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Roll Inclusive

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Zitat von ErikErikson am 8. Oktober 2020, 12:18 Uhr

Für mich ist es eine Frage, was erreicht werden soll. ich finde die Durchsetzung einer gendergerechten Sprache und dem anderen von roll inclusive betrachteten zeug nicht an sich schlecht, sondern die hohe Priorität, die diesem eingeräumt wird.

[...]

Das und die Vehemenz bzw. Aufdringlichkeit, mit der das geschieht.

Es spricht ja nichts dagegen, mit einem Buch wie "Roll Inclusive" die Sensibilität für bestimmte Themen zu schärfen. Jedem steht es frei, sich das Buch zu kaufen oder nicht.

Aber jedes PnP-Produkt dahingehend auf den Prüfstand zu stellen, ob überall und durchgängig, gegenwärtig und in der Vergangenheit alle heheren PC-Ziele vollumfänglich verwirklicht und alle realweltlichen Kulturen / Minderheit / Ethnien hinreichend repräsentiert wurden, empfinde ich als ziemlich anstrengend. Von der Leserschaft einzufordern, dass diese ihr Sprachempfinden an die Maßstäbe einer Minderheit anzupassen haben und ja nicht äußern, wenn ihnen eine gewählte geschlechterneutrale Sprachvariante nicht gefällt, ist wenig einnehmend für die Sache. Es mag meine Unzulänglichkeit sein, aber mich gewinnt man auf diese Weise nicht für die damit verfolgten Ziele.

All dead! All dead!

Ich möchte ausrücklich darauf hinweisen, daß, wenn wir tatsächlich über Asks Blogpost sprechen, er eben nicht gefordert hat, was da als Maximalangst an die Wand gemalt wird. Nicht jedes Buch soll geprüft werden, die Rollenspielpolizei kommt eben nicht in DEINE Runde.

Das sagt er überhaupt nicht!

Er zeigt aber auf dass einige sich mit Toleranz und Empathie brüsten aber ganz ausdrücklich mit bräsiger Ablehnung bzw. Verweigerung daherkommen oder institutionnelle Feigenblätter nutzen aber in real eben weder Empathie noch Toleranz zeigen.

Insofern müßte eine redliche Diskussion darum gehen, ob das Verhalten, wie es geschildert wird denn einen Konflikt mit den angeblchen Werten der Personen darstellt.

@Koruun

Ich teile Deine Sorgen, was den Rechtsruck in Deutschland ... oder wahrscheinlich besser: das Sichtbarwerden früher eher verschleierter rechter Gesinnungen angeht, völlig. Mich treibt das im realen Leben sehr um, gerade weil ich Kinder habe und mir über deren Zukunft hier in Deutschland Gedanken mache. (Das gilt auch für die Verschuldung Europas, nebenherbemerkt.) Für mich sind das wichtige Probleme der Realität, nicht in Rollenspielen.

Beim Rollenspielen nicht ständig an die realen Probleme erinnert werden zu wollen, die mir ohnehin schon viel Sorge bereiten, bedeutet nicht, dass ich mich für diese Themen nicht interessiere. Ich will aber nicht im PnP zu politischen Haltungen (insbesondere nicht mit dem Holzhammer) "erzogen" werden, von denen ich sowieso im realen Leben überzeugt bin. Ich will im Rollenspiel überhaupt nicht politisch gebildet werden, ich will einfach "nur" spielen, in einer virtuellen Welt.

Ich interessiere mich für afrikanische Kulturen und Kunst. Ich finde die Geschichte Afrikas hoch interessant. Und wenn mich ein Thema wirklich anpackt, wie etwa die Geschichte des Kongo, dann verarbeite ich das thematisch/inhaltlich ggf. in einem Abenteuer (Private Eye, CoC, Midgard 1880 o.ä.), halte indirekt eine kleine Geschichtsstunde ab. Bei D&D empfinde ich soetwas einfach als unpassend. Das einzige, was ich sage, ist, dass ich persönlich das Wort Neger einfach positiv besetzt empfinde. Ich will niemanden kränken und verwende es (mit ausnahme des gelegentlichen unbedachten Negerkusses) auch nicht mehr, verstehe aber aus meinem Erfahrungshorizont einfach nicht das Problem mit diesem Wort. Genausowenig wie das Wort Neger in Onkel Toms Hütte wohl abwertend gemeint war oder von Michael Ende in Jim Knopf oder von Astrid Lindgren in Pippi Langstrumpf. Da schießen mir die PC-Forderungen gefühlt über das Ziel hinaus. Es ist etwas anderes zu sagen, man solle das Wort nicht mehr verwenden, weil es andere kränken könnte, als man dürfe Jim Knopf nicht mehr unzensiert veröffentlichen. Für mich liegt der Rassismus nicht in dem Wort, sondern in dem Kontext, in dem es konkret verwendet wird. Ich nehme für mich in Anspruch, zu erkennen, wo jemand PoC abwerten will und wo nicht. ... Aber ich will niemanden kränken und halte mich also daran.

