Disputorium

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

TEARS, ARS und spielen mit der Generation Stream

Seite 1 von 6Nächste

Aus dem Nachbar-Thread:

Ich wurde just gerade dazu eingeladen bei einer TEARS Runde mitzuspielen. Es sind viele Menschen eingeladen, die noch keinen Kontakt mit TRPGs hatten. Aber wohl den Stream ganz gut kennen. Was erwartet mich konkret? Ich bin verlockt mitzuspielen, um zu schauen, ob ich als Spieler eine ARS-artige Dynamik initiieren kann, natürlich unter entsprechender Absprache in Session Null. Ist das mit der Welt überhaupt sinnvoll? Ist es vor dem Hintergrund des Streams überhaupt denkbar?

Möchte die Leute auch keineswegs auf ihre Medienvorlieben reduzieren, aber es ist ein spannender Unterschied, ob die erste Rollenspiel-Runde, die Mensch sieht die eigene, gespielte ist oder ob er einer fremden, in diesem Fall auf Zuschauer-Unterhaltung ausgelegte Runde zu sieht und daraus seine Vorstellungen formt.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Ist doch geil. Ich würde das nicht mit Spekulationen vorbelasten. Einfach die Leute kennen lernen und gucken, wie die drauf sind. Mit dem Flow gehen. Nicht den SL gleich unter Generalverdacht stellen. Du gewinnst nichts, wenn du gegen ihn arbeitest, vielleicht aber alles, wenn du auf seiner Seite bist.

 

Geh doch einmal mal rein und berichte. Das fände ich sehr interessant.

 

Meine Eindrücke dazu waren folgendermaßen. Das Setting von T.E.A.R.S. ist maximal rudimentär. Es spielt in Deutschland, nahe Gegenwart, ein Virus ist ausgebrochen, 90% der Bevölkerung tot, der Rest Zombies (die blutige Tränen weinen). Das wars.

Das Ganze diente aber nur als Kulisse für den eigentlichen Zweck und der ist: Leute, die absolut keine Berührung zum P&P haben (nämlich alle Bohnen außer der SL), dafür aber komödiantisches Talent, ins kalte Wasser zu werfen. Was auch zu Anfang sehr unterhaltsam war.

Dementsprechend ist das Abenteuer auch nur eine Kulisse für die Show. In dessen Fokus steht eine Perlenkette einzelner Szenen mit Unterhaltungspotenzial und einer KLAREN Lösung (z.b. ein Zahlenrätsel oder eine bestimmte Gegenstandskombination - ähnlich Point&Click Adventures). Abzweigungen oder freie Entscheidungen sind de Fakto nicht vorhanden (man darf sich aber die Reihenfolge aussuchen, in der man die Dinge in einem Raum ansehen darf). Die "Story" entfaltet sich dann über eine Reihe von Expositionen, auf die es keinen Einfluss gibt (z.b. findet es hinter einer Panzertür mit Guckloch statt oder am anderen Ende einer Funkleitung, so dass die Spieler nicht herankommen). Immer wieder müssen zum Voranschreiten der Show (die steht im Vordergrund), aber auch Spielerhandlungen vom SL ganz konkret unterbrochen oder übergangen werden (z. B. wird jemand angeschossen, ohne, dass er reagieren darf; Es werden Gedanken, Gefühle, Handlungen für Spieler übernommen usw.).

Mit P&P, was wohl noch(!) die meisten Leute darunter verstehen, hat das nichts zu tun. Es vermittelt dementsprechend auch kein P&P "im eigentlichen Sinne". Das ist mehr Impro-Theater.

Ich kenne TEARS nur aus den live Twitch-Streams, in den Foren bin ich nicht unterwegs. Die Zuschauer dort legten vor allem Wert auf skurrile Charakterpersönlichkeiten und den Klamauk. Dementsprechend sind die Charaktere auch ziemlich überdreht und stehen sich (und dem Abenteuer) oft selbst im Weg. Die Szenen drehen sich oft um die Darstellungen und Komplikationen, die die Teilnehmer beim Ausspielen selbst hervorrufen. Zum Beispiel: Sie müssen ein Dach herunterklettern. Ja, wie machen wir das? Vielleicht mit Seil, kann jemand einen Knoten machen? Ich probier's mal. Zack. Bumm. - Was haben wir gelacht, wieder 30min. Sendezeit rum, aber Null progress.

Ich habe das als eine Mischung aus Story abspulen (auf SL Seite) und Mein-Charakter-ist-halt-so (auf Spielerseite) wahrgenommen. Man hat halt oft das Gefühl, dass alle gar nicht an einem Strang ziehen, aber das funktioniert in einer TV-Show natürlich sehr gut. Mit fortschreitender Erfahrung der Spieler (z.b. in B.E.A.R.D.S) wurde es dann auch zunehmends öder zum Zuschauen, weil die Zusammenarbeit eben besser funktionierte.

 

Ich habe ähnliches auch selbst so mit anderen "jüngeren" (20-25j.) Spielern erlebt (ich müsste mal fragen, wie vertraut die mit RBTV P&P sind). Das Angebot des "Abenteuers" per se wird oft gar nicht wahrgenommen, sondern in erster Linie wird die Spielwelt des SL als Bühne betrachtet, auf der man seinen eigenen Charaktere ohne Rücksicht auf Verluste (Spielzeit, Vorbereitungsaufwand, Fluff, Spannung, Spielfluss) ausspielen kann. Auch kenne ich Runden (älterer Spieler), da kann z.b. ein In-Game Geburtstag und das Torten backen zu einem abendfüllenden Bestandteil des Abenteuers werden.

