Disputorium

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumAllgemein: Dies das AnanasOffener Tisch
Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Offener Tisch

Ich plane latent in einem Store einen offenen Tisch anzubieten, alle 2 Wochen 4-6h.

Ich habe keinerlei Erfahrung damit, weil jeder bisherige Tisch zumindest bisher Bekannte und Freunde hatte. Könnte mir jetzt auch passieren, aber ich gehe erstmal von wildfremden Leuten aus, dir ich erst kennen lernen muss. (Was kein Problem für mich ist.)

Frage: Habt ihr das schon gemacht? Erfahrungen, Tipps, Warnungen?

Eventuell kürzeres Zeitfenster anvisieren?

Abenteuer in einer Sitzung abschließen.

Schwarzes Brett?

Current thinking of this agency: 10 Ignores

Zur reinen Orga:

Im "Laden" hab ichs nicht gemacht, aber per Mailingliste (den Termin hab ich vorgegeben) bin ich zu Spielern zum Leiten zu deren Heim gefahren (natürlich gratis, bin ja nicht so unverschämt, Radius hab ich vorgegeben).

Aquiriert habe ich die über digitale Aushänge zb. in Whatsapp Gruppen ( bei uns gibts regionale RPG WA Gruppen mit 100+ Teilnehmern). Das war effektiv.

Discord ginge natürlich auch.

Ich hab auch einen physischen Flyer gemacht und gedruckt und den in FLGS, MA-Tavernen und Spielemesse verteilt, aber ich glaube nicht, dass das so viel gebracht hat. Hab den natürlich auch digital verteilt, kann ich mal verlinken, wenn gewünscht.

Im Laden stelle ichs mir nochmal 1000mal einfacher vor. Lief ca. 3 Jahre, Corona hats gekillt 😛

Über die Erfahrungen hab ich noch nicht zuende reflektiert, aber kann dazu bestimmt noch was ergänzen die Tage.

Zitat von blut_und_glas am 17. August 2023, 8:24 Uhr

Eventuell kürzeres Zeitfenster anvisieren?

Abenteuer in einer Sitzung abschließen.

Schwarzes Brett?

So ist das geplant.

Zitat von BoyScout am 17. August 2023, 11:26 Uhr

Über die Erfahrungen hab ich noch nicht zuende reflektiert, aber kann dazu bestimmt noch was ergänzen die Tage.

Das wäre super!

Ok, long story. Also was ich aus der Zeit mit Basic Fantasy + Megadungeon + Oberwelt am offenen Tisch mitgenommen habe:

Ich hatte als SL die besten Spielabende jemals im Rollenspiel und werde es vrmtl. nicht nochmal machen. Sicher nicht mit OSR-Regeln.

Unsere Spielrunden hatten immer Konsensprobleme was Regelsysteme und Spielstil betrifft. Deswegen war irgendwann meine Absicht, anstatt ein System mit meinen Mitspielern zu finden, suche ich einfach Mitspieler für ein System. Da absehbar war, dass dieselben Probleme auftreten würden (und das taten sie) war die Idee, die Spieler einfach mit so viel Energie wie möglich mitzureißen, anstatt was von ihnen einzufordern. Die einzige Mühe, die sie beibringen mussten, war "erscheinen", alles andere hab' ich gemacht (sie haben natürlich auch gespielt, d'uh).

Das war sehr anstrengend.

Denn alle Mitspieler (maximum war 6 Spieler am Abend, iirc max ca. 15 auf der Liste also eher klein, auch 3-4 Neulinge) kamen ja mit ihren eigenen Erwartungen. Keiner blieb langfristig wegen der Regeln - beim Attribute auswürfeln lassen hatte ich ja eigentlich schon verloren - 1-2 blieben sogar weg wegen der Regeln - aber die meisten blieben wegen der Spielwelt und der Ergebnisoffenheit (ich glaube, das Konzept war quasi für die Hälfte neu und ich sie waren merklich begeistert). Einzelne Spieler haben sich dann auch echt Mühe mit ihren Spielfiguren gemacht. Relativ schnell (~ 10 Spielabende oder so) war ein kleiner, fester Kern von Spielern rausgearbeitet und der Rest kam nicht mehr. Der Pool war sicherlich zu klein, also würde ich sagen 20+ ist das Minimum, damit das läuft.

Tatsächlich wurde aber regelmäßig "an den Regeln und der Core Story" vorbeigespielt, dass ich ständig damit beschäftigt war, Regelantworten und Ingameantworten auf immer mehr Forderungen zu erarbeiten, die nichts mit den ursprünglichen Grenzen nix zu tun hatten (z.b. wie betreibt man eine Taverne und welche Regeln darf ich für Alchemie erfinden?). Was mir zugute kam war, das gerade "jüngere" Spieler (20-30j.) sehr hörig scheinen, was SL-Authorität betrifft; wenn du sagst, die Regel ist so, dann sagen die Danke. Aber als SL brauchst du ja keine Untertanen, sondern Mitspieler.