Mir ist der Rassismus in den USA, wie man ihn diesertage wieder sehr eindrücklich vor Augen geführt bekommen hat, nicht egal. Und die Menschenleben sind es auch nicht. Aber ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändert, wenn man in einen deutschsprachigen Rollenspielbuch gezielt mehr PoC abbildet. Ich halte das eher für weitgehend wirkungslosen Aktionismus. Wo es nicht den Inhalten widerspricht, habe ich nichts dagegen. Es schadet dann nicht, würde mir nicht einmal auffallen. Aber wenn beispielsweise im Rahmen eines Kickstarters zu einem PnP-RPG vor dem Hintergrund griechischer Mythologie der Anspruch erhoben wird, Amazonen sollten bitte bereits im Regelwerk so ausgestaltet werden, dass sie alle Geschlechter und sexuellen Orientierungen haben können, dann kann ich dem nicht mehr folgen, weil das mythologische Kernmotiv hiermit in aburder Weise verfremdet wird. Ebenso wenn bei CoC im Schwarzwald der 1920er plötzlich nur aus ideologischen Gründen lauter PoC auftauchen sollen.

Wenn überzeugend nachgewiesen wäre, dass das generische Maskulinum zu einer realen Benachteilung von Frauen führt, dann würde auch ich sprachliche Veränderungen befürworten. Ein solcher Beweis konnte aber (jedenfalls bislang) nicht geführt werden. Ich persönlich glaube es auch nicht; damit macht man sich die Erklärung für geschlechtsbezogener Benachteiligung m.E. zu leicht. Ich bin auch nicht gegen jede gendergerchte Sprache. Die Nennung beider Geschlechter stört mich z.B. nicht, ist etwas Aufwand und nicht Umweltfreundlich, aber ließt sich noch flüssig; geht aber dann wieder auch nicht weit genug, wegen derjenigen "dazwischen". Dagegen ist das generische Femininum sinnverfälschen, missverständlich, bestenfalls ebenfalls ausgrenzend etc.

Mir ist das Empfinden ausgegrenzter Personen nicht unwichtiger als eine Schreibweise, was Du mir ja auch nicht vorwirfst, was Du jedoch gelegentlich so empfindest. Das kann ich von der Denkweise her nachvollziehen und ist wohl menschlich. Aber jeder Mensch muss sich letztendlich in die Gemeinschaft, in der er lebt, (natürlich in Grenzen) einfügen. Es ist das Gegenteil von Demokratie, wenn die Mehrheit sich an den (wie und von wem überhaupt evaluierten?) Interessen der Minderheiten zu orientieren hat. Minderheiten sollen und müssen geschützt werden. Das bedeutet nicht, dass der gesamte Rest der Bevölkerung sein Leben primär an Minderheiten auszurichten hat. Es ist immer eine Gradwanderung und wird es immer bleiben, was aus Rücksichtnahme zum Schutz von Minderheiten geboten ist und wo die Minderheit akzeptieren muss, sich mit dem Mehrheitsprinzip abzufinden. Sprache, die sich über Jahrtausende entwickelt hat, hat für mich auch einen Wert. Die Lesbarkeit, die Verständlichkeit und die Schönheit, die Sprache in Klang und Wort entfalten kann, haben auch einen Wert. Kennst Du ein schön klingendes Gedicht in gendergerechter Sprache? Kennst Du einen melodischen Liedtext in gendergerechter Sprache? Ich nicht. Aus meiner Sicht ist es nicht so, dass man mit einer Veränderung der Sprache einfach nur ein paar anderen Menschen einen Gefallen täte, ohne dass man zugleich etwas anderes, ebenfalls wertvolles aufgeben würde. So wie Dich die vermeintliche Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen ausgegrenzter Personen stört, stört mich die (vermeintliche) Gleichgültigkeit gegenüber der Freude an dem Kulturgut Sprache, an der bestehenden Literatur, an Lyrik.

