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Roll Inclusive

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Ich denke ein wesentliches Problem dabei ist, dass jeder sich selbst als sehr kompetent wahrnimmt.

 

Dementsprechend sind es immer die anderen die keinen Peil haben.

Wie also rausfinden ob man gerade der "Dumme", einer der "Dummen" oder der "Kluge" ist?

 

 

Signaturen sollten meiner Meinung nach dabei helfen die Individualität von Personen auszudrücken und nicht um Konflikte und Befindlichkeiten zu pflegen.

Das ist halt das Schwierige. Dennoch sollte man versuchen, sich da einzuordnen. Da ist ja keine Sache der Beliebigkeit und es ist auch nicht jeder so verblendet, wie du andeutest.

Z.b. ist es nicht Vermessen, in seinem eigenen Beruf von sich eine gewisse Kompetenz anzunehmen. Aber ich würde nicht mit den Zockböcken auf demselben Level über AD&D diskutieren können. Auch spielt die Erfahrung eine Rolle, man nimmt sich nicht zu viel heraus, anzunehmen, mehr Überblick zu haben als ein 8jähriger. Und wenn sich der Erwachsene wie ein 8jähriger verhält, dann hat man die Antwort schon fast. Zudem diktiert auch die Logik gewisse Zwangspunkte, völlig unabhängig von Expertise. Ich spreche ja auch nicht wirklich von Grauzonen, sondern plain Bullshit. Benjamins Clownsbilder empfand ich z.b. als angemessene Reaktion auf manche der besprochenen Inhalte, es ist also nicht so, als würde es nicht sowieso praktiziert.

Zugegeben, Inhalte kann man so nicht diskutieren, aber wenn der Wille eh nicht da ist, ist's auf jeden Fall besser für den Blutdruck. Vielleicht möchte man ja auch selbst Mal weiter kommen und kann/will nicht überall Kindergärtner spielen. Deswegen zieht man sich ja irgendwann in Kreise zurück, die einen auch selbst was bringen und fordern.

Ich sehe die gegenseite hier nicht als dumm. Ich glaube, das oft Selbstdarstellung der treibende faktor ist, aber auch das muss nicht immer so sein.

ich kann mir durchaus vorstellen, das jemand einfach komplett andere Werte als ich vertritt. ich bin relativ pragmatisch, und schaue erstmal, was kostet eine politische Aktion, und was nutzt sie, für die gemeinschaft. Andere tun das vielleicht nicht, sondern orientieren sich rein an moralischen Werten. Oder die Kosten werden anders eingeschätzt- so was ist sehr schwer einzuschätzen.

Ein ganz elementares problem ist die frage, ob ein land erstmal primär für seine Bürger gutes tun sollte, oder für die ganze menschheit. Je nachdem, wie man diese frage beantwortet, kommt man zu komplett anderen Ansichten, ohne das jetzt einer dumm wäre.

 

 

Zitat von Elegod am 8. Oktober 2020, 13:50 Uhr

@Koruun

Ich teile Deine Sorgen, was den Rechtsruck in Deutschland ... oder wahrscheinlich besser: das Sichtbarwerden früher eher verschleierter rechter Gesinnungen angeht, völlig. Mich treibt das im realen Leben sehr um, gerade weil ich Kinder habe und mir über deren Zukunft hier in Deutschland Gedanken mache. (Das gilt auch für die Verschuldung Europas, nebenherbemerkt.) Für mich sind das wichtige Probleme der Realität, nicht in Rollenspielen.

Beim Rollenspielen nicht ständig an die realen Probleme erinnert werden zu wollen, die mir ohnehin schon viel Sorge bereiten, bedeutet nicht, dass ich mich für diese Themen nicht interessiere. Ich will aber nicht im PnP zu politischen Haltungen (insbesondere nicht mit dem Holzhammer) "erzogen" werden, von denen ich sowieso im realen Leben überzeugt bin. Ich will im Rollenspiel überhaupt nicht politisch gebildet werden, ich will einfach "nur" spielen, in einer virtuellen Welt.

Ersteinmal danke für den ausführlichen Post. Ich möchte mich als Rückmeldung auf einzelne Abschnitte beziehen, ich denke das ist so übersichtlicher.

