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Handakte: WotC

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Naja, ich kann die Faszination nachvollziehen, wenn man eine künstliche emotionale Abhängigkeit zu den Akteuren aufgebaut hat.

Aber das Foto zeigt vor allem: Es wird eine Konkurrenz für P&P vorgegaukelt, die gar nicht existiert. Diese Leute wollen kein RPG lesen, sie wollen keines lernen und sie wollen sicher auch keines Leiten. Vielleicht spielen sie eines mit, falls die Story schon feststeht.

Aber ergebnisoffenes, analoges RPG ist weiterhin eine winzig kleine Nische. Theater, Kino oder MMOs sind ja auch keine Konkurrenz für RPG.

Es ist natürlich so, daß die meisten Normalrollenspieler einfach viel zu schlecht, zu langweilig, zu ununterhaltend spielen, um irgendwen zu begeistern, geschweige denn einen Saal mit Leuten, die bei dem Amateur-Elend zuschauen wollen, zu füllen.

Professionelle Voice-Actors, professionell produziert, tolle Story-Lines, kein doofes Regeldiskutieren und lahmarschiges Abarbeiten langwieriger Kampfsysteme, sondern eine Art gespieltes, teilimprovisiertes Hörspiel, das zieht halt mehr Leute an.

Vor allem muß man da auch nicht selbst was machen, sondern kann sich berieseln lassen. Selbst Regeln lesen, oder auch nur den Charakterbogen eines Pregen-Characters durchlesen, das übersteigt an Herausforderung heute schon das, was die "modern audience" so zu leisten im Stande ist. Da ist der Burn-Out schon akut, bevor die Gruppe noch aus der stereotypen Taverne heraus ist und den ersten Würfelwurf machen soll.

Ich stimme euch zu. Ich mache mir wie BoyScout keine Sorgen um unser Hobby und verzichte sehr gerne auf eine Kommerzialisierung, welche eben andere Hobbys darstellt. Der Kern ist halt das Selbermachen!

Ich gucke mir ja auch keine Spiele von irgendeiner Amateur-Volleyball-Truppe an, die nicht mal 12 Spieler zusammenbekommt, obwohl ich genau so jahrzehntelang gespielt habe. Selbst auf dem Platz stehen, einen Mannschaftskameraden dieses Mal am Netz austricksen, sich verbessern, es selbst zu vermasseln und zu verlieren, dann mal wieder knapp gewinnen -- das heißt leben!

Im Reich der Nibelungen ist eine sagenhafte Spielwelt mit eigenwilligen Gesetzen für die Verwendung mit Swords & Wizardry Continual Light.

Anmerkungen:

  1. Zu Critical Role: Die Zeiten dürften nach dem OGL-Debakel, der Scheidung von Wizards und dem eigenen kleinen Skandal zwischen den Spielern erstmal vorbei sein. Ich sehe noch nichts, was auf dem selben Level wäre. (Mir ist auch gerade eingefallen, wer einer der ersten war, die eine solche Show rausgebracht haben - Zak S. und die damalige Truppe von I Hit It With My Axe.) Im Prinzip hat Wizards ein Zugpferd, das noch lange Jahre treu und kostenlos gute Dienste hätte verrichten können, selbst geschlachtet.
  2. Corporate RPG ist spielleitungsavers. Es erschafft eine Erwartungshaltung (auch flankiert durch alle anderen "Lifestyle"-Produkte und Influencer), die so erstmal schwer zu bedienen ist, liefert aber nichts oder kaum Sachen, die tatsächlich helfen, ein eigenständiger, die Agenda der Spieler fördernder SL zu werden. Ich denke halt, dass das Absicht ist - nur so lassen sich die eigenen Module mit Eisenbahnschienen gut verkaufen.*
  3. Das ist jetzt hier für die Tabletop- Diskussion nur am Rande interessant, aber ich finde es schon beachtenswert, was für ein Erfolg Baldurs Gate 3 von Larian im Vergleich zu Starfield** von Bethesda war und wo da die Unterschiede in den Teams und Unternehmen zu jeweils anderen Ergebnissen geführt haben. CD: Project Red, Witcher und Cyberpunk kann man auch noch hinzuziehen, sowie die immer beliebiger werdende Assassins Creed-Reihe. Hint: Ich glaube, es hat etwas mit Liebe zum Projekt zu tun, und mit internen Strukturen, die das er- oder verunmöglichen.Oder anders gesagt: Kommodifikation und Druck machen Spiele fad und tot. Und dann irgendwann die Entwickler und dann die Firma, die das mal verticken wollte.***

* Ich wünsche mir von den Zockbockern mal fürs nächste Jahr oder so eine Abhandlung über Kevin Crawford und die Without Numbers Reihe.

