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ZockBockRadio 11: Liebe & DSA

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Episode 11: Liebe & DSA

Bin jetzt mal von der 7 zu 11 gesprungen, erspare mir den Hass und gehe gleich zur Liebe. 😉 Ein paar Anmerkungen während des Hörens:

@kirilow /re housekeeping, Achtung Missverständnis, ich habe nicht von psychisch gesund vs. gestört gesprochen, sondern von neurotypisch vs. nicht neurotypisch, und zwar aus der Position als selbst Betroffener. Das ist nicht wertend aber bitteschön in beide Richtungen nicht. Müssen wir nicht vertiefen.

@Rollo-Pubertät, finde ich eine naheliegende aber gut auf den Punkt gebrachte Beobachtung. Ich würde hinzufügen, dass viele Erwachsene später mit Verklärung auf ihre Kindheit und allgemein Kinder, aber mit Naserümpfen auf ihre Adoleszenz und allgemein Halbstarke blicken, was auch nicht unbedingt schmückend ist. Sich das innere Kind zu bewahren, gilt als große Tugend, niemand jedoch möchte sich den inneren Halbstarken bewahren. Ist eine spannende Tangente. Jetzt wo meine eigenen Kinder sich rasant auf die Vorpubertät zu bewegen, erscheint es mir die Königsdisziplin des Erwachsenseins, auch hierzu eine Verbundenheit und einen respektvollen Umgang zu finden. Ich stimme Hasran zu, das so diese gaaaanz ernsthaften Sachen oft eher unfreiwillig komisch waren, ich selber komme auch selten ohne Humor aus in meinen Runden. Andererseits ist Humor oft auch der einfache Ausweg und eine Form der Distanzierung, wohingegen heiliger Ernst viel Mut und Vertrauen erfordert. Ich würde da auch den Bogen zu Episode 7 und Greg Stafford dem humorlosen Psychonauten spannen. Manchmal entsteht wahre Größe eben dann, wenn man sich nicht zu früh in einen Witz flüchtet.

@Prolog & In-Medias-Res-Einstieg, in ziemlich ähnlicher Weise auch bei Greg Costykian in Star Wars d6 1E (1987) zu finden, ist für mich gar kein Mysterium sondern einfach der erzählspielerische Ansatz, der sich da offenbart. Als solches ein sehr nützliches Tool. Hatte Isle of Dread nicht auch so einen Einstieg? Finde es übrigens 1000x besser, den Spielern im Prolog ihre Ausrüstung wegzunehmen, als 2 Stunden daran rumzuspielen und dabei zu versuchen, die Illusion eines ergebnisoffenen Spiels zu wahren. (Edit: Mir ist allerdings jetzt erst klar geworden, dass die Ausrüstung wirklich endgültig weg war. Kannte das nur aus Erzählungen, habe die betreffenden Abenteuer nie gespielt, hatte aber immer ganz selbstverständlich angenommen, dass man im Laufe des Abenteuers dann die Gelegenheit erhielte, sich die Ausrüstung zurück zu holen. Sonst wäre das ja echt kacke. :P)

Schade daß Du die Ausgrenzungsfolge überspringst, war ja extra für Nachfragen wie Deine gemacht gewesen.

Ansonsten Danke für die Rückmeldung! Re Pubertät: das bewahrt sich doch die Mehrheit, also ist doch aus Deiner Sicht alles gut? Ich hatte nie ne GrimDark Phase und isnofern iost mir das ohnehin fremd. Ich spiele ja seit 30 Jahren nahezu gleich und vor allem die gleichen Spiele.

 

Re: Ausrüstung das ist ja der Punkt, daß die dann weg ist, für immer. 4 mal lgaube ich Kun Knau Pen ja auch. Dr. Stefan Blanck berichtet das ja auch gerade, was das für eine Kardinalssünde sei, und er hat es in seinem Originalmanuskript nicht gehabt.

Zitat von Settembrini am 22. November 2020, 9:51 Uhr

Schade daß Du die Ausgrenzungsfolge überspringst, war ja extra für Nachfragen wie Deine gemacht gewesen.

Hmkay, dann muss ich in einem Zen-Moment vielleicht doch noch mal reinhören.

Ansonsten noch zum Thema Stimmungsspiel / sich heimisch Fühlen: Ich glaube, ein weiterer wichtiger Punkt ist gerade die Kombination mit Eskapismus auf einem relativ sentimentalen Level. Als unsere Gruppe dereinst auf Lichtelfen traf und in deren Dorf eingeladen wurde und mit ihnen gefeiert hat und Athavar Friedenslied persönlich begegnete, das war mir damals schon ein inneres Bruchtal, das war eben wie Tolkien lesen nur man war live dabei, man konnte selbst drauf reagieren, sich in seinen eigenen, lange gespielten Helden reinversetzen, mit dem man sich gerade wegen der Vertrautheit / dem sich heimisch Fühlen dann so gut identifiziert hat. Also zumindest für mich gehörte das zusammen, Tavernenspiel alleine hätte nicht gereicht.

