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Roll Inclusive

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Man muss ja nicht jedes Extrem mitmachen, was von US-Unis über den Teich schwappt. Aber materielle Ungleichheit als Vorwand vorzuschieben, um Mitmenschen mit Bezeichnungen betiteln zu dürfen, die diese mit hoher Wahrscheinlichkeit als abwertend empfinden, ist schon arm.

Die PESA verhängt folgende Urteile, die binnen einer Woche rechtskräftig werden:

Zornhau darf für die Dauer von 3 Monaten Bewährung nur noch sich selbst spielen.

Archoangel muss an einem gemeinnützigen Erzählspiel teilnehmen, in welchem er einen Negerkuss in einem Supermarkt-Regal verkörpert, wobei dieser durch ein Kinderlied mit Abzaehlvers gehänselt wird.

 

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Ich bin der erste, der bereit ist differenziert und (auch gerne kritisch) über Roll Inclusive als Werk zu reden.

Ich bin der erste, der bereit ist, merkwürdiges/ anrüchiges Verhalten in der OSR zu besprechen (in anderen communities, wie StoryGaming sollen das andere machen).

Was mich aber echt ankotzt ist die implizite Gleichsetzung von absolut ungleichartigen Dingen:

Roma und Sinti  wurden REAL unter der Bezeichnung "Zigeuner" gejagt und umgebracht. In diesem Land.

Schwarze in Deutschland krankenhausreif und schlimmer geschlagen worden.

In Hanau wurden REAL Menschen umgebracht, hingerichtet, aus reinem Haß. In diesem Land. Vor nur einem Jahr.

Was NICHT passiert ist:

  • Oriental Adventures "gecancelt" worden
  • die Meinungsfreiheit rechtlich beschnitten
  • DSA oder Kobold Press oder der Autor gecancelt worden
  • Gronk gecancelt  worden
  • Der Eskapdcast gecancelt worden
  • Irgendjemandem verboten worden irgendwas zu spielen, was er will

Weder ist irgendwas davon eingetreten, noch steht das als Forderung in Roll Inclusive.  Die Sachen sind schon wenn sie eingetreten wären nicht vergleichbar. Aber dann sind sie ja noch nichtmal eingetreten, insofern zeitigen hie reinige wirklich etwas, was ich geneigt bin mit "erstaunlicher Fragilität" bezeichnen zu wollen.

Wenn Ihr was zu Roll Inclusive sagen wollt, zum Text, Autoren bitteschön. Ansonsten haltet Euren Kulturkrieg bitte draußen.

Ich unterstelle, dass in Fällen wie dem hier vorliegenden, niemand irgendjemanden beleidigen wollte oder will. Ich glaube auch, dass jeder mit eine wenig guten Willen das auch weiß.

Es ist auch durchaus legitim, solche Erscheinungen im angemessenen Rahmen kritisch zu beleuchten. Auch da dürfte wohl noch fast jeder mitgehen.

Das Problem tritt für mich dann auf, wenn sich Menschen dazu berufen fühlen, massiv für die vermeindlichen Befindlichkeiten Dritter einzutreten, die selbst überhaupt nicht betroffen sind. Ich habe Schwierigkeiten mit dem Absolutismus dieses "Sensitive Reading". Man könnte auch einfach sagen: "Finde ich nicht gut, kaufe ich nicht." oder: "Ich nutze das Klischee, um es zu durchbrechen, um im Abenteuer die Gefährlichkeit solcher Verallgemeinerungen thematisch aufzugreifen." Statt gleich die große Keule zu schwingen und einen Verlag oder Autor wegen eines Buchs als rückwärtsgewandt, rassistisch und untragbar anzuprangern. Ich sehe da kein Maßhalten mehr. Ich habe immer wieder das Gefühl, die Kritiker sonnen sich in ihrer Entdeckung eines vermeindlichen Abgrunds der Menschlichkeit, fühlen sich als Bessermenschen erhöht gegenüber denjenigen, die sich nicht ihrem "Empfinden" beugen.

Wenn ein Verlag einen "Sensitive Reader" extra einstellen muss, der darin geschult werden muss, ja jede Minderheit entdecken zu können, die sich möglicherweise durch eine Formulierung, eine Rasse oder Kultur eines Fantasysettings oder die Beschreibung einer fiktiven Religion verletzt fühlen könnte, dann sehe ich darin eine Grenze der Zumutbarkeit überschritten. Ebenso, wenn Bücher vernichtet werden sollen, weil sie vielleicht die Empfindungen einzelner auch einmal stören könnten.

