Handakte: WotC
§17 UWG ist weggefallen. Aus Gründen. Bitte streng Dich mehr an, Erik.
Zudem ist eine juristische Diskussion in D wenig zielführend. Es gilt US-Recht.
Wenn wir das doch durchspielen wollten: Dann könnte man sich vielleicht auch 4a UWG angucken. Oder §241a BGB.
Oder, da meines Wissens keine strafrechtliche Verfolgung eingetreten ist, auch §187 StGB, insofern er als "kriminell" bezeichnet würde und es aufgrund einer fehlenden Verurteilung und unterstelltem, vorherig unbescholtenem Leben nicht wäre und gegen jemanden Anzeige erstattete, der dies äußerte.
Genauer wüsste das natürlich ein Jurist.
Ich finde, zur Pinkertondiskussuion im Speziellen bringts in Anbetracht des generell... lockeren Rechtsverständnisses in USA nicht so viel, allzuviel Worte zu verlieren.
Aber zur Monetarisierung des RPG durch Onlinespiel bin ich der Meinung, dass WoTC mit dieser Schiene kolossal scheitern wird. Sie erhoffen sich ja mit KI und VTTs den "Makel" Spielleiter sowie unkontrollierbares Druckwerk komplett zu eliminieren.
Nur leider konkurrieren sie damit DIREKT mit Computerrollenspielen. Auch in PC RPGs liegt die Zukunft in der KI. Je mehr sich das P&P dem Computerspiel annähert, desto eher wird es obsolet. In den 90ern dürfte die Abwanderung von RPG in Richtung PC gaming schon enorm gewesen sein und das war ja noch Steinzeit.
Warum gehen viele Spieler da mit? Aus Bequemlichkeit natürlich!
Aber warum soll sich jemand langfristig die Mühe machen, mit den üblichen Deppen mühsam über Wochen einen Termin zu finden, damit mir ne Software mit gescripteten Encountern, Sound und Ton irgendwelch Abenteuer vorspielt. Früher oder später wird dieser jemand immer denken, dass er sich doch gleich besser an die PS5 setzen kann. Wer z.b. Gloomhaven kennt, der sieht auch, das Coop RPG im PC Spiel schon jetzt kein Problem mehr ist. Warum sollte dieser jemand so doof sein, dafür ein Abo zu bezahlen? Vielleicht wird D&D mit WotC über diese Schiene bestehen, aber es wird von Computerspielen nicht mehr zu unterscheiden sein und wir werden darüber nicht mehr als RPG, was man sonst darunter versteht, reden.
Tisch Pen&Paper RPG ist dagegen konkurrenzlos, nicht kommerzialisierbar und wird immer eine Zukunft haben. So wie Bücher schreiben.
Davon ab, wer für ein P&P RPG Abogebühren bezahlt, der zahlt vermutlich auch freiwillig Acrobat Abogebühren, um PDFs lesen zu können. Solche Menschen sind einfach nur Beute und keine Kunden i.e.S.
Tisch P&P ist schwer kommerzialisierbar, mich wundert es, das WOTC damit überhaupt Geld macht. P&P ist generell kapitalismusfeindlich. Du brauchst ein Buch mit Regeln, dann kannst du damit für die nächsten 100 Jahre spielen, und hast dann über die zeit 40 Euro ausgegeben, als Extrembeispiel.
Firmen wie GW machen ihr Geld mit Minis, der Rest macht Verlust. IMO läuft grade viel über die Nostalgieschiene, die Sammler kaufen jeden Dreck, und dann landets im Regal. Damit ist bald Schluss, wenn unsere Generation stirbt ist der Ofen aus. Die späteren verklären eher Computer und handyspiele.
Ich denke WOTC macht das einzig richtige. Sie müssen neue Geschäftsfelder eröffnen, klassisches P&P ist eine Sackgasse.
Ob das dann so hinhaut, ist ne andere frage, aber weiter wie bisher wäre denke ich ihr Tod.
Zitat von BoyScout am 26. Juli 2023, 11:08 UhrWarum sollte dieser jemand so doof sein, dafür ein Abo zu bezahlen? Vielleicht wird D&D mit WotC über diese Schiene bestehen, aber es wird von Computerspielen nicht mehr zu unterscheiden sein und wir werden darüber nicht mehr als RPG, was man sonst darunter versteht, reden.