** Und ich hatte so gehofft. Vielleicht darf Bethesda so etwas einfach nicht machen. Jetzt muss ich weiter auf ein Spiel warten, das die Atmosphäre von Privateer 1 und Traveller besser einfängt.

*** Hier ist ein alter Artikel aus dem Salon, der beschreibt, wie WotC vor dem Kauf der D&D-Lizenz war: Death to the Minotaur. Und ich frage mich, was aus D&D 3 geworden wäre, wenn diese Firma eine anarchistische Kommune von Entwicklern geblieben wäre, und/oder nicht an Hasbro vertickt worden wäre.

Eine gebrochene Lanze für aufgezeichnete Spielrunden: in Abwesenheit von etablierten Spielgruppen, sind aufgezeichnete Spielrunden sehr gut dazu geeignet zu zeigen wie konkretes Spielen so aussehen kann.

Kommerzielle/kommodifizierte Aufzeichnungen sind vermutlich nicht sonderlich hilfreich, aber stellt euch mal vor wir hätten eine Art ethnographische Videothek voller verschiedener Rollozockerfahrungen!

"If people seem slightly stupid, they’re probably just stupid. But if they seem colossally and inexplicably stupid, you probably differ in some kind of basic assumption so fundamental that you didn’t realize you were assuming it, and should poke at the issue until you figure it out." - Scott Alexander, published under CC-BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Hab mir durchaus schon 1 oder 2 sessions von Amateurrunden angeguckt, wenn ich wissen wollte, die ein System in Aktion ist, bevor ich mich selbst da investiere.

Und zu critical Role. Zumindest die Truppe braucht sich über Nachfrage nicht zu scheren und lenken ihr Publikum mit dem eigenen System Daggerheart ja einfach zum nächsten System weiter.

Wird spannend, wie systemtreu die D&D Kundschaft sein wird 😀

Zitat von BoyScout am 24. Dezember 2023, 10:24 Uhr

Wir spannend, wie systemtreu D&D Kundschaft sein wird 😀

Solange genug YouTuber Geld mit D&D verdienen können, ist das Spiel relevant. Vielleicht künftig für eine veränderte Zielgruppe. Gefühlt haben sich alle alten Säck:innen schon losgesagt und spielen Osric, DCC, S&W etc.

Zitat von Hasran am 23. Dezember 2023, 16:19 Uhr

Eine gebrochene Lanze für aufgezeichnete Spielrunden: in Abwesenheit von etablierten Spielgruppen, sind aufgezeichnete Spielrunden sehr gut dazu geeignet zu zeigen wie konkretes Spielen so aussehen kann.

Ich empfehle stets The Gamers.

Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass das herkömmliche PnP am Spieltisch wirklich bedroht ist. Nach meiner sehr persönlichen, individuellen und nicht unbedingt verallgemeinerbaren Wahrnehmung sind es die "alten Hasen", die Critical Role etc. schauen. Die jungen Menschen, die mitbekommen haben, dass ich Rollenspiele leite, haben bislang witzigerweise ausnahmslos von Anfang an betont, sie würden gerne D&D spielen, "genauso wie wir damals". In aller Regel war das durch Stranger Things angestoßen und die wußten wohl eher nicht, worüber sie genau reden. Aber sie wollten es gerade am Tisch spielen, umbedingt wie damals. Das war keine Nostalgie von Sammlern, sondern eine mögliche nachwachsende Rollenspielergeneration.

Ob die dabei bleiben, wenn sie merken, dass Stranger Things nicht wirklich viel D&D enthält, bleibt natürlich offen. Aber das war schon in den 80ern so, dass nur ein Teil dauerhaft bei dem Hobby geblieben ist.

Was mich irritiert, ist der Umstand, dass immer mehr junge Menschen sich Spielregeln (auch zu PnP) lieber per youtube-Video erklären lassen wollen, als sie zu lesen (egal ob Print oder pdf). Ich bin wohl zu alt, um mir vorzustellen, wie das klappen soll.

Ich mag die Politik von WotC nicht, aber ich glaube, andere können und werden die Lücke füllen, wenn sich WotC von den PnP-Spielern am Tisch verabschieded.

All dead! All dead!

WotC beendet die Veröffentlichung von Produkten auf Portugiesisch.

Ein Kommentar dazu, sowie der vorgeblichen Inklusivität der Firma.

Zusammenfassung und persönliche Einschätzung? Die Frau ist mir etwas zu anstrengend.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *
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