Was mir auch auffiel ist diese absolute SL-Hörigkeit "der Meister hat immer Recht", auf die sich aber auch einige Old-School GMs was einbilden. Da musste ich meinen Spielern zuerst mal einbläuen, dass sie auch eine Meinung haben dürfen.

Insgesamt würde ich Ähnliches auch von einer TEARS Runde erwarten bei Leuten, die ansonsten keine Berührungspunkte mit P&P hatten bzw. ich frage mich auch, was von alledem man in so einer Runde wohl wiederfindet.

 

Zitat von Lord Verminaard am 20. Oktober 2019, 21:09 Uhr

Ist doch geil. Ich würde das nicht mit Spekulationen vorbelasten. Einfach die Leute kennen lernen und gucken, wie die drauf sind. Mit dem Flow gehen. Nicht den SL gleich unter Generalverdacht stellen. Du gewinnst nichts, wenn du gegen ihn arbeitest, vielleicht aber alles, wenn du auf seiner Seite bist.

Es geht mir darum, einen gemeinsamen Referenzrahmen zu schaffen.

Während in alten Zeiten z.B. die Bücher aus Appendix N ein gemeinsames "konzeptionelles Vokabular" ermöglicht haben, habe ich persönlich relativ wenig Verlangen mich durch Staffeln von TEARS zu wühlen. Vor meiner letzten Runde hat es mir geholfen Critical Role zu schauen, eben in dem Wissen, für manche der Spielenden ist das der Zugang. Und selbst da habe ich es nicht über 2-3 Folgen hinaus geschafft.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

@BoyScout

Dass Point&Click Adventures als mentale Vorlage dienen, klingt einleuchtend. Das werde ich im Kopf behalten.

Ich werde auf jeden Fall zur Sitzung Null und mir interessiert anhören, was die anderen sich so vorstellen.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Wenn ich es richtig in erinnerung habe, ist Tears doch ein Regelsystem in einem Buch. Les doch das Buch. oder lass es dir erklären. So, wie du es bei einem anderen Rollenspiel auch tun würdest.

ich hab mit den Leuten ein paarmal gespielt. Die spielen kein ARS. Das ist eher casual roleplaying, viel rumgeblödel, überzeichnete Charaktere, der SL schaut, das eine halbwegs interessante Handlung bei rumkommt. So wars bei mir. ich hab aber nur Oneshots gespielt. Vielleicht isses bei ner längeren Runde anders.

Frag sie halt.

Ich komme ja immer noch nocht drüber weg, daß aus der Anti-Forge-Ironie-Rhetorik-Abkürzung aus Mangel & Not ein echter Begriff geworden ist.

Zitat von Settembrini am 21. Oktober 2019, 7:26 Uhr

Ich komme ja immer noch nocht drüber weg, daß aus der Anti-Forge-Ironie-Rhetorik-Abkürzung aus Mangel & Not ein echter Begriff geworden ist.

Für mich sind alle Begriffe der - im weitesten Sinne - Rollenspieltheorie nur ironisch nutzbar. 🙂

Aber der Begriff funktioniert insofern als dass er klar genug ist, hier bei den Lesenden eine ähnliche Idee von Rollenspiel zu erzeugen.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Zitat von ErikErikson am 20. Oktober 2019, 21:29 Uhr

Wenn ich es richtig in erinnerung habe, ist Tears doch ein Regelsystem in einem Buch. Les doch das Buch. oder lass es dir erklären. So, wie du es bei einem anderen Rollenspiel auch tun würdest.

ich hab mit den Leuten ein paarmal gespielt. Die spielen kein ARS. Das ist eher casual roleplaying, viel rumgeblödel, überzeichnete Charaktere, der SL schaut, das eine halbwegs interessante Handlung bei rumkommt. So wars bei mir. ich hab aber nur Oneshots gespielt. Vielleicht isses bei ner längeren Runde anders.

Frag sie halt.

In Anbetracht dessen, dass ich nicht sicher bin wie Rollenspiel-kompatibel ich mit den weiteren Spielenden bin, möchte ich nur wenig Zeit in das Buch investieren. Ich habe zumindest schon ein paar Dinge über TEARS als Spiel gelesen, die ich unappetitlich fand (scheint de facto ein DSA Klon zu sein, mit Attacke/Parade-Hin-und-her und 3W20 Talentproben...). Andere fand ich fast schon lachhaft schlecht (die Art und Weise wie Sonderfertigkeiten "geregelt" werden).

Dieser Thread dient mir auch ein bisschen als Spiegel, um die Konturen meiner eigenen Vorannahmen zu erkennen versuchen.

Grüße

Hasran

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

der Designer hat afaik überwiegend Erfahrung mit DSA. Selbst die "Nicht" Hobbyisten haben in der ersten TEARS Staffel erkannt, dass der Mechanismus Kokolores ist und zum Scheitern der Handlungen führen muss.

Aber auf seinem YT Channel (DerHauge) gibt es ein paar Streammitschnitte, wo er seinen SL Stil erläutert. Ich denke, davon gucken sich einige was ab.

Seite 1 von 6Nächste