So unähnlich sind wir uns im Empfinden vielleicht garnicht, nur die Blickwinkel, aus denen wir das Thema betrachten, sind unterschiedlich.

All dead! All dead!
Zitat von Settembrini am 8. Oktober 2020, 13:39 Uhr

Ich möchte ausrücklich darauf hinweisen, daß, wenn wir tatsächlich über Asks Blogpost sprechen, er eben nicht gefordert hat, was da als Maximalangst an die Wand gemalt wird. Nicht jedes Buch soll geprüft werden, die Rollenspielpolizei kommt eben nicht in DEINE Runde.

Das sagt er überhaupt nicht!

Er zeigt aber auf dass einige sich mit Toleranz und Empathie brüsten aber ganz ausdrücklich mit bräsiger Ablehnung bzw. Verweigerung daherkommen oder institutionnelle Feigenblätter nutzen aber in real eben weder Empathie noch Toleranz zeigen.

Insofern müßte eine redliche Diskussion darum gehen, ob das Verhalten, wie es geschildert wird denn einen Konflikt mit den angeblchen Werten der Personen darstellt.

Meinst Du die von Ask in seinem Blog nicht benannten Personen oder Teilnehmer der Diskussion hier?

Falls Du mich meinen solltest, werde einfach konkreter. Ich bin offen für sachliche Kritik und Argumente.

Leider habe ich das Gefühl, dass inzwischen jedes Buch auf PC von irgendjemanden früherer oder später überprüft und auf Einzelaspekte reduziert wird. Das ist ja das Problem. Ich empfindes es auch so, dass die Rollenspielpolizei zunehmend "in meine Runde kommt", über den Versuch von Einflussnahmen in Regelwerken, Abenteuern, Quellenbüchern etc. Das ist nicht verboten, aber stört mich, nicht wegen des Motivs, sondern wegen der von mir empfundenen Aufdringlichkeit.

All dead! All dead!

Es gibt da was, was ich nicht ganz verstehe. Nämlich diese Angst vor einem rechtsruck. ich habe eher den Eindruck, das Deutschland in den letzten 20 Jahren politisch nach links gerückt ist. Viele politische Ziele der Linken auf vor allem gesellschaftlicher Ebene sind verwirklicht. Deutschland hat bsp. die großzügigste Flüchtlingspolitik in ganz Europa (großzügiger als Schweden!), es gibt die gleichgeschlechtliche Ehe, in der Corona-Krise hat der Staat mit Kurzarbeitergeld Milliarden für Arbeitnehmer ausgegeben. Es gibt überall Frauenbeauftragte, und in einigen Fällen sogar Frauenquoten. Andere linke Kern-Projekte werden diskutiert, etwa das Grundeinkommen für alle. Das wäre früher nicht möglich gewesen. Gleichzeitig sind die Gewerkschaften weiterhin sehr stark, zumindest im metallbereich. Das einzige thema, wo die Linken zurückstecken müssen, nämlich die wirtschaftliche Lage der Unter- und Mittelschicht, das scheint niemanden zu interessieren.

Insofern habe ich das gefühl, die links orientierten Schreiber hier sind so ein bisschen wie die Frau des Fischers, sie haben schon viel, und wollen MEHR!

ich lasse mich da aber korrigieren. Also die ehrliche frage: Warum betrachtet ihr die von mir oben genannten Punkte nicht als einen Siegeszug linker Politik?

 

 

Zunächst einmal: ich stimme meinen Vorrednern weitestgehend zu, namentlich Erik Erikson, Elegod, Wulfhelm, Zornhau, dem Oger und Koruun. Weitestgehend. Wenn sinn und Unsinn des offensichtlichen Disputes nur darin bestanden haben mag zu den Konklusionen der letzten beiden Seiten zu kommen, dann hat es sich - aus meiner Sicht - bereits gelohnt die Lebenszeit in diesen Thread zu investieren.

Auch ich möchte - auch wenn meine Wortwahl derber ist, als die anderer Teilnehmender - den ganzen Müll nicht auch noch in meinem Hobby vorfinden und empfinde es als befremdlich, ja störend, wie die deutsche Rollenspielszene - aus meinem Empfinden heraus - mehr und mehr von einer falsch verstandenen "Linksheit" ergriffen und gekapert wird, wie "Gesinnungsethiker" versuchen mir Vorschriften bis in meine private Heimrunde hin zu machen.