Es gibt natürlich Grenzen desjenigen, was noch tolleriert werden kann, insbesondere in realitätsbezogenen Settings. Solche Grenzen zieht spätestens das Gesetz. Die Schwierigkeit liegt darin, außerhalb von gesetzlichen Verboten eine gesunde Abwägung zu treffen. Für mein Empfinden wird hier inzwischen weit über das notwendige und vernünftige Maß hinausgeschossen.

Zudem geschieht das oft sehr einseitig. Wenn etwa die Katholische Kirche derzeit unter einen Generalverdacht gestellt wird, weil dort - unbestritten - schweres Fehlverhalten einiger Personen vorgekommen ist, sorgt sich praktisch niemand um die zigtausenden hoch anständigen Geistlichen, Pastoralreferenten, aktiven Gemeindemitglieder, die sich ständig und unbeirrt um die Belange anderer Menschen bemühen. Es ist en vogue, undifferenziert auf die Katholische Kirche einzudreschen. Niemand kritisiert verallgemeinernde, negative Äußerungen. Nicht das ich missverstanden werde: Das erwarte ich auch garnicht. Ich kann das durchaus verstehen. Jeder muss eben manchmal auch etwas schlucken, selbst wenn es objektiv ungerecht ist oder subjektiv als verletztend empfunden wird. Das gehört zum Alltag einer pluralistischen Gesellschaft mit Meinungsfreiheit einfach dazu. Da kann man auch mal die Schultern zucken, deutlich machen, dass man das anders oder differenzierter sieht, und zum Alltagsgeschäft zurückkehren. Wer hat nicht schon bei der Darstellung oder Beschreibung von Klerikern Beispiele gesehen, die sich auf Klischees katholischer Priester oder mittelalterlicher "Kirchenfürsten" stützen? Oder nehmen wir das "Leben des Brian" als Beispiel. Regt sich niemand ernsthaft drüber auf ... zurecht.

In Rollenspielen - insbesondere in Fantasy-Settings - wird mit Klischees gespielt. Wird gerade das unterbunden, darf keine "humanoide" Monsterrasse mehr als im Grundsatz böse dargestellt werden, dann greift das massiv in den Reiz dieser Spiele ein. Die Hexe in Hänsel und Gretel ist nun einmal böse. Für das Märchen ist völlig uninteressant, ob sie eine schwere Kindheit hatte oder warum sie so geworden ist, dass sie Kinder in den Ofen schiebt und verspeist. Wer solche Verallgemeinerungen im Interesse des Spiels nicht ertragen kann, sollte sich andere Freizeitaktivitäten oder andere Settings (vornehmlich mit Realbezug und ohne Eskapismus) aussuchen, aber nicht den Anspruch stellen, dass alle anderen sich seiner Wertung anzuschließen haben.

Das nachfolgende ist jetzt natürlich eher kontraproduktiv, weil ich weiter oben schon einmal dargelegt habe, dass das N-Wort für mich persönlich jedenfalls grundsätzlich mit positiven Assoziationen verbunden ist, weswegen ich zwar das Wort vermeide, jedoch nicht aus innerer Überzeugung, sondern weil ich einfach niemanden verletzen möchte. Beim Z-Wort ist es das gleiche. Ich kann diese einseitige Bewertung des Wortes ebenfalls nicht nachvollziehen. Natürlich gibt es im realen Leben Ressentiments gegen Angehörige von Gruppen, die man herkömmlich unter diesen Begriff gefasst hat. Andererseits haben sich bis in die Mitte der 90er Verbände solcher Gruppen noch selbst so bezeichnet. Und es gibt literarisch eben auch die romantisierte Sicht der fahrenden Völker, die sich ebenfalls mit diesem Begriff verknüpft. Wer mag die "Königsmörder-Chroniken" und hätte bei den Edema Ruh - wenn er ganz ehrlich zu sich selbst ist - nicht (ganz wohlwollend romatisch-verklärt) an Z... gedacht? Auch zwischen Edema Ruh und dem Klischee des Z...-Lebens gibt es unübersehbares Parallelen. Seit nun etwa zwei Jahrzehnten gibt es eine NSCin in meiner selbst gebauten Fantasy-PnP-Welt, die mir zu den liebsten überhaupt zählt: Eine Unsterbliche die immer mal wieder den Weg der SCs unter verschiedenen Namen kreuzt, zumeist in der Gestalt einer Z...in, mal als Wahrsagerin, mal als Priesterin in einem Tempel, in dem man um Glück betet, ... Sie ist keine Sinti, sie ist keine Roma o.ä., denn diese Ethnischen Gruppen gibt es in meiner Welt nicht. Sie ist eine Z. Und das ist gut so, ohne jede Herabwürdigung. Muss ich das nun nach zwanzig Jahren ändern? Obwohl meine Spieler sie lieben? Was, wenn ich jetzt noch sage, dass sie - bevor sie Unsterblich wurde - eine Diebin war? Erfüllt das jetzt genug Klischees, um die Verwendung inakzeptabel zu machen? Nun sind alle SCs dieser Kampagne auch Diebe (ganz unterschiedlicher ethnischer Herkunft), ändert das die Sachlage nun wieder? Und die Diebesgilde kümmert sich - natürlich auch eigennützig, aber nicht nur - um Straßenkinder, die ansonsten zumeist keine Zukunft hätten. Was nun? Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich in einer nichtrealen Welt eine Z...in basierend auf romantischen Literaturvorlagen generiert habe und sie auch so nenne?

