Disputorium

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Traveller: Die Unausweichlichkeit der Tyrannei

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Es gibt etwas beim Traveller-Weltenerschaffungssystem, dass ich nicht ganz verstehe:

Je weiterentwickelt eine Kolonie in reiner Bevölkerungszahl ist, desto wahrscheinlicher ist es, das sie eine repressive Regierung und Strafverfolgung hat. Es ist eine innere Gesetzmäßigkeit des Spiels, das ab einer bestimmten Bevölkerungsstufe nur noch unwahrscheinlich Demokratien sein werden und ohnehin eher selten sind (unmöglich ab Bevölkerung A, 2,7% bei Bevölkerung 9 und dann eine maximale Wahrscheinlichkeit von 16,2% bei einem Bevölkerungswert von 4 für repräsentative Demokratien).

Das will mir nicht so ganz in den Kopf. (Natürlich weiß ich, dass ich das noch interpretieren kann - und eine Bevölkerung eines Planeten mit einer Regierung vom Typ 8+ vielleicht nur glaubt und behauptet, sie würde noch von demokratisch legitimierten Vertretern regiert.)

Auch wenn ich noch nachvollziehen kann, dass Gesellschaften komplexere und starrere Formen annehmen, je älter und größer sie werden ... bedeutet es immer den "Abstieg" in die Unfreiheit? (Ich will jetzt mal einfach die Setzung außer acht lassen, dass "unfreie" Gesellschaften gute Abenteueraufhänger für Rebellen/Schmuggler usw sind.)

Wie könnte/sollte man die Tabelle modifizieren, wenn man es etwas weniger autokratisch haben will?

Das, was sich daran anschließt: Es gibt in artverwandten Spielen keine bis kaum eine gelungene Umsetzung einer funktionierenden Demokratie ... alles ist entweder neofeudal (Traveller, BattleTech, Honorverse), Korpokratie (Aliens, das, was ich von The Expanse mitbekommen habe) oder Diaspora (Stars Without Numbers). (Na gut, Star Trek ... wobei man nie erfährt, ob das wirklich eine funktionierende Demokratie ist ... am Ende ist es eine Sternenflottenjunta, und man sieht immer nur die Perspektive der heroischen Kapitäne.)

Dabei wäre doch mal, gerade WEIL es Sci Fi ist, interessant zu überlegen, wie so etwas aussehen könnte, als positive, optimistischere Spekulation als das Xte Imperium.

Faktisch geht die Politikwissenschaft davon aus, das in der heutigen Zeit umso größer die Bevölkerungszahl, desto höher die Wahrscheinlichkeit für ein autoritäres regime, wie man in Deutschland so schön sagt. Warum das so ist, weiss ich nicht. China ist autoritär, Indien ist maßig autoritär, und auch die USA haben autoritäre Züge.

bei höheren tech-leveln kann das natürlich anders aussehen, wenn man sowas wie internet-basierte regierungssysteme, oder gar Gestalt-Regierungen vorraussetzt.

Auch ist zu beachten, das das, was wir als "Demokratie" bezeichen, keine ist. Die westlichen regierungssysteme sind eine mischung aus Republik, Demokratie, kapitalistischem System mit sozialistischen Einschlägen, untermauert von spezifischen rechtssystemen und spezifischer gewaltenteilung, und oligarischen Einflüssen. Daraus resultiert dann die relativ hohe freiheit für den Bürger. Eine Demokratie kann sehr autoritär sein, beispielsweise diverse Demokratien in Afrika.

Das auzudröseln hat keiner Bock ,der das nicht studiert. ich würde vorschlagen, du nimmst den verfassungskreislauf von Aristoteles, und machst jede regierungsform darin gleich warscheinlich. Das gibt einen guten Mix, und ist nicht zu kompliziert.

 

 

DIrekte Demokratie in einer Art Hierarchie sollte ja technisch möglich sein...Was mich aber wundert, ist di eFeststellugn an sich, es gibt nen Sack voll balkanisierter Hi-Pop Welten, und da sind immer Demokratien dabei. Gefühlt, ohne nachgerechnet zu haben: höhere Bevölkerung, geringere chance auf One-World-Government.

Nachgerechnet: Demokratien (Direkte+Repräsentative) machen etwa 18,3% aller Regierungsformen aus, ohne die, die durch Balkanisierung entstehen. Balkanisierte etwa 10%. Die Regierungen 4-6 sind mit 10,8% jeweils die häufigsten, was an einem durchschnittlichen Populationswert von 5 liegt.(Irgendwo habe ich einen Fehler, weil mir 1,3% in der Prüfsumme fehlen, aber bin jetzt zu faul zum nachrechnen.)

Das alles war aber nicht, was ich meinte, sondern, dass der Mechanismus auf autoritärere Herrschaftsformen zuläuft, je mehr Bevölkerung vorhanden ist, unabhängig von ihrer tatsächlichen Verteilung in der Generierung der Welten (da sind Hi-Pop-Welten ja statistisch eher selten).

Der Schlüssel könnte vielleicht in der Prämisse liegen, dass sich Menschen kulturell nicht so wirklich weiterentwickelt haben. Sie sind immer noch die gleichen wie heute, womit sich die Verteilung der Regierungsformen auch etwas erklärt.

Ist zumindest ein pessimistisches Menschenbild, aber scheint ja nach ErikErikson in der Wissenschaft Usus zu sein. Verwundern tut's nicht.

Zitat von BoyScout am 9. Oktober 2020, 11:56 Uhr

Ist zumindest ein pessimistisches Menschenbild, aber scheint ja nach ErikErikson in der Wissenschaft Usus zu sein. Verwundern tut's nicht.

Ja nein. Das ist nur gerade in unserer momentanen technischen Entwicklungsstufe so. Das kann sich in 100 jahren schon wieder komplett geändert haben. Die jetzige Demokratie ist z.B. nur möglich, weil wir moderne Kommunikationsmittel haben.

Na gut, schaut man zurück in die Geschichte ist die Tendenz positiv, aber ja scheinbar immer ein Schwimmen gegen den Strom.

Die interstellare Kommunikation bei Traveller ist ja auch nochmal sehr speziell. Vielleicht spielt das auch eine Rolle.

Demokratie braucht gemeinsame Interessen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Solidarität, um gut zu funktionieren. Das wird schwieriger (nicht unmöglich!), je zahlreicher die Demokratieteilnehmer sind. So rein intuitiv.

Hmmh, da ist überall was dran. Die Lage an den Raumrouten müsste definitiv etwas damit zu tun haben, Austausch von Ideen durch Austausch von Waren. Vielleicht müsste die Raumhafenklasse einen Einfluss haben.

Der Schlüssel könnte vielleicht in der Prämisse liegen, dass sich Menschen kulturell nicht so wirklich weiterentwickelt haben. Sie sind immer noch die gleichen wie heute, womit sich die Verteilung der Regierungsformen auch etwas erklärt.

Oder: der Grund für das immer wieder übersiedeln auf neue Welten! Könnte auch ein Erklärmuster sein. Das wäre sehr protestantisch-nordamerikanisch gedacht.

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