Disputorium

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ZockBockRadio 11: Liebe & DSA

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@ErikErikson und Postmoderne:

Modernism ist eine Reaktion auf das Industriezeitalter, auf das Verschwinden der Ständegesellschaft und der damit einhergehenden Selbstsicherheit, die Verortung des Einzelnen im Ganzen wird unklar, Massenkultur und Massenproduktion, auch Massenmord im Ersten Weltkrieg etc. Die Moderne neigt dazu, den Verlust alter Sicherheiten zu beklagen und sucht häufig nach sinngebenden Strukturen. Spengler hatten wir hier schon diskutiert, TS Eliot oder JG Frazer wären dafür andere Beispiele. Auch Tolkien kann man in diesen Kontext setzen.

Die Postmoderne sieht das anders. Die Postmoderne feiert diesen Umstand, den Verlust des Sicheren, des Vorgegebenen. Sie zieht sich zurück aus der Diskussion und spielt mit Genres, Klischees und Formen aus der oft ironischen Sicht des Wissenden. Sicherheiten und Wahrheiten werden zur Disposition gestellt und spielerisch aufgelöst.

Ich kann nichts postmodernes in DSA erkennen.

Zitat von ghoul am 25. November 2020, 9:46 Uhr

Witzig, dass du das so sagst. Das Werfel-Zitat stammt ja aus einem Roman, der zur Zeit spielt, als Verdi und Wagner sich beide in Venedig aufhalten. Der Verweis auf die von den bösen Romantikern unterdrückte Jugend meint die 1848er-Bewegung, die Revolutionäre. In diesem Kontext sind also revolutionäre Nationalstaatsbestrebung und verklärte Nationalromantik gegeneinandergestellt.

Edit: Wagner ist natürlich gerade kein Biedermeier.

Nee. Heimatliebe ist nicht automatisch Nationalromantik. Das war der Punkt. Damals war die biedermeierische Heimatliebe sich als Schwabe, Franke oder Pfälzer zu fühlen und nicht unbedingt als Deutscher.
Es geht da also um die Gegenüberstellung von Revolution (Deutscher Staat) und alte Ordnung (einzelne Fürstenreiche) mit Betonung auf Ordnung.

Wo wir bei der Postmoderne allerdings sind: Hayden White's Metahistory geht davon aus, dass Menschen nicht anders können, als Geschichten zu kreieren. Wir suchen bei allen Dingen nach einem Anfang - wo sonst soll unsere Erzählung beginnen - nach einem Ende und auch einem Höhepunkt. Wenn ich eine Deutsche Geschichte mit Napoleon beginnen lasse ("Am Anfang war Napoleon"), dann kreiere ich nicht nur history sondern auch story, ein narratives Werk.

Wenn über Sportereignisse berichtet wird, dann geschieht das gleiche. Das ist für RSP interessant, weil es unterstreicht, dass das Spiel immer eine Geschichte erzeugt - im Nachhinein.

Aber das nur am Rande.

@6: Das sei unbestritten.

Biedermeier ist kastrierte Romantik, d'accord? Eine Reaktion auf die gescheiterte Revolution von '48, ein Rückzug ins Private, in die Behaglichkeit.

National-, Spät- und Neoromantik, nach außen getragene Leidenschaft, Todessehnsucht haben damit nichts zu tun.

DSA ist ja ein kastriertes Abenteuerrollenspiel. Bieder. Behaglich. Ausgrenzend (wurde postuliert).

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *
Zitat von ghoul am 25. November 2020, 10:49 Uhr

@6: Das sei unbestritten.

Biedermeier ist kastrierte Romantik, d'accord? Eine Reaktion auf die gescheiterte Revolution von '48, ein Rückzug ins Private, in die Behaglichkeit.

National-, Spät- und Neoromantik, nach außen getragene Leidenschaft, Todessehnsucht haben damit nichts zu tun.

DSA ist ja ein kastriertes Abenteuerrollenspiel. Bieder. Behaglich. Ausgrenzend (wurde postuliert).

Biedermeier ist bereits die Reaktion auf die Romantik. Sie hat sich sicherlich ein paar Sachen aus der Romantik übernenommen, aber ansonsten ist sie viel zu sehr fixiert auf klare Ordnung. Übrigens Biedermeier: ~1815 - 1848. Also vor der gescheiterten Revolution. 😉

nach gefühl würde ich dann sagen, DSA ist am ehesten biedermeier mit paar anderen Einflüssen.

Der heimatbegriff der Romantik ist also nicht auf Deutschland, sondern auf die deutschen Kleinstaaten bezogen? Das ist ja interessant. Würde dann ein Romantiker der aus Bayern kommt, einen Sachsen ausgrenzen, um bei dem Ausgrenzungsthema zu bleiben?

DSA hat ja diese bescheuerten Wortspiele, wie Abu Terfas (A Butterfass). Wäre das Postmodern? Ist Rollenspiel an sich, mit seinem bezug auf (fantasy)literatur und den stets präsenten Bezugsebenen Spieler-Spielfigur nicht automatisch postmodern?

DSA hat auf jeden Fall diesen bezug zum kaiserreich und zur kaiserfamilie, die ist würde ich sagen, der kernpunkt des Systems. Die kaiserfamilie ist einerseits ehrfurchtgebietend, aber andererseits auch merkwürdig konträr zum rest. Die war immer mit Skandalen behängt, welche die Moral der restwelt aufgebrochen hat. Ein kaiser hat mit seiner Tochter geschalafen, glaube ich, eine andere hat sich als mann verkleidet, eine Thronfolgerin ist weggelaufen, oder böse geworden oder so. Vielleicht kennt sich wer da besser aus.

 

Aha, Danke für die Berichtigung, 6! Also ist das Biedermeier der Restauration eine Reaktion auf die Wirren der vorangegangenen Revolution.

* Orangener Gurt im PJJ * Grüner Gürtel im Drama-Fu (Drachen-Stil) * Brauner Gürtel im Pyro-Fu * Night's Master im Ghoulu Jitsu * Gelber Gürtel im Tanelorn *

Weder schlechte Wortspiele noch die Unterscheidung Spieler zu Spielfigur sind an und für sich postmodern. Und auch Intertextualität ist für sich genommen nicht postomodern.

Zitat von ghoul am 25. November 2020, 11:15 Uhr

Aha, Danke für die Berichtigung, 6! Also ist das Biedermeier der Restauration eine Reaktion auf die Wirren der vorangegangenen Revolution.

Wenn Du die französische Revolution meinst, dann ja. Besonders auf die "komischen Studenten mit diesen französischen Flausen im Kopp" (Kein echtes Zitat)

Regionalspielhilfe:

 

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