Reale Probleme raus aus meinem Spieltisch: kein Problem damit, habe ich volles Verständnis für. Für viele ist das Hobby Eskapismus. Hier würde ich aber gerne als Denkanstoß mitgeben: genau so, wie du ungerne belehrende Elemente in deinem Hobby vorfindest, möchte womöglich ein Spieler mit anderen Lebenserfahrungen andere Dinge nicht im Spiel erleben, wie z.B. ein sexistisches Patriarchat, oder ein Imperium in dem PoC von Weißen unterdrückt werden. Auf Verlagsseite gibt es zumindest eine Entwickling hin zu Illustrationen die mittlerweile auch gehäuft Frauen und PoC abbilden. Letztlich entscheidet aber ohnehin der Spieltisch und kein Verlag über Settings und Thematiken, weshalb ich den Einfluss von Rollenspielverlagen auf die politischen Einstellungen der Spieler hierbei für winzig bis nicht vorhanden einstufe. Ich denke es geht eher darum, abseits der klassischen Zielgruppe zu signalisieren: nicht nur weiße Männer gehören dazu, du tust es auch. Das finde ich nicht verkehrt. Ich persönlich habe es positiv aufgenommen, dass im D&D5 Spielerhandbuch die Illustrationen des Fighters und des Wizards Schwarze/PoC sind.

 

Ich interessiere mich für afrikanische Kulturen und Kunst. Ich finde die Geschichte Afrikas hoch interessant. Und wenn mich ein Thema wirklich anpackt, wie etwa die Geschichte des Kongo, dann verarbeite ich das thematisch/inhaltlich ggf. in einem Abenteuer (Private Eye, CoC, Midgard 1880 o.ä.), halte indirekt eine kleine Geschichtsstunde ab. Bei D&D empfinde ich soetwas einfach als unpassend. Das einzige, was ich sage, ist, dass ich persönlich das Wort Neger einfach positiv besetzt empfinde. Ich will niemanden kränken und verwende es (mit ausnahme des gelegentlichen unbedachten Negerkusses) auch nicht mehr, verstehe aber aus meinem Erfahrungshorizont einfach nicht das Problem mit diesem Wort. Genausowenig wie das Wort Neger in Onkel Toms Hütte wohl abwertend gemeint war oder von Michael Ende in Jim Knopf oder von Astrid Lindgren in Pippi Langstrumpf. Da schießen mir die PC-Forderungen gefühlt über das Ziel hinaus. Es ist etwas anderes zu sagen, man solle das Wort nicht mehr verwenden, weil es andere kränken könnte, als man dürfe Jim Knopf nicht mehr unzensiert veröffentlichen. Für mich liegt der Rassismus nicht in dem Wort, sondern in dem Kontext, in dem es konkret verwendet wird. Ich nehme für mich in Anspruch, zu erkennen, wo jemand PoC abwerten will und wo nicht. ... Aber ich will niemanden kränken und halte mich also daran.

Ich habe zwar ehrlich noch nie gehört, dass das Wort für jemanden positiv besetzt ist, aber ich denke ich verstehe was du meinst und kann den Standpunkt nachvollziehen und respektieren, da es dir nicht darum geht bzw. du es bewusst nicht verwendest um jemanden zu kränken. Es ist eben schwierig zu unterscheiden, wenn das Wort mit einer bewusst trotzigen, provokanten oder verletzenden Intention verwendet wird und daneben zwei oder drei Leute sind, die erklären warum das Wort historisch gesehen nicht verletzend ist. Das können Rassismus-Apologeten sein, das können aber auch Leute sein wie du, die damit lediglich ihren Standpunkt klar machen möchten. Ich denke hier ist timing wichtig: wer nicht für ersteres gehalten werden möchte, sollte vielleicht nicht gleich nach einem Rant der nach bewusster Provokation mit racial slurs aussieht in eine emotionalisierte "Debatte" einsteigen um sachlich zu erzählen wie es um den historischen Kontext bestellt ist. Jetzt nicht als Vorwurf, du warst in dem Thread auch nicht jemand, der mich zu polemischen Posts bewegt hat, aber - du verstehst, oder?