Und dieser harmlose kleine Gaukler, der gewann dann eben die Anerkennung von Priestern, Magiern und Königen, der reiste an ferne Orte, die er nie gedachte hätte einmal zu erblicken, wurde Zeuge des Wirkens der Götter - was ja auch den meisten Aventuriern nicht zuteil wird, ebenso wenig wie uns in der echten Welt! - und wurde im Rahjatempel von gleich zwei heißen Geweihtinnen verwöhnt. (Rein vom Wortsinn sind das übrigens auch alles Abenteuer.) Der sitzt auch in der Schenke und am Lagerfeuer, klar, aber der macht eben danach dann auch wieder Sachen, die ich selber nicht machen kann, die ich mir aber vorstellen kann. Der gewinnt Gewissheiten, nach denen ich mich in meinem eigenen Leben vielleicht manchmal auch sehne. Es ist aber eben nach innen gewandt, es geht weniger um Wirkungsmächtigkeit und mehr um, wie Rillenmanni ganz richtig formuliert, Ergriffenheit. Dieses innere Bruchtal muss man als Sehnsuchtsort halt in sich haben, wenn man das nicht hat, geht es nicht.

Ansonsten kann ich nur sagen, ich habe DSA in zwei langen Kampagnen gespielt, einmal bis Stufe 14 und einmal bis Stufe 9 oder so. Habe natürlich schon auch gelesen aber definitiv mehr gespielt. Die anderen Mitspieler haben wenig bis gar nichts gelesen. Und die meiste Zeit hat es echt Spaß gemacht, auch wenn es heute so nicht mehr funktionieren würde.

Ein typischer Stimmungsspielmoment war z.B., als mein Gaukler nach langen Wildnis- und Seefahrtsabenteuern in Belhanka ankam, die Taschen voller Gold, und erst mal zum besten Schneider der Stadt marschierte, einen Beutel auf den Tresen knallte und sagte: "Phex zum Gruß, ich werde heute 100 Dukaten in diesem Geschäft ausgeben." Woraufhin der Meister beschrieb, wie der Laden sofort dicht gemacht wurde, der Gehilfe mit dem Maßband herbei eilte usw. Die Klamotten wurden später hin und wieder auch mal getragen aber das war nicht der Punkt, der Moment an sich war der Punkt.

Waren diese Sehsuchtsmomente für dich an mitspieler, SL, deine lebensumstände, dein Alter oder andere variablen gebunden? Anders gesagt, was denkst du braucht es, um sowas bei dir auszulösen? ich kann mir nicht vorstellen, das die einfach so kommen, nur durch eine Spieltechnik, sondern das da mehr dazugehört.

Danke für die Beschreibungen!

Re: inneres Bruchtal: ich habe das total, sehe das halt gar nicht bei DSA. Das ist für mich eher Harnmaster, wenn man da in den Sindarinwald eingelassen wird. Gerade Dunkele Städte, Liche Wälder ist ja voller Arroganz und Gemeinheit und Ausgrenzung. BADOC! Habe ich auch damals nichts Heilendes und offenes rausgelesen, nur hate gegen Nichtelfen und Nichtelfenspieler.

Die anderen Dinge sind bestimmt toll gewesen, die Du beschreibst, kann ich aber in jedem Rollenspiel haben. Und es blendet ja die ganzen Autoritäten aus, die ja zumindest in den Texten und Modulen immer dicke und mächtig und entmächtigend rumlaufen. Und heimische Gefühle erzeugen sollen. Insofern ja: Du mußt Recht haben, aber ist offenkundig nicht für alle gedacht. Irgendwas ist da mit Ehrfurcht vor NSCs was ich halt nicht raffe, wie das heimelig sein soll.

@Erikson: Schwierige Frage. Ich denke, Spieltechnik spielt schon mit rein, dann natürlich die Mitspieler, die das eben auch teilen müssen, und der Inhalt muss natürlich passen, was wiederum vom Alter/Lebensabschnitt abhängt. Bei dem Lichtelfen-Ding war ich 17 oder so. Manche Filme, die man mit 17 cool fand, sollte man sich lieber heute nicht noch mal ansehen. Andere funktionieren immer noch. DSA gehört für mich zu ersteren, wobei ich nicht ausschließe, dass ich da auch für mich was dran retten und rebooten könnte. Da gibt's nicht nur aus Abenteuerspieler-Sicht liebenswertes, sondern auch aus Erzählspieler-Sicht.

@Settembrini: Du hast sicher Recht, dass das auch mit anderen Spielen gegangen wäre, DSA war halt das, was wir hatten, und ein paar Sachen haben uns da schon auch ganz gut abgeholt in den Boxen da so Ende DSA2 / Anfang DSA3. Auch regeltechnisch, klar war da nichts was nicht vermutlich RuneQuest besser gemacht hatte, aber RuneQuest kannten wir halt nicht. Und das Karl May mäßige (wozu ich badoc auch gezählt hätte) hat uns damals halt nicht gestört, wir waren ja eine homogene Gruppe und es war halt auch ne andere Zeit. Meine Star Wars Gruppe war aber deutlich gemischter, die haben mich gelegentlich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Und selbst bei DSA waren wir glaube ich nicht super orthodox, obwohl wir schon viele offizielle Abenteuer gespielt haben. Bei einem davon ist mein Gaukler sogar gestorben (sic!)

Ach badoc ist irgendwie Karl May? Bitte mehr Infos!

Ah da erwartest du jetzt zu viel, ich meinte einfach, das fügte sich für mich damals nahtlos in dieses Karl-May-Indianerhafte von den Elfen. Wobei der Waldelf-Spieler in unserer Runde glaube ich nicht ein einziges Mal "badoc" gesagt hat, also das war für uns kein zentraler Begriff. Meine Erinnerung ist da auch eher unspezifisch.

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