Als einen Siegeszug linker Politik kann ich dies - als linker Kommunalpolitiken - auch beim wohlwollendsten Lesen nicht erkennen. Meiner Ansicht nach hat die klassische Linke ihre traditionellen Themen und Wählerschichten schmählich im Stich gelassen, was sich ja auch in den Wahlergebnissen der vergangenen Jahren mehr und mehr widerspiegelt.  Oder um Genossen Lauterbach zu zitieren, auf die Frage, ob man in der SPD denn mit Zahlen über 15 rechnen könne: "Zumindest nicht was Wahlergebnisse angeht." Die Linke hat sich verzettelt und die nebensächlichen Themen der Politik für Minderheiten zu ihrer Hauptsache erklärt und mit den Stimmen der Minderheiten 8die ohnehin lieber die Grünen wählen) allein lassen sich Wahlen leider nicht gewinnen.

Um noch kurz bei der Politik zu bleiben (keine Angst Hofrat, ich will es wirklich kurz halten): Ja Koruun - auch ich sehe deine Bedenken und mir geht ein mulmiges Gefühl durch den Magen, wenn ich sehe, dass die Rechte (und damit meine ich nicht die Rechtskonservativen wie die CSU) in diesem Land - und vor allem in ganz Europa - stärker und stärker wird. Und ja: auch ich überlege schon einen "Plan B" vor allem für meine Kinder, falls dies in einer nahen Zukunft noch schlimmer werden sollte. In nicht wenigen Ländern der EU regieren diese Gruppen ja bereits, oder die Regierungen dort sind von ihrem Wohlwollen abhängig. Und für Frankreichs nächste Präsidentenwahl sehe ich auch schon schwarz. Nichtdestotrotz sollte man versuchen positiv und optimistisch in die Zukunft zu blicken und sich gegenseitig unterstützen, statt sich zu entzweien und zu bekämpfen. Denn eines ist mir hier - durchaus auch durch diesen Thread - aufgefallen: dieses Forum wird vor allem von links-liberalen Menschen bevölkert, die einen eher konservativ, die anderen eher progressiv.

Das Problem mit der "neuen Linken", also jenen Menschen, die von sich vorgeben für die linke Sache zu "kämpfen" ist ja nun nicht, dass ihre Ziele unredlich oder gar verachtenswert wären: nein, viele sind ja schon auf dem richtigen Dampfer. Aber ihre Methoden sind doch eher fraglich ... auch Asks Artikel hat ja von vorneherein die falsche Zielgruppe (womit ich dann, lieber Hofrat, wieder beim eigentlichen Kernthema wäre): seine Leserschaft sind ja nun ohnehin bereits Menschen, die an einem besseren Zusammenleben und an Rücksichtsname eher interessiert sind. Ich zumindest kenne keine Nazi-Rollenspieler und auch die Anzahl der AFD-ler unter meinen rollenspielenden Bekannten ist eher sehr gering (und selbst diese gehören zum nationalkonservativen teil und nicht zum völkischen). Ergo richtet er seinen Aufruf an Leute - inklusive der Verlage - die ohnehin schon im "linken Lager" zu verorten sind. Und diesen (nicht allen, aber sicher auch nicht wenigen) pisst er dann mal kräftig gegen das Bein und will den Saft dann anschließend zur menschlichen Wärme erklären ... klar: warm ist das schon, aber ... und hier haben wir - meines Erachtens - das Problem. Statt verbal zu immer neuen Extremen aufzurufen und zu versuchen sich im "Links-sein" zu übertreffen, sich noch moralischer als die Moral selbst zu erklären wäre es sicher hilfreicher mal direkt die Dinge in die Hand zu nehmen, mit den Menschen direkt zu sprechen (also nicht den Minderheiten, sondern den Mehrheiten von denen man sich einen Wandel von Denken/Handlung erhofft) und aktiv zu werden.

