Disputorium

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Spielleiten für Geld - Mercerisierung des Rollenspiels?

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Ich glaube, das was ich haben wollen würde - eine irgendwie fortlaufende Kampagne, in der mein Charakter der Welt seinen Stempel aufdrücke - könnte ich vergessen. Das klingt für mich eher nach One-Shots, oder allenfalls Abenteuerpfadfinderei im Stile Paizos oder der Missions bei Shadowrun.

Wenn jemand allerdings etwas wie die West Marches als lebende, dynamische und atmende Welt aufzieht, könnte mich das reizen.

Zitat von Der Oger am 3. April 2020, 19:47 Uhr

Wenn jemand allerdings etwas wie die West Marches als lebende, dynamische und atmende Welt aufzieht, könnte mich das reizen.

Ich glaube, das dürfte eher das Gegenteil von dem sein, was bei solchen Bezahlrunden geboten wird.

Sehr erfolgreich sind die zahlreichen Bezahlrunden zu D&D 5E Fertig-Kampagnen. Da ist die Nachfrage enorm und, wenn ich die beiden US-Profi-SLs mir so vergegenwärtige, die haben richtig viel zu tun: zwei Runden pro Tag, fünf Tage die Woche. Läuft für beide als Haupt-Erwerbsquelle.

Ich denke nicht, dass das ein Hindernis ist. Das hängt ja vom Geschäftsmodell ab. Tatsächlich leite ich ja eine offene West Marshes Kampagne seit über 3 Jahren. Ich leite dann beim Gastgeber. Das einzig Konstante ist dabei die Spielwelt, von unserem "Hub" in der Spielwelt aus können unterschiedliche Spieler in unterschiedlichen Zusammensetzungen losziehen. Im letzten Jahr hat sich aber eine Kerngruppe ausgebildet und der Rest ist rausgefallen (die Runde ist immer noch offen, aber die Spieler die kommen, sind zu 95% dieselben).

Theoretisch könnte ich mich mit meinem SL Köfferchen und meiner Welt also verkaufen und leite dann da, wo sich genug Anmeldungen finden. Das ist dann aber MEINE Welt und MEIN Spielstil, also ein Gesamtpaket, das kann man dann mieten oder eben auch nicht. Wenn ich auf ein Konzert gehe, spielt die Band ja auch IHRE Lieder in ihrem Stil.

Aber natürlich rollenspiele ich gratis.

Zitat von Lord Verminaard am 2. April 2020, 20:26 Uhr

Da sind 100+ Euro Stundensatz im professionellen Bereich für, sagen wir mal, einen Coach oder Berater, nicht ungewöhnlich.

Das war einer der für mich wichtigen Punkte, als ich mich das letzte Mal (vor ein paar Jahren) von dem Thema Logoemesis bekommen habe: Spielleiten gegen Bezahlung setzt es in Konkurrenz zu anderen bezahlten Tätigkeiten. Wenn dann nicht vergleichbar viel unterm Strich übrigbleibt, ...

Das war aber auch alles theoretisches Herumgerechne. Viel grundlegender ist für mich, dass Rollenspiel etwas ist, mit und bei dem ich mich ganz explizit der Messbarmachung von (angeblicher) "Leistung" und dem Ausdruck von (angeblicher) "Wertschätzung" durch Geld entziehen möchte.

Current thinking of this agency: 10 Ignores

In Deutschland bekommen doch "Supporter", die für Verlage Werbe-Spielrunden auf Conventions oder in Rollenspiel-Läden halten, noch nicht mal Mindestlohn, oder sehe ich da was falsch? Die sind ja schon gut geübt darin, ihr Programm durchzuziehen und den Interessierten 4 Stunden Unterhaltung zu bieten.

Für DSA sehe ich einen Markt bezahlter Großkampagnen-SL. Allerdings sollten die dann nach Möglichkeit zertifiziert sein. Da gibt es für Ulisses sicher ein Geschäftsmodell.

Moralisch habe ich keine Probleme mit bezahlten SL. Wenn ich selbst fit genug als SL wäre, würde ich das selber anbieten und wenn ich die Kohle übrig hätte, würde mich mir gerne einen Top-SL buchen. Ich fürchte nur, die genügen meinen Ansprüchen nicht. Aber einen SL zu bezahlen, damit ich mal das spielen kann, was ich spielen möchte und es eben nicht selber leiten muss, weil es sonst niemand tut... Das hätte schon was.

Wobei ich ja sagen muss, dass die offiziellen Supporter, die ich erleben durfte, auch ziemlich underwhelming waren. Zumindest hinsichtlich DSA 4, 5 und SR. Ich wollte mir ja immer wieder mal anschauen, ob die Sachen irgendwas interessantes haben ... Eventuell scheiterte es auch an meiner Erwartungshaltung ....

Naja, die Supporter bekommen ab und zu Bücher und PROMO-Kram aus dem Werbematerial, das sonst keiner will.

War zumindest in meiner Zeit als Cthulhu-Pegasus-Supporter so.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Du bekommst halt das, was du bezahlst. Wer hier würde denn sagen wir, 50 Flocken für einen guten SL ausgeben, der eine weithin beliebte kampagne oder ähnliches leitet? Also ich würde vielleicht maximal 10 Euro zahlen, und dann müsst der Sl schon gut sein.

Aber mal ganz realistisch betrachtet. Generell wird der Kreativbereich in DE schlecht bezahlt. Die Leute, die da wirklich Erfolg haben, sind meist international tätig.

In den USA gehört es im Kreativbereich (z. B. Drehbuchschreiber etc.) anscheinend zum guten Ton, dem D&D/Rollenspiel Hobby mal nachgegangen zu sein oder noch nachzugehen. Da werden die Leute auch anders bezahlt und haben damit auch die Kohle sich nenn Personal DM zu leisten (neben dem personal Coach, den personal Trainer etc.). So Runden könnten da vielleicht sogar zum Networking im Kreativbereich genutzt werden.

Bei uns sehe ich das allein am Mangel einer gut bezahlten Kreativszene eher nicht. Ok es gibt bestimmt auch gut bezahlte Künstler ... aber ich glaub die sind zu konservativ für so Dinge wie Rollenspiel - die Sammeln eher Briefmarken, BMWs oder sowas.

Natürlich alles nur unbewiesene Vorurteile 🙂

Werbung ist gar nich soo schlecht bezahlt (wenn Du aus der Juniortexterhölle mal rauskommst) in D und die werden auch immer besser.

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