Tisch Pen&Paper RPG ist dagegen konkurrenzlos, nicht kommerzialisierbar und wird immer eine Zukunft haben. So wie Bücher schreiben.
Das Ende des Pen&Paper-Tischrollenspiels hatte man auch schon bei den MMORPGs, allen voran World of Warcraft, ausgerufen.
Da konnte man ja auch Abenteuer erleben, Charaktere spielen, vor allem auch Charakterrollenspiel betreiben, und all das bequem von zuhause aus und mit weit besserer visueller Präsentation als das Gekritzel oder die schlecht angemalten (wenn überhaupt) Minis des SLs das hergaben.
War aber nicht so.
Es wurde einfach nur ein anderes Hobby mit Elementen aus dem klassischen Rollenspiel. Aber klassisches Rollenspiel hatte gerade mit D&D 5E eine solche neue Aufmerksamkeit und Beliebtheit erlangt, wie sie nie durch MMORPGs gekommen wäre.
Grund dafür waren sicherlich die rein auf Rollenspiel-Voyeurismus ausgelegten Livestreams, bei denen man anderen beim Rollenspielen zuschauen konnte, ohne selbst mit all den schmuddeligen "Spielzeugen" wie Würfeln oder Charakterbögen in Kontakt zu geraten.
Das Zuschauen bei Livestreams ist auch ein eigenständiges Hobby geworden.
Sowohl aus den MMORPGs der WoW-Boom-Zeit als auch aus den Livestream-Zuschauern gab und gibt es aber immer welche, die das klassische Rollenspiel auch mal ausprobieren wollen - oft als Spieler, manchmal - mutig - als Spielleiter. Somit gibt es sicher Schnittmengen und viele Leute betreiben mehrere dieser verwandten Hobbys.
Wenn man jetzt aber mit KI-Möglichkeiten den SL-"Fachkräftemangel" angeht, was angesichts der im üblichen Fantasy-Rollenspiel ja gängigen extrem flachen und repetitiven Geschichten kein Problem sein dürfte, Fantasy geht ja immer, dann kann man den SL in Teilen oder gar ganz ersetzen.
Schaut man sich die in den letzten paar Jahren gehäuft veröffentlichten Rollenspiele zum "Solo-Spiel", also wo der Spieler mit sich selbst spielen muß, an, die m.E. auch aus dem SL- bzw. Gruppenanschlußmangel erst ihre Kundschaft gefunden haben, dann wäre gerade für diese Zielgruppe ein KI-gesteuertes Spielerlebnis sicher sehr attraktiv.
Daher erwarte ich in den nächsten, wenigen Jahren eine weitere Abspaltung eines neuen, verwandten Hobbys, bei dem man eben ohne menschlichen SL auskommt. (Das kann natürlich auch helfen all die altbekannten Probleme mit den "SLs nach Gutsherrenart" und den tollen SL-Tipps aus dem Giftschrank, die immer wieder aufs Neue kursieren - aktuell auch via Video und Podcasts - aufzuräumen. Die KI wird so unparteiisch leiten, wie es kein SL kann. Fairness wird hier vollumfänglich Einzug halten - dafür aber wohl weniger "Nachsicht" mit manchen bekloppten Ideen der Spieler, bei denen der SL beide Augen zudrücken würde.)
Wie auch im Bereich der CoSims, wo die Computerspiele die Mehrzahl der Spieler abgezogen haben, weil sie alles BESSER können, als man es am zugigen Spieltisch mit Papierkarten und flimsigen Papp-Markern hinbekommt, so wird sicher auch ein guter Teil derer, die eben nicht an festen Spielgruppen, der "intimen" sozialen Interaktion interessiert sind, sondern die "einfach nur was spielen" wollen, auf solche computerunterstützten Alternativen zurückgreifen. Je näher diese am Gefühl "wie am Spieltisch" sind, desto besser.
Was ich hingegen für einen rollenspielevolutionären Holzweg halte: das klassische Pen&Paper-Tischrollenspiel mehr und mehr in die Nähe eines Computerspiels zu machen. Die Ideen der zukaufbaren Inhalte und des Eliminierens von physischen Spielmaterialien (Regeln, Abenteuer, Zufallsgeneratoren, es gibt nichts, was nicht auf dem Smartphone laufen könnte), sind zu weit weg von dem Kern dieses klassischen Hobbys.