 

Mir ist der Rassismus in den USA, wie man ihn diesertage wieder sehr eindrücklich vor Augen geführt bekommen hat, nicht egal. Und die Menschenleben sind es auch nicht. Aber ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändert, wenn man in einen deutschsprachigen Rollenspielbuch gezielt mehr PoC abbildet. Ich halte das eher für weitgehend wirkungslosen Aktionismus. Wo es nicht den Inhalten widerspricht, habe ich nichts dagegen. Es schadet dann nicht, würde mir nicht einmal auffallen. Aber wenn beispielsweise im Rahmen eines Kickstarters zu einem PnP-RPG vor dem Hintergrund griechischer Mythologie der Anspruch erhoben wird, Amazonen sollten bitte bereits im Regelwerk so ausgestaltet werden, dass sie alle Geschlechter und sexuellen Orientierungen haben können, dann kann ich dem nicht mehr folgen, weil das mythologische Kernmotiv hiermit in aburder Weise verfremdet wird. Ebenso wenn bei CoC im Schwarzwald der 1920er plötzlich nur aus ideologischen Gründen lauter PoC auftauchen sollen.

Gut, aber abseits speziellen Settings (wie bspw. die Amazonen oder historische Settings) bestünde doch kein Problem darin, wenn in einem settingneutralen Spielsystem die dargestellten Menschen die volle Bandbreite unserer Spezies repräsentieren. Gehen wir da d'accord?

 

Wenn überzeugend nachgewiesen wäre, dass das generische Maskulinum zu einer realen Benachteilung von Frauen führt, dann würde auch ich sprachliche Veränderungen befürworten. Ein solcher Beweis konnte aber (jedenfalls bislang) nicht geführt werden. Ich persönlich glaube es auch nicht; damit macht man sich die Erklärung für geschlechtsbezogener Benachteiligung m.E. zu leicht. Ich bin auch nicht gegen jede gendergerchte Sprache. Die Nennung beider Geschlechter stört mich z.B. nicht, ist etwas Aufwand und nicht Umweltfreundlich, aber ließt sich noch flüssig; geht aber dann wieder auch nicht weit genug, wegen derjenigen "dazwischen". Dagegen ist das generische Femininum sinnverfälschen, missverständlich, bestenfalls ebenfalls ausgrenzend etc.

Wie gesagt, ich bin kein zwanghafter Verfechter von gendergerechter Sprache. Ich empfinde es bloß als kleine/hinnehmbare Einschränkung für mich, meine Lesegewohnheit anzupassen, wenn dafür Frauen/Transpersonen/usw. einen besseren Zugang zu Rollenspielen finden. Ob dem mehrheitlich so ist, kann ich ja selbst nicht sagen.

 

Mir ist das Empfinden ausgegrenzter Personen nicht unwichtiger als eine Schreibweise, was Du mir ja auch nicht vorwirfst, was Du jedoch gelegentlich so empfindest. Das kann ich von der Denkweise her nachvollziehen und ist wohl menschlich. Aber jeder Mensch muss sich letztendlich in die Gemeinschaft, in der er lebt, (natürlich in Grenzen) einfügen. Es ist das Gegenteil von Demokratie, wenn die Mehrheit sich an den (wie und von wem überhaupt evaluierten?) Interessen der Minderheiten zu orientieren hat. Minderheiten sollen und müssen geschützt werden. Das bedeutet nicht, dass der gesamte Rest der Bevölkerung sein Leben primär an Minderheiten auszurichten hat. Es ist immer eine Gradwanderung und wird es immer bleiben, was aus Rücksichtnahme zum Schutz von Minderheiten geboten ist und wo die Minderheit akzeptieren muss, sich mit dem Mehrheitsprinzip abzufinden. Sprache, die sich über Jahrtausende entwickelt hat, hat für mich auch einen Wert. Die Lesbarkeit, die Verständlichkeit und die Schönheit, die Sprache in Klang und Wort entfalten kann, haben auch einen Wert. Kennst Du ein schön klingendes Gedicht in gendergerechter Sprache? Kennst Du einen melodischen Liedtext in gendergerechter Sprache? Ich nicht. Aus meiner Sicht ist es nicht so, dass man mit einer Veränderung der Sprache einfach nur ein paar anderen Menschen einen Gefallen täte, ohne dass man zugleich etwas anderes, ebenfalls wertvolles aufgeben würde. So wie Dich die vermeintliche Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen ausgegrenzter Personen stört, stört mich die (vermeintliche) Gleichgültigkeit gegenüber der Freude an dem Kulturgut Sprache, an der bestehenden Literatur, an Lyrik.