Ich mache keinen Hehl aus meiner Person und ich gebe mir redlich Mühe keine Unwahrheiten zu verbreiten. ich bin 46 Jahre alt. Und - neben unserem Ortsbürgermeister - mit Abstand das jüngste politisch aktive Gemeindemitglied. Da draußen rennen tausende FFF-ler rum, die politisch nichts tun, außer Freitag für Freitag (überspitzt und bewusst polemisch - so  bin ich halt, lebe damit) von den Eltern im SUV zur Demo gefahren zu werden, vorher beim StarBucks noch nen Kaffee kaufen und nachher ins McDoof rennen. Und auch von einem Ask, oder von dir Koruun würde ich mir wünschen, dass nicht nur Reden wieder die Gesinnungsgenossen, die noch nicht ganz auf der eigenen Meinung liegen geschwungen werden, sondern ihr mal eure Ärsche hochkriegen würdet und aktiv in die Gesellschaft (nicht das Internet) eingreifen würdet, statt darüber zu jammern, dass alles nicht schnell genug geht und an jeder Ecke nur die bösen Rechten hocken, die ja daran zu erkennen sind, dass sie noch immer das böse Wort "Neg*r" verwenden.

Gerne auch im Rollenspiel, dann bin ich hier auf weiter Flur wenigstens nicht mehr der Einzige (die Einzigin? <sorry - ich komm einfach nicht aus meiner Haut>), der was für den nachwuchs tut. Nein halt: die junge AFD hat einen Jugendkreis errichtet, die Rollenspiel spielen. Haben mir meine Schüler erzählt.

@Koruun: ich muss nicht über Personen sprechen. Gerade deine letzten geschriebenen Gedanken haben mir zumindest gezeigt, dass wir potentiell auf der selben Seite stehen. Von mir aus also: Schwamm drüber. O.K.?

Stimme der Vernunft. 4E Archoangel - love me or leave me!
Zitat von ErikErikson am 8. Oktober 2020, 14:18 Uhr

Es gibt da was, was ich nicht ganz verstehe. Nämlich diese Angst vor einem rechtsruck. ich habe eher den Eindruck, das Deutschland in den letzten 20 Jahren politisch nach links gerückt ist. Viele politische Ziele der Linken auf vor allem gesellschaftlicher Ebene sind verwirklicht. Deutschland hat bsp. die großzügigste Flüchtlingspolitik in ganz Europa (großzügiger als Schweden!), es gibt die gleichgeschlechtliche Ehe, in der Corona-Krise hat der Staat mit Kurzarbeitergeld Milliarden für Arbeitnehmer ausgegeben. Es gibt überall Frauenbeauftragte, und in einigen Fällen sogar Frauenquoten. Andere linke Kern-Projekte werden diskutiert, etwa das Grundeinkommen für alle. Das wäre früher nicht möglich gewesen. Gleichzeitig sind die Gewerkschaften weiterhin sehr stark, zumindest im metallbereich. Das einzige thema, wo die Linken zurückstecken müssen, nämlich die wirtschaftliche Lage der Unter- und Mittelschicht, das scheint niemanden zu interessieren.

Insofern habe ich das gefühl, die links orientierten Schreiber hier sind so ein bisschen wie die Frau des Fischers, sie haben schon viel, und wollen MEHR!

ich lasse mich da aber korrigieren. Also die ehrliche frage: Warum betrachtet ihr die von mir oben genannten Punkte nicht als einen Siegeszug linker Politik?

Nur ganz kurz hierzu, zu Elegods Posting nehme ich mir an einem anderen Tag mehr Ziet (muss noch AD&D vorbereiten und nachher zocken).

In den letzten 20, vielleicht 30 Jahren ging es in eine gesellschaftlich mMn positivere, progressivere Richtung, ja. Politisch, da kann man sich drüber streiten wenn man sich das ansteigende Gap zwischen arm und reich in D ansieht, aber anderes Thema.

Jetzt ist es aber so, dass sich (meiner Wahrnehmung nach) seit 2015, nicht nur durch die AfD, sondern auch teilweise CDU, CSU, FDP ab dem Zeitpunkt für gewisse Zeit versucht wurde am rechtesten Rand zu fischen in der Hoffnung auf mehr Wähler. Die Grenzen sind dort, wo gewisse Sprüche oder Anfeindungen früher gerade in D völlig Tabu waren aufgeweicht oder ganz verschwunden. Wir erleben nicht nur einen weltweiten Anstieg der Rechten, sei es in der EU (Italien, Griechenland, Osteuropa), in den USA wo ein Proto-Faschist einer gewalttätigen Gruppierung militanter Rassisten während einer presidential debate sagt "haltet euch zurück und steht bereit", aber auch gerade in D.

Ich denke nicht, dass ich mehr will. Mir würde es ausreichen, wenn das gesellschaftliche Klima auf das Level zurückkehrt, wo es in bspw. den Nullerjahren war und Rechtsextreme mit Ablehnung rechnen müssen, wenn sie Parolen brüllen, nicht mit Schweigen oder Zustimmung.