Was WotC damit erreichen könnte, wäre in meinen Erwartungen eher ein Vergraulen der Bestandskundschaft bei gleichzeitig nicht ausreichendem Ersatz durch neue Kundenkreise. - Wäre nicht die erste Unternehmung, die so etwas durchgezogen hätte (Marvel, DC, Disney, etc. - da ist man in "guter" Gesellschaft).
Zornhau schrieb:
Je näher diese am Gefühl "wie am Spieltisch" sind, desto besser.
Im Moment schon noch, ja. Aber die Notwendigkeit hierzu wird langfristig verschwinden. Die Spieler, die über live Streams oder D&D Games (wie in Kürze Baldurs Gate 3) oder auch zukünftigen KI-RPG PC Games (ich rede da nicht von klassischen RPGs, die ersten KI-Mods für Skyrim gibts ja schon) zum RPG kommen, die loggen sich dann ja nur noch am PC über ihren "WotC launcher" mit den daily deals zu ihrem Account ein. Die kennen das "wie am Tisch" ja gar nicht. Woher auch? Denn sie vermeiden ja auch all die Mühen, die man auf sich nehmen muss, um RPG am Tisch zu spielen. Womit sollen sie es vergleichen? Selbst RPG live Streams zum Zugucken sind heute auch oft nur Konferenzschaltungen über den ganzen Planeten.
"Wie am Tisch" kann man halt nur am Tisch haben.
Ich denke, und ich wiederhole mich, dass es eine relativ scharfe Abgrenzung zwischen Tisch-RPG und Online-RPG geben wird, wobei das digitale PC Spiel wiederum kaum von diesem Online-RPG zu unterscheiden sein wird. Heute ist es noch andersherum, Online RPG ist noch sehr "tischig" und weit von PC-Spielen weg (man könnte auch holprig sagen). Man klammert sich sogar geradezu an diesen "Tisch" (manchmal wird er ja sogar unnötigerweise in 3D nachgebildet), aber die Tendenz geht ja ganz klar Richtung PC Game.
Die Leute, die jetzt "wie am Tisch" online RPG Spielen wollen, die werden sich abgesehen von ihren langjährigen Privatrunden irgendwann für die eine oder andere Seite entscheiden müssen. Die werden in erster Linie die Verlierer sein, nicht die Tisch-Spieler und nicht die "wir wollen eh lieber ein PC Game spielen"-Rollenspieler.
@Zornhau: da du ja viel Online spielst: Ist der Anteil an "wir haben nur Video Chat an, aber unser Buch aufm Tisch und würfeln mit echten Würfeln" Abenden höher als der "wir klicken unsere Helden Tokens durch Battlemats mit Sound und Lichteffekten"?
Zitat von BoyScout am 27. Juli 2023, 20:51 Uhr@Zornhau: da du ja viel Online spielst: Ist der Anteil an "wir haben nur Video Chat an, aber unser Buch aufm Tisch und würfeln mit echten Würfeln" Abenden höher als der "wir klicken unsere Helden Tokens durch Battlemats mit Sound und Lichteffekten"?
Ich spiele in einer Runde mit ganz Alten Säcken (tm) Gamma World 1st Edition mit richtigen Würfeln - viele Spieler haben ihren Charakterbogen ausgedruckt vor sich (sieht man, wenn sie ihn vor der Kamera zur Hand nehmen), ich mag aber meine Bögen als PDFs im Rechner, wenn ich eh vor selbigem sitze.
Solche VTT-Plattformen, bei denen man mit maximaler Automation, mit Sound-Effekten, visuellen Effekten (z.B. für Zauber), etc. spielt, haben für mich gar keinen Reiz. Ich mag nicht, wenn meine Rollenspielrunde wie eine schlechte Diablo-Klon-Version aussieht. Ich habe KEINE Hintergrundmusik, KEINE animierten Tokens, KEINE Sound- oder visuellen Effekte.
Was ich verwende sind simple Tokens für die Positionierung (nicht einmal echte Battlemats, weil ich meist Regelsysteme spiele, in denen diese nicht vorgesehen sind, sondern wo es nur grobe Zonen oder Range Bands gibt).