Müssen sich große Männer durch die Darstellung des Fezzik mit einem eher schlichten Gemüt in Die Braut des Prinzen wirklich persönlich angegriffen fühlen?

Was ich sagen will: Man spielt im Rollenspiel doch mit Klischees und durchbricht sie dann auch immer mal wieder. Gerade das macht sehr oft den Reiz der sich entspannenden Geschichte beim Rollenspiel ganz erheblich mit aus. Mal sind die Klischees positiv, mal negativ, aber jeder am Tisch weiß, dass das rein garnichts mit der Realität zu tun hat, sondern pure Phantastik ist.

Das zu beschränken, berührt meiner Überzeugung nach einen Kern unseres Hobbies, den Kern der Phantastik allgemein. Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass es die Szene gefährdet und ungerechtfertigt diskreditiert, indem Eskapismus verunmöglicht wird, indem Spaltung herbeigeführt wird, indem Grabenkriege ausgelöst werden, die völlig in den Hintergrund treten lassen, was das Hobbie Rollenspiel wirklich ausmacht.

Wenn man den durchschnittlichen Rollenspieler aus einem elitären PC-Wetteifer heraus in eine Schmuddelecke stellt, weil wir Orks als böse Wesen der Finsternis zu klassischen Feinden der SCs machen, dann werden die Empfindungen eines großen Teils der Rollenspieler dadurch eben verletzt. Weil in Orks bei realistischer Betrachtung eben praktisch niemand am Spieltisch einen Osmanen oder Tartaren oder was auch immer sieht, sondern schlicht einen Ork, eine menschenähnliche aber nichtmenschliche Kreatur der Finsternis.

Wer ein Rollenspielbuch liest und nichts besseres zu tun hat, als darin nach PC-Fehlern zu suchen und diese ausgiebig öffentlich zu brandmarken, hat m.E. die Fähigkeit verloren, zu träumen.

EDIT: Habe Deinen Beitrag erst gesehen, nachdem ich meinen abgeschickt hatte, Settembrini. Ich kann ihn gerne wieder löschen, wenn Du das möchtest. Ich sehe aber schon einen Bezug. Und ich halte es für schwer vorstellbar, dass ein Verlag seine gedruckten Bücher, deren Inhalt er ja vor der Veröffentlichung kannte, wirklich ganz "freiwillig" vernichtet, weil dort alle vorher zu blöd waren zu lesen, was sie da drucken. Kritik ist in Ordnung, den massiven Druck, den diese heute erreicht, finde ich problematisch.

All dead! All dead!

Immer dieses allgemeine. Es geht doch um einen konkreten Fall und nicht um deine Home-Campaign.

Es sieht halt so aus, dass keiner außer Dir das Wald-Buch hier gelesen hat. Allgemein: in einem deutschen Buch wäre es beschämend, wenn Autor und Übersetzter nicht ganz ohne sensitivity reader antiziganistische (KONKRET DIESE) Vorurteile erkennen würden. Genauso beschämend wäre es, wenn sie sie dann nicht vermeiden wollen würden - angesichts der deutschen Geschichte UND Gegenwart.

Ohne Kenntnis des Buches kann man da nicht konkreter werden. Weder in die eine noch in die andere Richtung.