Ausgrenzung/Mehrheitsgesellschaft/Anpassung: ich bin mir nicht sicher, worauf du dich hierbei beziehst. Frauen sehe ich nicht als Minderheit, die sich anpassen muss und ich fordere ja nicht, dass sich die Mehrheitsgesellschaft an andere Minderheiten anpassen muss. Wenn ich mich so umschaue, bin ich ja selbst mehr Alman als der Durchschnittsdeutsche.

 

So unähnlich sind wir uns im Empfinden vielleicht garnicht, nur die Blickwinkel, aus denen wir das Thema betrachten, sind unterschiedlich.

Ich denke auch nicht, dass wir uns völlig unterscheiden, lediglich hier und da andere Standpunkte/Blickwinkel haben wie du sagst. Meine Antworten sollen auch nicht dazu dienen, dich zu überzeugen. Es dient lediglich dazu, zu deinen ausformulierten Gedanken meine hinzuzufügen. Nicht, weil ich hier in irgendeiner Weise Geltungsdrang hätte oder auf Anerkennung von Nicknames im Internet aus bin (sonst hätte ich hier nicht ab einem bestimmten Punkt mit einer "verbrannte Erde"-Philosophie geposted). Sondern bloß, weil es dem eigenen Horizont nicht schadet, sich mit jemandem mit abweichender politischer Einstellungen über konkrete Themen auszutauschen, sofern das heutzutage noch sachlich möglich ist. Ich fürchte in Zeiten von social media und Filterblasen wird so etwas immer schwieriger und die Menschen immer radikaler auf beiden Enden des Spektrums (okay, für die ganz genauem: auf beiden Endes eines der Spektren ;)).

 

@Archoangel:

Ich nehme im Internet nichts persönlich, bzw. bin ja bewusst auf Konfrontationskurs gegangen, es muss dich also niemand entschuldigen, will sagen, Schwamm drüber.

@Koruun

Reale Probleme raus aus meinem Spieltisch: kein Problem damit, habe ich volles Verständnis für. Für viele ist das Hobby Eskapismus. Hier würde ich aber gerne als Denkanstoß mitgeben: genau so, wie du ungerne belehrende Elemente in deinem Hobby vorfindest, möchte womöglich ein Spieler mit anderen Lebenserfahrungen andere Dinge nicht im Spiel erleben, wie z.B. ein sexistisches Patriarchat, oder ein Imperium in dem PoC von Weißen unterdrückt werden. Auf Verlagsseite gibt es zumindest eine Entwickling hin zu Illustrationen die mittlerweile auch gehäuft Frauen und PoC abbilden. [...]

 

Gut, aber abseits speziellen Settings (wie bspw. die Amazonen oder historische Settings) bestünde doch kein Problem darin, wenn in einem settingneutralen Spielsystem die dargestellten Menschen die volle Bandbreite unserer Spezies repräsentieren. Gehen wir da d'accord?

Da liegen wir ziemlich auf einer Linie, wenngleich Deine Ausführungen die Dinge ein wenig "verschieben". Denn wer nicht möchte, dass in einem Regelwerk mit dem Holzhammer auf PC-Themen hingewiesen wird, der verhält sich selbst nicht zwangsläufig am Spieltisch wie die Axt im Walde. Ich würde mich da sehr zurückhaltend einschätzen und ich denke, meine Spieler teilen diese Ansicht auch. Ich möchte mich als SL weder zum Affen machen, noch dasss mir später eine Leitung peinlich wäre. Mir ist jedenfalls nicht bewusst, dass ich einen Spieler oder eine Spielerin mal in der exemplarisch von Dir dargestellten Weise verletzt hätte. Glaube ich auch nicht.

