Disputorium

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James Raggis Neujahrsgruß

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"Kommt Drauf An", würde ich sagen. Wenn wir die beiden Playstyles "Pink Mohawk" und "Black Trenchcoat" als jeweilige Enden des Spektrums denken, also "Blindwütige Action und Badass Attitude vs. Planung & Heimliches Vorgehen" - dann gibt es m.E. drei Faktoren, die das beeinflussen: System, Szenario und Perspektive.

System: "Realistische" Systeme sind tödlicher - dadurch eher eine vorsichtigere Vorgehensweise von den Spielern zu erwarten.

Szenario: Offene Welten werden eher ein vorsichtigeres Vorgehen fördern, Flaschenhälse eher ein "Ach, Scheiß drauf, der Weg hinaus ist der Weg hindurch, wir sehen uns eh alle in der Hölle wieder".

Perspektive: Ist eine Kampagne geplant oder ein One-Shot? Ist es ein Startabenteuer für eine Kampagne oder schon bald das Finale?

Das hängt doch von der Gesinnung deiner Spielweltbevölkerung ab. Wenn du eine Art Fantasy/SciFi Ameisenstaat hast, wird wohl jede Abweichung abgeschliffen.

Wenn es um irdische Menschen geht ist das natürlich unendlich viel komplexer, persönlich denke ich aber, dass man auch da grundsätzlich gegen die Systeme arbeiten muss, um was zu verändern.

Aber das hängt sicher auch davon ab, wie zynisch man das sieht, ich glaube einfach nicht, dass sich Menschen als Ganzes grundsätzlich noch sehr viel weiter von Tieren abgrenzen werden, als sie es seit hundertausenden von Jahren sind.

 

"Gesinnung der Spielweltbevölkerung" ist eine sehr schöne Beschreibung, ja, in diese Richtung geht das. Gesinnung der Spielweltgesellschaft vielleicht noch eher. Aber auch die Frage: Hat "das System" ein Gesicht oder ist es gesichtslos?

Current thinking of this agency: 10 Ignores

Vielleicht ist es der sparsamste Weg.

Etwas weniger abstrakt genügt es ja schon zu schauen, wieviel wir uns selbst und allen anderen jeden Tag an Schaden zufügen, einfach weil wir zu faul sind und nicht die Energie haben, den "inneren Schweinehund" zu besiegen. Die Dinge, die wir tun müssten (z.b. für Gesundheit) kosten zu viel Energie; und die Dinge, die wir tun, machen wir meistens aus Zwang und nicht freiwillig.

Also diese Trägheit und Eigensinnigkeit bringt vielleicht so ein "energiearmes System" in Gang, das stagniert, weil es eben bei sehr vielen Menschen gleich ist, und man mehr Energie reinstecken muss, um dagegen zu arbeiten (und dann mit welchem Zweck? Es ist ja immer viel einfacher nichts tun).

 

Vielleicht bin das jetzt nur ich, aber ich finde, du hast das "Dilemma" gerade noch einmal schön beschrieben:

Der Zwang, von dem du erst schreibst, spricht zu mir als eine Sichtweise, die Konformität auf die aktive Seite stellt.

Die Trägheit aus deinem zweiten Absatz wiederum ist die Perspektive, in der Konformität passiv ist.

Current thinking of this agency: 10 Ignores

Spannend. Denke, wir sehen das ähnlich, aber  nicht ganz. Es besteht ja kein äußerer Zwang, etwas anders zu machen, aber ein äußerer Zwang ist notwendig, damit überhaupt irgendwas läuft. Aktiv ist aber beides. In der Natur geht man auf Nahrungssuche, weil man Hunger hat, nicht weil man soviel Spass an der Bewegung hat. Und in der Gesellschaft ist's auch so, die wenigsten machen doch etwas freiwillig.

Das erste, das Freiwillige, kommt dann aber aus einem inneren Zwang ("ich MUSS mich jetzt beim Krötenretten engagieren, obwohl mich niemand gefragt hat"). Diese Leute mit innerem Zwang, die kann man nur bewundern, sind aber sicher eher die Ausnahme.

Konkret am Beispiel: sich für Meinungsvielfalt in einem Forum einzusetzen kostet viel energie, ist aber nicht "notwendig" damit es läuft. Aber ein äusserer Zwang ist notwendig, damit es überhaupt läuft, der wäre dann vielleicht zum Beispiel "entweder macht hier jetzt einer den Admin und den Mod, oder wir haben gar kein RPG Forum mehr". Dafür ists notwendig, dass sich alle diesem Zwang beugen, also konform gehen. Und wo ein äußerer Zwang ist, da ist auch Machtmissbrauch nicht weit, denke ich.

Diese erzwungene Kooperation (niemand hat WIRKLICH Lust, sich um die Verwaltung des Forums zu kümmern), macht das ganze langfristig natürlich eher instabil. Aber ich kenne keine Gesellschaft, die nur aus Spass an der Sache funktioniert. Auf der anderen Seite weiss ich aber auch zu wenig darüber.

Das einzig Konforme, worauf sich alle verständigen können ist, nichts zu tun oder nur aus einem inneren Verlangen. Zum Glück hält die Natur genug Arschtritte bereit, die uns zwingen, was zu tun. Und das haben die Menschen einfach kopiert bzw. sie sind ja ein Teil davon. Das Nonkonforme ist in der Hinsicht weitblickender, vielleicht auch weiterentwickelter (schliesslich braucht man ein Selbstbewusstsein dafür. Niemand braucht ein Selbstbewusstsein, um sich äußeren Zwängen zu ergeben, um Essen zu jagen, repititive Arbeit zu machen, Tatort zu gucken oder einen Hassmob zu bilden).

Naja, jedenfalls sehe ich das so.

 

Neue Wortmeldung von James Raggi:

On Potential Inclusivity/Morality Clauses in RPG Licenses

... und den daraus resultierenden Risiken.

Zitat von Der Oger am 19. Januar 2023, 23:32 Uhr

Neue Wortmeldung von James Raggi:

On Potential Inclusivity/Morality Clauses in RPG Licenses

... und den daraus resultierenden Risiken.

Exzellent!

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Dem Spaghettimonster sei Dank gibt es dieses Mal ein Transkript, man muss also nicht 20 Minuten lang Raggis Monolog zuhören.

Volles Transkript aus den YT-Untertiteln extrahiert (unkorrigierter Rohtext): https://pastebin.com/HAGijTgJ

tl;dr:

Raggi vergleicht Inklusivitäts-/Moral-Klauseln in Rollenspiellizenzen mit dem Hayes-Code für Filme, dem Comic-Code und mit den Appeasement-Maßnahmen von AD&D 2E (z.B. Umbenennung Teufel und Dämen zu Baatezu und Tanari). Im Rückblick waren diese gut gemeinten Einschränkungen für ihr jeweiliges Medium schädlich.

Raggi weist außerdem darauf hin, dass sich der Zeitgeist drehen könnte und eine solche Klausel dann mißbraucht werden könnte, um ihre Proponenten unter umgedrehten Vorzeichen zu unterdrücken.

Außerdem bestünde die Gefahr, das altes Material das unter der neuen Lizenz liegt unter Beschuss kommen könnte.

Raggi sieht keinen Vorteil in solchen Klauseln wenn es darum geht eine willkommendere Kultur für Kunden und Spieler zu schaffen, aber großes zukünftige Potential für Konflikte und Kontroversen, auch für Materialien die jetzt veröffentlicht werden aber in 5-20 Jahren als problematisch empfunden werden.

Der Mann hat Recht.

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