allem mit der Außenwelt zu kämpfen haben, als mit inneren Problemen. Das nennt man dann "Abenteuer" im Gegensatz zu "Drama" oder so...

Denn gerade im Rollenspiel willst Du doch die Umgebung verändern! Wer seine ausgedachte Figur verändern will, der hat a) sein Klassenbewußtsein noch nicht geschärft und b) ergibt sich dem Solipsismus.

😉

Hmmh. Ich weiß nicht. Ich habe ein paar gegenteilige Beobachtungen gemacht:

  • Bei steigendem Einfluss und höherer Überlebenschance werden zunehmend ruhigere, weniger verzweifelte Entscheidungen getroffen - vom Desperado zum Planer, gewissermaßen.
  • Manche Charaktere, die über Jahre und Jahrzehnte gespielt werden, fühlen sich anders an. Man identifiziert sich anders mit ihm, er altert irgendwie mit.
  • In dem Maße, wie die Spielwelt offenbart wird, Dilemmata durchlebt, Entscheidungen getroffen und Konsequenzen erlebt werden und/oder man sich positionieren muss, verändert sich auch das innere Verhältnis zu den Charakteren.

Ich wage zu behaupten, dass es immer eine Entwicklung gibt, auch wenn sie manchmal nicht sofort zu sehen ist oder geplant wurde.

ich denke auch ein Mensch, der nach aussen hin "sich treu" bleibt, muss bei entsprechendem externen Widerstand auch mit massiven inneren Konflikten umgehen. Die Ausnahme wären Psychopathen, die eine Hirnstruktur haben, wo sie mit kaum Emotionen auskommen. Die würden noch am ehesten einem Menschen entsprechen, der sich durch nichts aus seinem Lauf bringen lässt, sich nicht verändert. Aber selbst die würden ihre Pläne im laufe der zeit verfeinern und anpassen, und damit zumidest eine intelektuelle Entwicklung durchmachen.

Selbst Bond hat es ja nicht geschafft, sich selbst treu zu bleiben.

Mag sein, daß das mit Menschen so ist. Figuren, die witzig, spannend, Begeisterungserweckend sein sollen, für eine Spielrunde, die bracuhen keinen inneren Konflikt.

Bringt das Realismus rein, wenn doch? Mag sein. Will man dahingehend Realismus, macht er das Spielerlebnis besser? Zweifelhaft.

 

Zitat von Settembrini am 17. Januar 2020, 14:53 Uhr

Mag sein, daß das mit Menschen so ist. Figuren, die witzig, spannend, Begeisterungserweckend sein sollen, für eine Spielrunde, die bracuhen keinen inneren Konflikt.

Bringt das Realismus rein, wenn doch? Mag sein. Will man dahingehend Realismus, macht er das Spielerlebnis besser? Zweifelhaft.

 

Wenn es einen inneren Konflikt gibt, muss er für die anderen Personnagen zumindest erlebbar sein und sie müssen die Möglichkeit haben, teilzunehmen irgendwie*. Ansonsten bleibt es Nabelschau, das stimmt schon.

*Ob es dann wirklich noch ein innerer Konflikt ist...vermutlich nicht.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Nabelschau würde ich als Quelle individuellen Spielgewinns allerdings nicht ganz beiseite schieben.

Ich halte es nicht für anrüchig, wenn es Spielemente gibt, an denen nur Einzelne direkt teilhaben (weil sie zum Beispiel nur oder vorwiegend in deren eigenen Köpfen ablaufen und wenig bis keinen Ausdruck finden).

Auch das ist Rollenspiel.

Current thinking of this agency: 10 Ignores

Klasssicherweise versuchen die anderen Spieler ja den inneren Konflikt dahingehend zu beeinflussen, das es für sie günstig ist. Wenn sich z.B. der Dieb überlegt, ob er bei seiner Gilde bleibt, oder doch lieber zur Assassinengilde welchselt, und ein anderes Gruppenmitglied ist auch ein Gildendieb, dann kann so ein innerer Konflikt schon interessant werden.

Übel ist es halt, wen ndie Leute dann in schlechter Hamlet-Imitation Monologe über ihre gemütslage führen.

Zitat von blut_und_glas am 17. Januar 2020, 15:24 Uhr

Nabelschau würde ich als Quelle individuellen Spielgewinns allerdings nicht ganz beiseite schieben.

Ich halte es nicht für anrüchig, wenn es Spielemente gibt, an denen nur Einzelne direkt teilhaben (weil sie zum Beispiel nur oder vorwiegend in deren eigenen Köpfen ablaufen und wenig bis keinen Ausdruck finden).

Auch das ist Rollenspiel.

Ja. Ich sehe diese Frage vor allem im Spannungsfeld aus Gruppen- und Einzelaktivität. Solange die Einzelaktivität der Gruppenaktivität nicht hinderlich ist, habe ich keine Probleme damit. Wenn die Gruppenaktivität darin besteht, still und leise sich zerrissen zu fühlen und jeder für sich, habe ich vermutlich nicht so viel Spaß, aber sollen die Leute ruhig machen. 🙂

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
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