Das kam also zum Workload dann oben drauf (also was sowieso da war und die Spieler nicht mitbekommen: Runden nacharbeiten, nächste Runde vorbereiten, Handouts basteln, Spielwelt vorausschauend bauen, Terminfindung managen). Das System war eigentlich relativ effektiv, aber wenn halt immer was neues dazu kommt, wird es immer langsamer. Ich glaube das war so ein "kleiner Finger, ganzer Arm"-Problem. Wenn ich z.b. gesagt hätte "tolle Idee, mach dir doch mal Gedanken zu Alchemieregeln, dann können wir die nächstes Mal ausprobieren", dann läuft das sicher anders.

Was machste, wenn da ein Spieler sitzt und sagt "also eigentlich möchte mein Char gar nicht in der Vereinigung Mitglied sein, welche die GESAMTE KAMPAGNE trägt, deswegen tritt der aus"?Das ist ungefähr vergleichbar in Traveller "also eigentlich möchte mein SC jetzt die Crew verlassen und auf dem Planeten Rüben anbauen. Welche Regeln gelten da?". Dann machst du als SL irgendwann für jeden eine Extra-Wurst. Das war teilweise sehr unterhaltsam, aber wiederum extrem energieraubend. Natürlich wirkte die Spielwelt dadurch lebendiger.

Meine Erfahrung ist, dass die meisten RPGler einen sehr simulationistischen Anspruch haben. Diese Drama- und Erzählspieler, das ist eine Mär, die gibt's eigentlich nur als SL. Niemand will Story Games spielen! Und Spieler finden JEDE Logiklücke in der Spielwelt, also darfst du die zwischen den Spielabenden dann auch noch füllen.

Dann kam Corona und Online per Roll20 war das nicht mehr zu managen (ich hatte eine eigene Wiki, aber offline und 2 Aktenordner, Papier) und wir haben uns verständigt, dass wir etwas zielgerichteter ausschließlich im Megadungeon spielen und ein zufriedenstellendes Ende suchen (was wir auch gefunden haben).

Ich hatte aber schon Wochen davor schon lange geplant, in den kommenden 6 Monaten ein Ende zu finden, das deckte sich also, weil ich das langfristig so nicht aufrecht erhalten wollte und konnte. Wir hatten wirklich geile Spielabende, aber wenn man immer wieder gegenüber Leuten rechtfertigen muss, wie ein Ork und ein Goblin gemeinsam 20 Meter entfernt im Dungeon leben können, wenn alles und jedes hinterfragt wird, und man auch wenig Rückendeckung für die Spielregeln hat, dann bist du irgendwann platt.

Tatsächlich bin ich nach 1 1/2 Jahren sogar noch so platt, das ich gar keinen Elan habe, noch irgendwas zu leiten. Man fragt sich, ob sich das Verhältnis Einsatz<->Spielspass wirklich lohnt. Das zweite Problem ist, wenn du dann bei deinen Stammrunden wieder sitzt und lahme Fertigabenteuer abarbeiten darfst, denkste die ganze Zeit an diese einige wenigen, geilen Abende und das es wahrscheinlich nicht mehr besser wird.

 

p.S: hier mal der Flyer, den ich gemacht/genutzt habe. Erlaubnis für Artwork war natürlich auch noch einzuholen. https://drive.google.com/file/d/1Eow0VJXW0DjTniTM1d_E5UGJngjNimyZ/view?usp=sharing

Dankeschön! Da habe ich etwas zum drauf rumkauen.

Das klingt plausibel und erklärt, warum kommernziell (erfolgreiche) regeln oft so viel Wert auf Simulation legen. Komischerweise kommt D&D ohne durch. Vielleicht isses was Deutsches?

Ich denke, du hast Recht. Mal angenommen ich hätte DSA genutzt, die Leute hätten vrmtl. die Tür eingerannt. Das ist ne deutsche Sache. Ich kann mich an keine Runde erinnern, wo D&D in irgendeiner Form nicht auf Widerstand gestoßen ist. Das hat sich erst mit D&D5 deutlich geändert (was ich aber nicht spiele).

Allerdings gibt's ja auch noch Harnmaster!

Natürlich ist auch immer ne Prise willkür dabei, auch bei D&D (man kennt das, Spieler will XY als Spielvorteil, aber wehe der SL wendet dasselbe mit einem NPC gegen die Spieler an).

Gefährliches Halbwissen macht's dann ganz schwierig, Sim zu spielen. Wenn man eine Ingame-Sache regeltechnisch KONKRET abgebildet haben will, ist D&D imho auch denkbar schlecht. Ich würde, wenn ich nochmal eine größere Kampagne leite, eher BRP oder ähnlches nehmen.

ich hab da schon gar nicht mehr die nerven dafür. Wenn ich mir vorstelle, mit weildfremdem leuten zu spielen und irgendwie schauen zu müssen, das da alle Erwartungen unter einen Hut kommen. Mann, da bin 20 jahre zu alt dafür.