Selbstverständlich habe ich überhaupt nichts gegen die Darstellung aller Geschlechter und Hautfarben. Ich mag es nur nicht, wenn das allzu erkennbar ein Selbstzweck wird. Das Bildwerk sollte zunächst einmal zu einem Setting passen. Und das Setting sollte in sich logisch und stimmig sein. Wo das eingehalten wird, habe ich überhaupt kein Problem.

Manches geht dann aber einfach nicht überall. Beispielsweise in einem Setting nach dem Vorbild der Uhtred-Saga kann in England vielleicht - wenn es denn sein muss - als verirrter Exot auch ein Afrikaner vorkommen, aber eben nicht lauter PoCs. Ebenso in "Mythic Britain". Ich habe oft den Eindruck, es wird erst die Frage gestellt, ob ein Setting denn divers genug ist, um heutigen PC-Maßstäben zu genügen, bevor man sich mal Gedanken macht, ob das denn überhaupt passt.

Mich stört das von Dir angesprochene "gehäuft", dort wo es eben überproportional wird und man nicht mehr sagt: "Oh, guck mal ... cool!", sondern "Nicht schon wieder ... ich hab's doch schon bei den letzten 30 Bildern verstanden, was Du mir für eine politische Botschaft vermitteln willst! Ich will doch einfach nur spielen!" Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut und zuviel des Guten schadet. Ein gesundes Mittelmaß wiederzufinden, wäre schön. Nicht mehr Bilder geordnet nach Hautfarben auszuzählen etc.

Ausgrenzung/Mehrheitsgesellschaft/Anpassung: ich bin mir nicht sicher, worauf du dich hierbei beziehst. Frauen sehe ich nicht als Minderheit, die sich anpassen muss und ich fordere ja nicht, dass sich die Mehrheitsgesellschaft an andere Minderheiten anpassen muss. Wenn ich mich so umschaue, bin ich ja selbst mehr Alman als der Durchschnittsdeutsche.

Frauen dürften sogar in der Mehrheit sein. Aber die PC-Aktivisten können für sich eben nicht einfach alle Frauen für sich vereinnahmen. So einfach ist das Meinungsbild nicht.

Die Verfechter einer Umstellung unserer Sprachgewohnheiten auf genderneutrale Sprachvarianten sind beispielsweise jedenfalls heute noch absolut in der Minderheit. Wenn man dann deklassierende Emojis verwendet und andere als von Gestern tituliert, die zu erkennen geben, der ganz breiten Mehrheit anzugehören, die so etwas nicht mag, dann finde ich das ... merkwürdig und nicht gerade sachdienlich. Vielleicht sind die Verfechter solcher Sprachabwandlungen ja "von morgen", wir werden es sehen. Aber das Selbstverständnis, heute könne man nur eine Haltung zur Sprachfrage haben und habe gefälligst den Mund zu halten, wenn es einem nicht gefällt, ist selbstüberhöhend und für meinen Geschmack abstoßend elitär. Und so etwas sieht man immer wieder im Tanelorn & Co. Eine friedliche Koexistenz sollte möglich sein, wo der eine sagt "Ich finds toll, weil ..." und der andere "Ich finds doof / finde diese Variante doof, weil ...", ohne dass man den einen als Spinner oder den anderen als Ewiggestrigen abstempelt. So empfinde ich den öffentlichen Diskurs aber: gänzlich kompromisslos. Und dafür mache ich in einem höheren Maße die PC-Verfechter verantwortlich, schon weil die quantitativ mehr als dreimal so stark in der Bevölkerung vertretenen Gegner genderneutraler Sprache ganz offensichtlich mehrheitlich schweigen und die Minderheit ihr Ding halt machen lassen.