Zitat von Settembrini am 9. März 2021, 11:10 Uhr

Was mich aber echt ankotzt ist die implizite Gleichsetzung von absolut ungleichartigen Dingen:

Roma und Sinti  wurden REAL unter der Bezeichnung "Zigeuner" gejagt und umgebracht. In diesem Land.

Oh! Das wusste ich gar nicht! Das lässt ja plötzlich alles in einem ganz anderen Licht erscheinen!

Aber ernsthaft, schieb' Dir diese verbalen Geiselnahmeversuche sonstwohin. Sie sind ekelhaft in ihren Insinuationen und die einzigen "Gleichsetzungen", die hier erfolgen, nimmst Du selber vor.

Zitat von Settembrini am 9. März 2021, 11:10 Uhr

Wenn Ihr was zu Roll Inclusive sagen wollt, zum Text, Autoren bitteschön. Ansonsten haltet Euren Kulturkrieg bitte draußen.

Und dieses "bleibt mal beim Thema" kann man diesem eineinhalb Jahre alten Thread, in dem schon jeder, Du eingeschlossen, über Gott und die Welt der politischen Korrektheit in allen Formen und Farben abgerantet hat, ja wohl nur noch als Satire begreifen.

Gleichsetzung ist IMMER problematisch. Man trifft sie aber nicht nur in der von Dir, Settembrini, angesprochenen Form an.

Natürlich wäre es falsch, die Kritik an Gronk (die ich bislang nicht teilen, aber auch nicht wirklich qualifiziert bewerten kann) mit körperlicher Gewalt gegen Menschen deren Hautfarbe wegen gleichzusetzen. Weiß nicht, ob das überhaupt jemand gemacht hat. Aber im Zweifel wird alles irgendwo von irgendwem im Internet gemacht.

Falsch finde ich aber auch, die Beschreibung eines Volkes in einer nichtrealen Fantasy-Welt (seien es Orks oder Z. oder was auch immer) mit einer rassistischen Haltung gegenüber bestimmten Menschen in der Realität gleichzusetzen, den Urheber solcher Fiktionen also mit einem glatzköpfigen Schläger der Realen Welt gleichzusetzten. Das eine hat mit dem anderen in aller Regel nichts zu tun.

Sowohl Deine obige als auch meine vorstehende "Gleichsetzung" sind dabei überspitzt, um das Problem zu verdeutlichen.

Ich habe so garnichts mit irgendwelchen Pimmeln mit Ohren gemein und möchte mich auch nicht mit diesen gemein machen lassen, nur weil ich bestimmte Worte oder allgemein die von mir erlernte und gelebte Sprache weiter verwende und bevorzuge. Weil die in solchen PC-Debatten unterstellten Konnotationen für mich zumeist überhaupt nicht existieren.

All dead! All dead!

@Elegod, im Bezug auf den konkreten Fall: Ist Dein Argument, dass die Darstellung gar nicht antiziganistisch IST?

Oder, dass sie Deiner Meinung nach antiziganistisch sein DARF?

Oder ist Dein Argument, dass sie gar nicht antiziganistisch sein KANN - weil Fantasy?

Zitat von Wulfhelm am 9. März 2021, 12:02 Uhr
Zitat von Settembrini am 9. März 2021, 11:10 Uhr

Wenn Ihr was zu Roll Inclusive sagen wollt, zum Text, Autoren bitteschön. Ansonsten haltet Euren Kulturkrieg bitte draußen.

Und dieses "bleibt mal beim Thema" kann man diesem eineinhalb Jahre alten Thread, in dem schon jeder, Du eingeschlossen, über Gott und die Welt der politischen Korrektheit in allen Formen und Farben abgerantet hat, ja wohl nur noch als Satire begreifen.

Nein, keine Satire.

 

@tassander

Gut gefragt! Das wirkt auf den ersten Blick wie eine Zwickmühle. Die Wahrheit scheint mir aber nicht so "binär", wie es Deine Fragen vorgeben, wenn ich hier einmal dieses Wort für mich in Anspruch nehmen darf.

Ich gehe mal in mich, schnappe mir nochmal das Buch und komme dann darauf zurück. Weil es Dir ja alleine um den konkreten Einzelfall geht (mir hingegen geht es eher um die sich aus der Summe der Einzelfälle ergebende Gesamtwirkung). Um darauf angemessen zu antworten, brauche ich etwas Zeit, die ich gerade nicht habe. Aber ich komme darauf zurück.

All dead! All dead!
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