Und ich verwende Würfel-Makros, die wie am Tisch einfach einen Pool an Würfeln oder einzelne Würfel oder Trefferlokations-Würfel usw. abbilden.
Für meine Online-Runden als SL wie auch als Mitspieler ist der Video-Chat das Wichtigste. Ich möchte die Mitspieler SEHEN, ihre Reaktionen, ihre Mimik wahrnehmen können.
Automatisierte Charakterbögen sind oft sehr komfortabel, wenn es um die Verwaltung von kleinteiligen Spielwerten geht, manche gehen aber in der Automation zu weit. So gab es, wie ich erfuhr, ein Zurückrollen von Automation bei Fantasy Grounds Pathfinder 1 Adaption, wo die Automation z.B. bei einem Zauber, der auf einen als Ziel ausgewählten SC gezaubert wurde, gleich dessen Rettungswurf und den eventuellen Schadenswurf automatisch, auf einen einzigen Klick des SL hin ausgeführt hat. Das mißfiel vielen Spielern, da sie mindestens den Rettungswurf SELBST ausführen wollten - ist zwar auch nur ein Klick und ändert bestimmt nichts am Ergebnis, aber es fehlt das Gefühl, daß man "das Glück in der eigenen Hand hat".
Aber es gibt auch Gruppen, in denen animierte Karten, Special Effects, etc. zu ihrem gewünschten Spielgefühl dazu gehören. - Da ist dann das Rollenspiel verdammt nah (für mich zu nah) am (veralteten) Computerspiel.
Hier kann man natürlich nur resignieren und erkennen, daß man zu ALT ist, um die Zielgruppe für solche "Features" zu sein.
Das ist wie damals, als man noch Fahrräder mit Muskelkraft angetrieben hat, statt jetzt, wo sogar Mountain-Bikes als Sport(!)geräte mit Elektromotor der Standard sind.
Die Zeiten ändern sich. Für mich bleiben Computerspiele und Tischrollenspiele (selbst wenn man sie online betreibt) unterschiedliche Hobbys, die auch ganz unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen. Für andere, die es nicht mehr anders kennen, als nur online, nur zum Zuschauen, nur mit elaborierten visuellen Effekten, statt mit einer hingekritzelten Skizze und der eigenen Vorstellungskraft, für diese ist die "low-tech"-Variante vermutlich zu anstrengend.
Der Standard wird "Phantasie mit Hilfsmotor" sein.
Zitat von Der Oger am 24. Juli 2023, 22:44 UhrThese: WotC hatten nie ein Verständnis dafür, wie wichtig SL für das Gelingen oder Fehlschlagen einer Runde sind, und haben IMMER auf die Monetarisierung von Spielern über den Verkauf von Charakterbauoptionen gesetzt.
Beleg: SL-Mangel bei 5E, früher schon hier genannt.
Beleg 2: der DMG 5 und das, was über das neue DMG bekannt ist; sowie Fokussierung auf die vergessenen Reiche und vorgekaute Lore im MM5. Kaum Motivation/Werkzeuge, etwas eigenes zu erschaffen.
Das klingt plausibel und könnte für WotC/Hasbro langfristig in die Hose gehen...
Ich habe mit D&D 5/6 nichts am Hut, aber ich freue mich für und über jeden, der sich in die weite Welt unseres Hobbys begibt (oder zumindest über den Tellerrand blickt und dann sehenden Auges Corporate D&D spielt, denn das hat ja auch einiges zu bieten) -- denn Rollenspiel kann so viel mehr sein, als (1) gegen Bares (2) vorgefertigte Sachen (3) in festgelegten Bahnen zu spielen.
denn Rollenspiel kann so viel mehr sein, als (1) gegen Bares (2) vorgefertigte Sachen (3) in festgelegten Bahnen zu spielen.
Sag das in D bloß nicht zu laut.
Hier eim Kommentar von Dungeons & Discourse zum Thema vorweihnachtliche Massenentlassung bei Hasbro/WotC:
Hasbro just killed Dungeons & Dragons.
"The company is run by ghouls.It is designed for ghouls. And now, we are all surprised that they are feeding on our flesh."
Ich verwehre mich gegen diesen Vorwurf!!