Ich bin kein Gegner von Diversität. Aber ich halte den Anspruch, dass möglichst jedes Rollenspiel auch Transgender, Homosexualität etc. thematisiert persönlich für schwierig. Das wird nie etwas daran ändern, dass die Angehörigen dieser Gruppen sich in bestimmten - für das Rollenspiel m.E. in aller Regel völlig unwichtigen - Punkten von anderen Menschen unterscheiden. Anderen das Thema immer wieder gezielt unter die Nase zu reiben wird m.E. daran nichts ändern. Ich habe Zweifel an der These, dass ein solcher Umgang mit dem Thema das Verständnis der Allgemeinheit erhöht, fürchte eher, das Gegenteil könnte der Fall sein. Ich fühle mich durch andere sexuelle Orientierungen überhaupt nicht gestört. Ich möchte aber nicht ständig die sexuelle Orientierung realer oder fiktiver Personen vorgeführt bekommen, auch nicht wenn sie meiner Orientierung entspricht. Das ist jedermanns eigenes Ding. Das brauche ich nicht im Rollenspiel, es sei denn, das gehört ausnahmsweise gerade zum Thema des Abentuers / Settings o.ä.. Mich stößt die Aufdringlichkeit der Präsentation ab, vielleicht weil ich ein eher introvertierter Mensch bin. Wege der Vereinigung interessiert mich sowas von überhaupt nicht; sowas finde ich nur peinlich. Wen es im Spiel ausnahmsweise mal wichtig ist, dann werden SL und Gruppe ihren eigenen Umgang damit finden.

Letztlich entscheidet aber ohnehin der Spieltisch und kein Verlag über Settings und Thematiken, weshalb ich den Einfluss von Rollenspielverlagen auf die politischen Einstellungen der Spieler hierbei für winzig bis nicht vorhanden einstufe. Ich denke es geht eher darum, abseits der klassischen Zielgruppe zu signalisieren: nicht nur weiße Männer gehören dazu, du tust es auch. Das finde ich nicht verkehrt.

"Du gehörst dazu!", finde ich toll! Da bin ich absolut dabei. "Bedenke, dass die auch dazu gehören. ... Bedenke es nochmal. ... Und nochmal! ... Hast Du es auch wirklich verstanden? ... Bist Du so tolerant wie wir?", nicht. Wenn man das Thema allgemein nicht ganz so hoch aufhängen würde, wäre m.E. für die Sache mehr zu gewinnen. Aber das ist nur meine unbewiesene Meinung.

Ich denke hier ist timing wichtig: wer nicht für ersteres gehalten werden möchte, sollte vielleicht nicht gleich nach einem Rant der nach bewusster Provokation mit racial slurs aussieht in eine emotionalisierte "Debatte" einsteigen um sachlich zu erzählen wie es um den historischen Kontext bestellt ist. Jetzt nicht als Vorwurf, du warst in dem Thread auch nicht jemand, der mich zu polemischen Posts bewegt hat, aber - du verstehst, oder?

Weiß nicht. Nur mit möglichst sachlichen Beiträgen hat man doch eine Chance, eine Debatte wieder auf eine sachliche Ebene zurückzuführen, oder? Soll man das Feld immer Provokateuren überlassen? Solange die Diskussion nicht unrettbar verloren ist, finde ich, kann man einen Versuch unternehmen. Meine Konsequenz aus dem, was Du zu social media und Filterblasen sagst.

All dead! All dead!

Ihr habt es wahrscheinlich schon mitbekommen: Sog. "Sensitive Reading" hat einen weiteren Sieg errungen ... und die Spielerschaft, der man offensichtlich nicht zutraut, eigenständig Wertungen vornehmen zu können, einen weiteren Verlust hingenommen ...

Ulisses Spiele reagiert auf Z-Wort-Kritik

Die deutsche Übersetzung zu dem m.E. sehr schönen und stimmungsvollen Projekt "Tales of the Old Margreve" ist der gelegentlichen Verwendung eines einzigen Wortes zum Opfer gefallen. Der Verkauf des Bandes "Geschichten aus dem Alten Margreve" wurde offenbar gestoppt. Die Bücher werden (zur Freude der Umwelt) wohl vernichtet werden. Ob eine neu überarbeitete Version jemals gedruckt wird, ist ungewiss. Ich habe die deutsche und die englische Version schon im Regal stehen. Glück gehabt. Schade für die, die es verpasst haben.

