Disputorium

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Episode 55: TB-Nachweise heute ran

Episode 55: TB Nachweis heute ran

 

Ästhtetisierung der Pathologie - auch und gerade(?) im Rollenspiel und der Fantastik

 

Ergänzungen:

Impfungen:

Impfstoffe gegen TB gibt es. In Deutschland wird allerdings seit ~25 Jahren nicht mehr geimpft. Da war ich schlecht vorbereitet in der Episode.

Gundam:

Die Basis des erwähnten "TB-Antagonisten" ist übrigens in einem Berg. Das kleine, überinterpretierende i-Tüpfelchen ist mir während der Sendung glatt durchgerutscht.

Current thinking of this agency: 10 Ignores

Genau die richtige Volte, aus dünnstem Garn der Pottwichtelvorlage wieder Gold gesponnen.

 

Anmerkungen zu dreien der vielen anregenden Querverweise:

 

1. Es lag in den Aussagen von Blut und Glas ja schon in der Luft, aber in der ersten Edition von Deadlands gab es in der Tat den Nachteil Ailin' im Charakterkaufsystem, in dessen Beschreibung war Tuberkulose als Ausprägung ausdrücklich nahegelegt, außerdem einen auf Doc Holiday basierenden Vorlagencharakter mit dem Nachteil.

 

2. Bei Tolkien lässt sich noch mehr machen - Frodos Genesung in Elronds Haus passt doch wie die Faust aufs Auge. Durch den Dolch der Nazgul "schwindet" er zunehmend, der "Kurort" Bruchtal/Rivendell ist dem Lauterbrunnental nachempfunden, ein von Tolkien oft frequentierter Urlaubsort in den Schweizer Alpen.

 

3. Die "Scharnierstelle" (blutspuckender Typ der immer weiter macht) kommt mir auch total bekannt vor, mir fällt es ums Verrecken nicht nicht ein. Wahrscheinlich nicht von euch gemeint aber auch wahnsinnig gut passend zu der Theorie ist die Figur John Dutton aus der Neo(!)westernserie Yellowstone, ein Rancher der Blut spuckt, aber das nicht weil er Tuberkulose sondern Krebs hat.

Interessante Folge.

Lose Gedanken:

Wenn man in Dracula den handelnden Gestalten eine Metapher sehen will, so kann man im Grafen natürlich die alte, blutsaugende Aristokratie sehen, und in Van Helsing den protestantischen Arzt des Bürgertums und Mann der Aufklärung, der diese bekämpft.

Die Verbindung von Vampirismus zu TB finde ich interessant, aber gerade beim Bild des Vampirs aus dem Zeitalter der Hannoveraner auf dem Königsthron in England mit einer bis in die Mitte des letzten Jahrhundert währenden Prüderie und strengen Sexualmoral ist er für mich eher das Symbol des Verbotenen. Vielleicht auch in Doppelbedeutung zu einem unterschwelligen Diss des alten, europäischen, katholischen Adels.

Byron floh ja aufgrund entsprechender Anschuldigungen aus England - und vielleicht gefiel ihm das Spiegelbild einfach nicht, das Polidori zeichnete. Oder er fürchtete es, weil es zu nah an der Wahrheit war.

Heroin Chic habt ihr am Ende noch eingebaut, ich finde, die Ästhetik der Goth-Drogenromantik zog sich über verschiedene Filme (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, The Crow, Breaking Bad), Bücher (Anne Rice, Phillip K. Dick), Musiker (David Bowie, Grunge, The Cure, GothBoiClique) bis in die Jetztzeit.

Das Cyberpunk-Genre greift verschiedene Elemente (Elite-Kliniken für die Reichen anstatt der Sanatorien, Drogen, vielleicht auch das Schwinden der Menschlichkeit durch die Implantation von Cyberware) wieder auf.

Und wo wir bei Byron waren: Der Byronic Hero als Spielerpersonnage, da war ich noch drüber gestolpert. Der ist nicht so selten, oder?

Ein Sanatorium in einer endlegenen ländlichen Gegend ist natürlich ein wunderbarer Ort für ein Szenario. Gibt es da was geschriebenes? Musste auch an The Cure for Wellness denken.

Ich persönlich finde die Heroin-Chic-Schiene bei Vampire gar nicht so reizvoll; eher, dass die Blutsauger - ähnlich wie bei Highlander - Zeugen und Beteiligte von geschichtlichen Ereignissen werden und sich über die Jahrhunderte immer wieder treffen.

Nachtrag, ohne direkte Rollo-Relevanz:

Der Dichter John Keats, Freund von Percy Shelley, starb ein Jahr nach Ausbruch an Tuberkulose in Rom in dessen Haus, in Beisein seines Freundes Joseph Severn.

Das wird in Dan Simmons' Hyperion noch mal alles "nacherzählt".

Zum Thema "Weihnachten": Früher ging die Weihnachtszeit bis Mariä Lichtmeß am 2.2. (40 Tage, so lange hat man damals so ein Ereignis schon gefeiert). Das hat man dann - bei den Römisch-Katholischen zumindest - immer weiter runtergekürzt, bis man heute Weihnachten nur noch bis zum Fest der Taufe des Herrn am ersten Sonntag nach dem 6. Januar feiert.