Elegod: Ich meinte oben den Blogbeitrag von Ask und die genannten Personen, also das Uhrwerkpersonal und den Eskamartin.

@Settembrini: Danke für die Klarstellung.

All dead! All dead!

Zornhau als rechtskonservativ war auch mein Highlight des Tages ;-D *lach*

 

Schwierige Diskussion. Ich finde, es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen, warum viele bestimmte Themen nicht in Ruhe diskutieren können. Ich sehe da auch Parallelen zu den Forge Flame wars. Der Frust spielt dabei sicher eine Rolle. Doch woher kommt der Frust? Sicher zum Teil aus der Machtlosigkeit. Wäre im RPG aber nicht der Fall, da kann jeder diy machen. Ich vermute daher, man fühlt sich bei vielen Aussagen einfach in seinem Intellekt beleidigt.

Bei Dingen wie Politik oder RPG gibt es ja kein qualitatives Mindestmaß. Ich kann mich nicht tiefgehend mit jemanden über Mathematik unterhalten, wenn ich keine Ahnung davon habe, bzw. ich muss den Wissensunterschied erkennen und respektieren.

Im Falle der anderen Themen liest man aber ja nicht selten Aussagen, da denke zumindest ich mir manchmal - und zwar nach dem Reflektieren - "gut, das ist jetzt das Dümmste, was ich die letzten Wochen gelesen habe. Was will der/die jetzt von mir?".

Die NSU Geschichte passt da insofern grad ganz gut, weil ich mich die Tage noch mit jemand (jungem) unterhielt, der NSU mit Chemtrails, 9.11. und Flat Earth in einem Atemzug nannte, weil er das so aus der Presse wahrnimmt. Und auch hatte ich schon ne Diskussion mit Akademikern und Lehrern (ich trennen das manchmal gerne), da hieß es, "verkappte Rechte in Bundeswehr und Verfassungsschutz? Die haben sich doch untersucht und nix festgestellt". Da denkste dir nur, alter Falter, manchmal ist Wahlrecht für alle ne echt bittere Pille.

Und auf dem Niveau werden solche Themen wie Gleichberechtigung ja dann oft geführt. Aber eben alles in der Erwartung ernstgenommen zu werden.

Dummes sagen ist an sich ja nicht schlimm, verlangten die Personen aber eben nicht zeitgleich auch ernst genommen zu werden. Ich weiß, dass das arrogant klingt, aber manchmal ist einfach ein Maß an Infantilität überschritten, da kann ich mich nicht mehr verstellen. Mit der Schwäche muss ich dann leben.

Es gibt auch viele Dinge, über die ich mich tierisch aufrege, für die sich aber sonst niemand interessiert. Gute Regeltexte zum Beispiel. Ähnlich geht es sicher dem Blogschreiber Ask, aber das sind eben seine Prioritäten.

Heute rege ich mich eher nur noch innerlich auf, denn ich lenke das dann in allgemeine menschliche Enttäuschung ab. So kann ich das dann ertragen. Zumindest tue ich den Leuten nicht mehr den Gefallen, bei den Ködern anzubeißen. Auch da hätte ich von manchen Usern hier mehr erwartet, dass sie so leicht auf den Artikel und planmäßig (?) dann sich gegenseitig anspringen.

Oger weist doch z.b. völlig richtig darauf hin, das es wesentlich mehr Pole als das buchstäblich eindimensionale Links/Rechts denken hin, was dann einen Menschen vollumfänglich beschreiben soll. Bei manchen Dingen bin ich z.b. auch erzkonservativ. Z.b. kalter Früchetee. Alles außer Zitrone geht ja wohl mal gar nicht, hab's ich Recht? Wenn's aber um Gleichberechtigung geht, da muss ich mir von Rassisten nix über Gendersprache erzählen lassen, bin zwar auch kein Experte, schätze meine Einsicht aber schon etwas höher als 0 ein.

Vom Grundsatz her stimme ich am ehesten ErikErikson zu, es werden viele Stellvertreterkriege geführt, und die Leute, die sich selbst als links bezeichnen, haben den status quo doch oft schon akzeptiert und spielen dann selbstsicher auf Spielplätzen wie eben Gendersprache, für die sich keine Firmen- und Staatenlenker ernsthaft interessieren.

Edith: am Handy schreiben ist schon eine eklige Sache.

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