Ich traue mir eigentlich zu, das Z-Wort in einen vernünftigen, angemessenen Kontext zu bringen und empfinde das gerade mal wieder als eine Form der Zensur. Ich hoffe, es fühlt sich zumindest ein Angehöriger der betroffenen Gruppen im realen Leben durch die Entfernung dieses Rollenspielbuchs über eine Fantasy-Welt aus den Regalen auch wirklich besser, damit der Aktion überhaupt ein Sinn zukommt, hege aber gewisse Zweifel. Ich bin mal wieder froh, kein Verleger zu sein, nicht jedes Wort auf irgendjemandes Empfindlichkeiten hin untersuchen und Bücher kaputtanalysieren zu müssen, sondern mich auf das Spielen konzentrieren zu können.

Ich merke es immer wieder: Ich bin offenbar zu alt, um solchen Dingen im Vergleich zu anderen schwerwiegenden Problemen unserer Welt einen entsprechenden hohen Stellenwert einzuräumen. Zu alt, als dass mir die aufgewandten Energien der "Sensitive Reader" in solchen Fällen als sinnvoll investierte Lebenszeit erscheinen könnten.

All dead! All dead!

Das Aufhängen an einem Wort halte ich für dumm. Ich habe das Buch nicht. Aber falls antiziganistische Vorurteile transportiert werden - und so klingt das - dann zeigt das, wie tone deaf viele Autoren und Übersetzer offensichtlich sind. Edit: denn die Vorurteile müssten raus, oder dürften nicht die Basis der Darstellung sein.

Diese Vorurteile werden dann übrigens mit oder ohne das Wort transportiert. Das heißt, die Entfernung eines Begriffes wäre weder die Lösung, noch aus meiner Sicht das Problem.

Der Kontext dürfte hier liegen.

Viele Leute haben überhaupt kein Bewusstsein bezüglich Antiziganismus.

Im T gibt es eine lange Diskussion dazu, in der sich auch der Übersetzer geäußert hat.

Anscheinend geht es nicht nur um das Wort "Zigeuner".

Das beschriebene Volk (ein menschliches Volk, keine "Grolme" oder so), wird wohl in Verbindung mit sehr vielen negativen Stereotypen beschrieben.

Ich habe das Buch nicht und kann mir daher kein abschließendes Urteil bilden.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Das Z-Wort nicht mehr zu verwenden, fällt mir nicht schwer. Das, was ich hinterfrage, sind die falsch-woken Anhänger auf der einen Seite, und die teilweise ja schon genussvoll zu nenne Verwendung des Z- oder N-Wortes auf der anderen bzw. die öffentliche Aufbauschung des persönlichen Schmerzes und Leids einer angeblich eingeschränkten Meinungsfreiheit.

Das wäre jetzt vielleicht alles entspannter zu betrachten, wenn es den Massenmord an Roma und Sinti im dritten Reich nicht gegeben hätte, und diese Menschen bis heute behördlicher Verfolgung und gesellschaftlicher Ausgrenzung ausgesetzt wären.

Was ich nicht verstehe, ist, wie eine Firma, die ja wissen müsste, was passiert, wenn man sich nicht der sich gewandelten Kultur anpasst, ein dermaßen kapitaler Fehler unterlaufen kann, das nicht durch entsprechend geschulte Lektoren überprüfen zu lassen.

Und da wir ja immer von "Cancel Culture" reden ...

... Leute, ihr müsst Euch zunehmend damit abfinden, dass wir nicht mehr die Zielgruppe für Waren und Produkte sind. Wir haben vielleicht, je nach individuellem Alter, noch 10-25 Jahre die volle Kaufkraft, während die Firmen sich zunehmend auf die Leute ausrichten, die jetzt um die 20 sind.

Das könnt Ihr beklagen, bis Eure Tränen Ströme füllen, aber das ist der Lauf der Welt und eine grundlegende Komponente der Marktwirtschaft (die Ihr ja auch nicht abschaffen wollt, richtig?)

(Was noch mal nett wäre, zu explorieren, wie lange es "Cancel Culture" eigentlich schon gibt ... auf den ersten Schlag fällt mir die Boston Tea Party und die Zuweisung bestimmter Zweige der Wirtschaft an gesellschaftliche Randgruppen ein, aber da gibt es sicher noch mehr.)

hab nicht draufgeklickt, klang jetzt irgendwie belanglos. Werde auch weiterhin ZOMBIE sagen. So!

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